
Kirchenzeitung "Der Sonntag" in digitaler Ära auf neuen Wegen
Die Entwicklung der im Revolutionsjahr 1848 gegründeten Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" - die älteste bestehende Wochenzeitung Österreichs - "vom Flugblatt zur Kirchenzeitung 3.0" hat deren Chefredakteurin Sophie Lauringer nachgezeichnet. Wie zur Zeit des Gründungsdatums vor 175 Jahren erscheine es auch heute passend, die Kirche und deren Vertreter anzugreifen. Heute allerdings vor dem Hintergrund der Säkularisierung, wie Lauringer in ihrem Beitrag für die Zeitschrift des Mittelschüler-Kartellverbandes "Couleur" (Ausgabe 3/2023) ausführt: "Im 19. Jahrhundert gab es eine Volkskirche, in der wir 2023 nicht mehr leben." Speziell die Digitalisierung bringe neue Herausforderungen, denen sich "Der Sonntag" stelle.
In "wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, wie beispielsweise durch das vorgegebene Sparprogramm seitens der Erzdiözese", gibt es laut der Chefredakteurin auch neue Chancen: "Wir können kreativer denken." Dies tue die Redaktion in einer Zeit, da das Glaubenswissen "auf ein Minimum reduziert" sei und für viele Menschen in ihrem Alltag keine Relevanz habe. Genau solche Themen bereiten kirchliche Medien Woche für Woche auf - "mit Beständigkeit und unaufgeregter Information" zu Fragen der Religion und der katholischen Kirche im Besonderen, jenseits von "Hofberichterstattung", so Lauringer.
Heute hätten Medienschaffende die Möglichkeit, ihre Inhalte in neuen Kanälen darzustellen und mit Usern digital zu kommunizieren. Das Digitalabonnement des "Sonntag" wurde neu entwickelt, "wir gehen zusätzlich zu Facebook auf Instagram, um mit kurzen Inhalten zu punkten". Lauringer erwähnte auch zwei redaktionell betreute Podcasts und die "singuläre Stellung", die sich für die Wiener Kirchenzeitung in Österreich durch die crossmedialen Arbeit mit "radio klassik Stephansdom" ergebe: "eine Win-Win-Situation" durch zum Nachlesen und Anhören verbreitete Inhalte. Zwei heuer edierte 80-Seiten-starke Magazine mit erhöhter Auflage und mehr Anzeigen sollen ein Format mit Fortsetzung sein, kündigte die katholische Publizistin an.
"Sind Kirchenmedien fad, fromm und bieder?", fragte Lauringer abschließend. "Wir Religionsjournalistinnen und -journalisten sehen und erleben Kirche mehr als Vielfalt denn als patriarchal einschränkende Domäne", lautete ihre Antwort. Auch wenn es heute modern und legitimiert erscheine, Wertehaltungen zu hinterfragen oder gleich abschaffen zu wollen, "ist die Kirchenzeitung gerade hier eine Konstante und eine seriöse Begleiterin".
Der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, informierte im Sommer über den schon im Herbst 2022 begonnenen Sparkurs der katholischen Kirche, der auch die Medien "Der Sonntag" und "radio klassik Stephansdom" betreffe: Der laufende Diözesanzuschuss werde enden, ab 2025 müssten die beiden Redaktionen aus eigener Kraft wirtschaften.
Quelle: Kathpress