Wien: Religionen mit vorweihnachtlichem Aufruf zum Frieden
Der Wunsch nach Frieden in den Konfliktregionen der Welt stand im Zentrum eines vorweihnachtlichen Diskussionsabends in Wien, zu dem die "Coalition of Faith-Based Organizations" (CFBO) am Mittwoch eingeladen hatte. Angesichts einer "zwischen Krieg und Terror dahin taumelnden Welt" seien die Religionen zu einer Demonstration des Friedenswunschs aufgerufen, so der allgemeine Tenor, der Veranstaltung, zu der Vertreter aus Christentum, Judentum, Islam und Buddhismus gekommen waren.
"Wo ist der weihnachtliche Jubel der himmlischen Heerscharen?", fragte angesichts der vielen tausenden Toten und Verwundeten im Ukrainekrieg auf beiden Seiten und des bevorstehenden Kriegswinters, der ukrainisch-katholische Priester und Generalvikar für die katholischen Ostkirchen in Österreich, Yuri Kolosa. Es seien die Kirchen, die Hass in Liebe verwandeln könnten, zeigte er sich überzeugt. Das sei die Voraussetzung für Versöhnung. Das geschehe in den Kirchen der Ukraine bereits heute. "Menschen werden inmitten von Terror und Krieg fähig, zu vergeben und zu lieben", so der Geistliche.
"Friede braucht den Dialog", zeigte sich Willy Weisz von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien überzeugt und zitierte das "Shalom", den Gruß des Friedens, der in der jüdischen Liturgie allgegenwärtig ist. Das gerade beendete Lichterfest Chanukka zeige aber ganz deutlich, dass es keinen Frieden geben könne, wo keine Freiheit herrsche. Gerechtigkeit und Frieden bedingten einander.
Wo die UNO scheitert, könnten die Religionen Frieden bringen, zeigte sich Afsar Rathor, pakistanischer Muslim, mit 27 Jahren Erfahrung im Dienst der UNO überzeugt. Sein Resümee: "Oft genug konnten Kriege und Konflikte nicht verhindert werden. Die UN ist immer wieder gescheitert." Aus seiner Erfahrung waren es einzig die Plattformen der Religionen und religiösen Führer, die nachhaltig Frieden sicherstellen konnten.
Der Präsident der buddhistischen Religionsgesellschaft in Österreich, Gerhard Weissgrab, ergänzte aus buddhistischer Perspektive, dass das Wegkommen von Hass und Verblendung, der zentrale Punkt sei. "Frieden braucht zuerst den Dialog", zeigte er sich überzeugt. Es gehe dabei nicht nur um die religiöse Verständigung, sondern um den Dialog mit allen Bereichen der Gesellschaft.
"Der Einsatz für den Frieden beginnt hier und heute", so das Fazit vor etwa hundert interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern. Moderator Elmar Kuhn, Generalsekretär von "Christen in Not", betonte, dass Friede und Toleranz entstünden, wenn Menschen in Dialog treten. "Nicht von oben herab, mit Gewalt, sondern von den Menschen und aus dem Herzen, mit Verstand und Respekt füreinander."
Die Coalition of Faith-Based Organizations (CFBO) ist ein breit gefächertes Netzwerk von religiösen Organisationen, die gemeinsame spirituelle und moralische Werte und Prinzipien nutzen, um den interreligiösen Dialog für Frieden, Verbrechensverhütung und Strafjustiz zu fördern. Ziel der CFBO ist es religiöse Organisationen, geistliche Führer, Gläubige aus den Weltreligionen, Wissenschaftler und Experten für den interreligiösen Dialog sowie auf dem Gebiet der Kriminalprävention und Strafjustiz zusammenzubringen.