
Marketz: Kein Verständnis für "Free Palestine"-Demonstrationen
Kritik an antiisraelischen Protesten mit "Free Palestine"-Plakaten hat der Kärntner Bischof Josef Marketz geäußert. "Viele dieser Demonstranten leben in Blasen, mit einer Geschichtsdeutung, die von irgendwo herkommt und im Internet befeuert wird", sagte Marketz am Samstag im Interview der "Kleinen Zeitung". Er könne wohl die Motive jener nachvollziehen, die "sich selbst in so einem Netz verfangen" hätten, aber inhaltlich habe er "dafür überhaupt kein Verständnis". Der Bischof zeigte sich sehr betroffen über die Gewalteskalation seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober, er sei oft und auch über mehrere Monate im Heiligen Land gewesen "und finde ganz schlimm, was passiert".
Eigentlich habe es seit 1947 nie wirklich Frieden in dieser Konfliktregion gegeben, erklärte Marketz. Eine andere, "friedlichere, liebendere Weltordnung" sei heute weiter entfernt denn je. "Dort gibt es eine Geschichte, die verschieden gedeutet wird", so der Bischof. "Seit Jahrzehnten werden Menschen auf brutale Art getötet. In jeder Familiengeschichte, bei Juden und Palästinensern, gibt es Tote zu beklagen. Mit solchen Traumata kann man nicht in Frieden leben." Zugleich gebe es aber auch Friedensinitiativen, die von beiden Seiten getragen werden. "Nur das ist die Zukunft."
Verständnis mit Vorbehalten zeigte der Kärntner Bischof gegenüber dem Protest von Klimaaktivisten. "Sehr gespalten" nehme er zur Kenntnis, dass in der Adventzeit Protestierende in mehreren deutschen Städten große Christbäume mit oranger Farbe besprühten. Er anerkenne, dass junge Menschen Formen suchen, um ihrer Sorge für diese Schöpfung Ausdruck zu verleihen. "Aber gefühlt werde ich manchmal auch wütend, wenn ich sehe, zu welchen Mitteln sie greifen." Manches sei kontraproduktiv, "aber wir machen immer wieder Dinge und sagen etwas, was kontraproduktiv ist", räumte Marketz ein. "In jedem Streit kann das passieren."
Den Slogan "Nächstenliebe = Klimaschutz" auf Plakaten der deutschen Aktivisten könne er als Botschaft unterschreiben, "allerdings nicht die Aktion". Liebe zu den Menschen der künftigen Generationen gelte es freilich schon heute zu erweisen. Die "Letzte Generation" ist nach der Überzeugung des Bischofs sicher nicht die wirklich letzte. "Es gibt Dinge, die wir nicht bis morgen umstellen können. Aber wir sollen Maßnahmen setzen." Auch die Kirche bemühe sich in vielfacher Weise darum.
Beteiligen statt nur zuhören
Auf die Frage, was er den Menschen sagen möchte, damit sie nicht nur zu Weihnachten so zahlreich in die Kärntner Kirchen kommen, antwortete Marketz: "Ich denke viel über Dialog und Kommunikation nach." In der Kirche sei die Predigt immer ganz wichtig gewesen. "Heute müssen wir die Menschen einladen, sich mehr zu beteiligen, nicht nur zuzuhören. Wir müssen transparenter werden und tolerant zuhören", nahm der Bischof die Kirche in die Pflicht. Im Kirchenentwicklungsprozess in der Diözese Gurk seien 5000 Menschen befragt worden. Eine Erkenntnis daraus sei der Impuls, Laien vermehrt einzusetzen und Frauen stärker einzubinden.
Marketz' Fazit: "Würden wir mehr mit-einander sprechen und mehr aufeinander hören, wäre die Welt besser. Gott hat so einen Schritt gemacht, indem er in menschlicher Gestalt auf die Welt kommt und mit den Menschen kommuniziert."
Quelle: kathpress