Israels Botschafter in Wien: Konflikt mit Hamas nicht religiös
Der israelische Botschafter in Österreich, David Roet, ist überzeugt, dass der Konflikt zwischen der Hamas und Israel im Kern nicht religiöser Natur ist. "Ich glaube nicht, dass unser Konflikt ein religiöser Konflikt ist", sagte der Diplomat im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress am Donnerstag. Gläubige aller drei monotheistischen Religionen sollten zusammenstehen und gemeinsam differenzieren, "was richtig und was falsch" sei, zeigte sich Roet überzeugt, dass Religion eine positive Rolle im Konflikt spielen könne. Klar sei aber, dass die Hamas den Islam für ihre Zwecke missbrauche: "Die Hamas repräsentiert den Islam nicht, sie steht nicht dafür, was der Islam ist, oder sein sollte."
Die Hamas sei eine Terrororganisation, mit dem Ziel, Hass und Gewalt zu verbreiten, diese Agenda könne nie eine Religion repräsentieren. "Sie berufen sich auf Gott, um gottlose Taten zu begehen", so Israels Botschafter. Die Terrororganisation missbrauche die Religion und den einen Gott, an den alle monotheistischen Religionen glaubten. Wünschenswert wäre es aber, so Roet, wenn mehr muslimische Religionsführer diesen Umstand klarer benennen und verurteilen würden.
Klar sei, dass das Leben eines palästinensischen Babys genauso viel wert sei wie das Leben eines israelischen Babys, betonte Israels Botschafter: "Ein Baby ist ein Baby, ist ein Baby, ist ein Baby", so Roet wörtlich. Alle seien als Menschen geboren, egal ob jemand Israeli, Palästinenser oder Österreicher sei.
Geisel-Freilassung moralisches Dilemma
Bei den Verhandlungen um die Freilassung israelischer Geiseln offenbare sich ein moralisches Dilemma, so Roet. Wie solle man entscheiden, wen man befreie. Es herrsche Konsens, dass Frauen und Kinder bzw. Babys unter den ersten Befreiten seien werden, aber man werde nicht alle auslösen können, so Roet: "Familien werden auseinandergerissen bleiben". Daraus entstünden eine Reihe moralischer Frage. Nach Medienberichten von Donnerstag wird die Freilassung eines Teils der Verschleppten frühestens am Freitag stattfinden. Auch die damit verbundene Waffenruhe verzögert sich.
Er unterstütze Papst Franziskus in seinem Anliegen, alle Menschen vor Leid zu bewahren. Der Papst war erst am Mittwoch mit einer Gruppe von Angehörigen israelischer Hamas-Geiseln sowie Verwandten von Palästinensern in Gaza zusammengetroffen. Es gehe darum, zu differenzieren, zwischen Hamas-Terroristen und der palästinensischen Bevölkerung. Hierbei solle der Papst "als Stimme der Humanität" für die Freilassung der Geiseln werben und den Hamas-Terror verurteilen.
Demos in Europa schockierend
Zu den Pro-Palästinensischen Kundgebungen in vielen europäischen Großstädten und auch in Wien wolle er klarstellen, dass Israel nicht gegen die palästinensische Bevölkerung, sondern gegen die Hamas kämpfe. Unter dieser Prämisse sei er "schockiert" über Demonstrationen, die die Hamas unterstützen und unter dem Slogan "From the river to the sea, Palestine will be free" zum Genozid an den Juden aufriefen.
Es sei über Jahr die Idee gewesen, die Menschen im Gazastreifen durch wirtschaftliche und humanitäre Hilfe Perspektiven aufzuzeigen und dadurch davon zu überzeugen, dass die Hamas nicht die richtige Organisation ist, um zu regieren. Seit dem 7. Oktober sei diese Idee allerdings nicht mehr vorstellbar, so der Botschafter. In Zukunft sei es ausgeschlossen, dass die Hamas die Macht im Gazastreifen hat. Sie dürfen keine Macht über Menschen oder Waffen haben, so Roet.
Leider sei die Hamas von der Bevölkerung gewählt worden, hier gehe es in erster Linie um Bildung, man müsse den Menschen in Palästina zeigen, dass es der Hamas nicht um die eigene Bevölkerung gehe, sondern um die Umsetzung ihrer terroristischen Ziele. Wenn die Hamas zerstört sei, müsse man sich Gedanken machen, wer zukünftig über Palästina regieren solle. Man sei auf einem guten Weg zu einem friedlichen Zusammenleben in der ganzen Region gewesen, der 7. Oktober habe diese Bemühungen leider zunichtegemacht.
Unter dem Slogan "Bring them home" - "bringt sie nach Hause" - wirbt Israel weltweit und auch in Österreich darum, alles daranzusetzen, die rund 240 israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas zu befreien. In Österreich gebe es viel Unterstützung vonseiten der Politik und der Zivilgesellschaft bei dieser Sache, wofür man sehr dankbar sei. Dankbar sei man auch über das Engagement der katholischen Kirche und insbesondere des Wiener Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn.
Quelle: kathpress