Telefonseelsorge: Chatberatung bei Jugendlichen "Mittel der Wahl"
Online-Seelsorge per Chat ist für Jugendlichen und jungen Erwachsenen "Mittel der Wahl". Darauf haben Expertinnen und Experten der "TelefonSeelsorge OÖ - Notruf 142" in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz aufmerksam gemacht. Demnach sind rund 73 Prozent der Userinnen und User des Beratungschats der Telefonseelsorge unter 30 Jahre alt. Das Angebot wurde 2012 zunächst als reine E-Mail-Beratung ins Leben gerufen, mittlerweile steht die Chatberatung täglich von 16 bis 23 Uhr kostenlos und anonym zur Verfügung. Die Anfragen sind laut den Verantwortlichen weiterhin im Steigen begriffen.
"Jüngere Zielgruppen sind inzwischen fast zu 100 Prozent in digitalen Kontexten unterwegs", etwa bei der Kommunikation über Messenger-Dienste oder das Verwenden von Social-Media-Plattformen, erklärte Stefan Kühne, Experte für Onlineberatung und -therapie. So seien digitale Angebote selbstverständlicher Bestandteil ihrer Lebenswelten. "Durch die Verwendung von Messenger-Diensten sind Jugendliche und junge Erwachsene zudem sehr vertraut mit der Möglichkeit, durch schriftliche Kommunikation Fragen zu klären, Probleme zu benennen und in den Austausch mit anderen zu treten", so Kühne.
Der Sofortchat der "TelefonSeelsorge" stelle damit ein sehr niederschwelliges Angebot der Unterstützung und Begleitung auch und gerade für jüngere Zielgruppen dar. "Indem dieses Angebot im digitalen Raum stattfindet, ist es anschlussfähig an die Lebenswelten und den digitalen Sozialraum Jugendlicher und junger Erwachsener", hob Kühne dessen Potenzial hervor.
"Getipptes Gespräch" bringt erste Entlastung
Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin der TelefonSeelsorge OÖ, unterstrich die Bedeutung der Chatberatung für Jugendliche und junge Erwachsene. "Junge Menschen wissen oft nicht, an wen sie sich mit ihren Sorgen und Nöten wenden können", sie wollten Eltern und Freunde nicht belasten oder fühlen sich einsam und unverstanden, schilderte die Expertin. Durch das virtuelle psychosoziale Angebot würden Betroffene schnell Rat und Hilfe finden. "Ein Chat ist ein getipptes Gespräch. Oft bringt das Schreiben über das, was beschäftigt, ängstigt oder zermürbt, eine erste Entlastung."
Im Schutz der Anonymität eines Chats öffneten sich Jugendliche häufig leichter, sodass schambesetzte Themen wie selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken, Missbrauch oder Suchtproblematiken schneller angesprochen werden. "Sie können sich dafür entscheiden, anonym zu bleiben, und haben es in der Hand, den Kontakt jederzeit ohne Angabe von Gründen abzubrechen", schilderte Silvia Breitwieser, Leiterin der "TelefonSeelsorge OÖ" die Vorteile.
Die Erfahrung zeige, dass Beratungen über das Internet trotz der räumlichen Distanz sehr emotional sein können. Paradoxerweise entstehe gerade durch die Niederschwelligkeit der Chatberatung eine oft sehr große Nähe. "Wird hier eine Vertrauensbasis geschaffen, kann bei den Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen ein Gefühl von Halt, Wertschätzung und Sicherheit entstehen", so Breitwieser. (Infos: www.onlineberatung-telefonseelsorge.at)
Quelle: kathpress