Schönborn: Menschliche Grundkonstanten geben in Krisen Zuversicht
2023 war ein "dramatisches Jahr", und die Aussicht auf das kommende sei alles andere als rosig: Dennoch besteht nach Überzeugung des Wiener Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn, Grund zu Hoffnung. Anlass für "eine nicht zu verwüstende Zuversicht" sind für ihn die menschlichen Grundkonstanten, die "Basics" von Geburt und Tod. Schönborn sprach vom Geschenk, geboren zu werden. Wer ein Neugeborenes im Arm halte, erlebe eine Welt, von der Gott am Ende jedes Schöpfungstages gesagt habe: Es ist gut; er sah, dass es gut war. Und auch der Tod, der mit Schmerz und Trauer verbunden sei, habe nach christlicher Überzeugung "nicht das letzte Wort", sondern sei ein Durchgang zu einem Leben danach.
Der Kardinal äußerte sich am Dienstagabend im Wiener Priesterseminar bei einer Adventbegegnung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ORF. Zur von Regens Richard Tatzreiter in Vertretung des erkrankten Wiener Generalvikars Nikolaus Krasa geleiteten Adventbesinnung in der Kirche des Priesterseminars und dem anschließenden Empfang waren viele Gäste aus dem Medienwesen und aus der Kirche gekommen: darunter Barbara Krenn, Leiterin der ORF-Abteilung Religion und Ethik, die den kurzfristig verhinderten ORF-Generaldirektor Roland Weißmann vertrat, der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, die Präsidenten von Katholischer Aktion und Katholischem Familienverband, Ferdinand Kaineder und Peter Mender, die Direktorin des Österreichischen Pastoralinstituts, Gabriele Eder-Cakl, und zahlreiche Mitglieder des Verbands Katholischer Publizistinnen und Publizisten.
Kardinal Schönborn erwähnte ein pointiertes Wort der deutschen Erziehungswissenschaftlerin Marianne Gronemeyer: Im Mittelalter seien die Menschen viel älter geworden als heute; denn damals hatten sie eine Lebenserwartung von 30 Jahren plus die Ewigkeit, heute würden sie 90 "und danach ist es aus". Die christliche Perspektive, wonach alle Menschen für ein Leben nach dem Tod bestimmt sind, biete - verglichen mit der Vorstellung des "Lebens als letzte Gelegenheit" - eine deutlich bessere Motivation, mit Krisen wie den gegenwärtigen fertig zu werden, so Schönborn. Die Hoffnung auf ewiges Leben lasse auch Verzicht aus Solidarität leichter fallen.
ORF setzt auf Religionsberichterstattung
Mit seinen 19 regelmäßigen Religionsformaten hat der ORF verglichen mit anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Europa "mit Abstand das größte Religionsangebot". Darauf wies Barbara Krenn, Leiterin der ORF-Hauptabteilung "Religion und Ethik - multimedial", beim Adventempfang hin. Und trotz des Sparkurses, der dem Unternehmen mit der Novelle zum ORF-Gesetz im vergangenen Juli auferlegt wurde, werde dieses Angebot nicht kleiner, sondern im Gegenteil "Stück für Stück ausgebaut", verwies Krenn auf die neuen Digitalplattformen ORF ON und den mit Jahreswechsel startenden Kinderkanal "ORF Kids".
Das Religions-Angebot in Radio, Fernsehen und Online werde von den Menschen in Österreich auch gerne angenommen, wie Krenn mit folgenden Daten belegte: Mit den Sendungsformaten allein in ORF2 seien 2023 bis jetzt rund 4,9 Millionen Menschen und damit rund 64 Prozent der Bevölkerung ab 12 Jahren erreicht worden. Rund 611.000 Menschen feierten im Schnitt die Gottesdienstübertragungen in den ORF-Regionalradios mit, auf religion.ORF.at habe es heuer bis zu 1,3 Millionen Page-Impressions (Anzahl der Abrufe einer einzelnen Webseite mit einem Webbrowser, Anm.) monatlich gegeben und TV-Sendungen wie "FeierAbend" erreichten am Ostersonntag beispielsweise 36 Prozent Marktanteil - "im Hauptabend, zur besten Sendezeit", wie Krenn ausführte.
"Die katholische Kirche spielt in unserer Berichterstattung selbstverständlich eine große Rolle", versicherte die ORF-Hauptabteilungsleiterin. Exemplarisch nannte sie das Augenmerk darauf, wie sich die Kirche unter dem "immer wieder für Überraschungen guten" Papst Franziskus entwickelt, auf das gesellschaftspolitische Engagement der Kirche und ihren Beitrag zu ethischen Debatten rund um Lebens- und Klimaschutz, Pflege, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit oder Frieden. Besonders hob Krenn das große Projekt "Was glaubt Österreich?" hervor, bei dem ihre ORF-Abteilung mit der Universität Wien und dem Zukunftsfonds kooperiert.
Gastgeber Kardinal Schönborn dankte Krenn für die schon traditionelle Einladung zur Adventbegegnung als Zeichen der Wertschätzung für den ORF und für seine klaren Worte zugunsten eines unabhängigen und kritisch-konstruktiven Religionsjournalismus', "so wie wir ihn verstehen und leben". Das sei in Zeiten, in denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk in ganz Europa vermehrt unter Druck gerate, "äußerst wichtig", sagte die ORF-Vertreterin.
Quelle: Kathpress