Katholische Männerbewegung: Nicht männliche Privilegien schützen
Die Katholische Männerbewegung (KMB) bemüht sich um ein neues, auf Dialog und Partnerschaftlichkeit ausgerichtetes Männerbild. Das geht aus einem Interview hervor, dass die Linzer "KirchenZeitung" (Ausgabe 19. Oktober) mit dem Obmann der KMB in Oberösterreich anlässlich deren 75-Jahr-Jubiläum führte. Manche Männer würden im Ringen um zeitgemäße Geschlechterrollen eine "Verteidigungshaltung" einnehmen, statt ihren Selbstwert in einer Weise zu stärken, dass sich dieser positiv auf die Beziehung zu Frauen auswirkt, so Steiner. Die KMB suche hier eine Zusammenarbeit mit der Katholischen Frauenbewegung und vermeide jedes Konkurrenzverhalten: "Es kann sicher nicht darum gehen, männliche Privilegien zu schützen."
Gegenwärtig herrsche vielfach Unsicherheit bei der Frage, was heute unter Männlichkeit zu verstehen ist, so die Beobachtung des KMB-Obmanns. Das sei früher sehr viel leichter zu beantworten gewesen. Heute sei viel von "toxischer Männlichkeit" die Rede, weil hauptsächlich Männer Gewalttaten verüben. "Das ist den Männern nicht gleichgültig, wenn diese Verbrechen geschehen", sagte Steiner. Die Suche nach einer positiven Männlichkeit sei zunächst eine Herausforderung für jeden einzelnen Mann, die KMB wolle darüber hinaus ermöglichen, "sich gegenseitig zu stärken, herauszufordern und sich auch infrage zu stellen".
Wenn sich manche Männer in eine Opferrolle begeben - etwa, weil sie ihre Väterrechte zurückgedrängt sehen oder keine Beziehungen zu Frauen aufbauen können -, sei es hilfreich, offen darüber zu reden. Sich als Opfer zu sehen und jemanden zu suchen, der angeblich an der eigenen Situation schuld ist, steht laut Steiner im Widerspruch dazu, erwachsen zu sein. Denn dies bedeute letztlich, "Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen".
Auf der Suche nach passenden Vorbildern habe sich die KMB in den vergangenen Jahren bewusst mit Männerfiguren in der Bibel beschäftigt: "Wir haben erkannt: Sie haben viele Schattenseiten und ein paar Lichtseiten. Aber nicht nur die Lichtseiten können Orientierung geben: Auch das Ausloten der dunklen Seiten bringt Erkenntnisgewinn, wenn man differenziert damit umgeht." Die Männer in der Bibel seien nicht perfekt, "aber das sind wir auch nicht", räumte Steiner ein. Es sei wichtig, "an den eigenen Lichtseiten zu arbeiten, aber andere nicht zu verurteilen, wenn sie nicht perfekt sind, sondern differenziert mit sich und ihnen umzugehen".
"Vielfalt stärkt und Gemeinschaft hält"
Ein selbstreflektierter und selbstbewusster Mann sei zur Solidarität mit anderen fähig - als Mann mit den Frauen, als heterosexueller mit einem homosexuellen Mann, als Mehrheitsvertreter mit Minderheiten, bestätigte der KMB-Obmann. Nicht zufällig heiße es im neuen Leitbild der Männerbewegung: "Vielfalt stärkt und Gemeinschaft hält." Auch innerhalb der KMB herrsche Vielfalt, die dort engagierten Männer seien sehr unterschiedlich. Steiner: "Man könnte meinen, das sei eine Schwäche, weil man nicht einfach zu klaren politischen Botschaften kommt. Aber das wollen wir gar nicht. Unser Anliegen ist es, das Gespräch miteinander und die Solidarität zu stärken."
Ihr 75-jähriges Bestehen feiert die KMB in Oberösterreich am 21. Oktober im Bildungshaus Schloss Puchberg mit einer "Männersynode" unter dem bezeichnenden Titel "Wo männerst du hin?" Inhaltlich wird es laut Obmann Steiner um den Blick darauf gehen, was Männern zurzeit wichtig ist, "was für sie Freude und Hoffnung, Trauer und Angst sind". Als Gäste werden u.a. der Linzer Bischof Manfred Scheuer und der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer erwartet.
Quelle: kathpress