
Papst verurteilt Terror gegen Israel und fordert Frieden für Ukraine
Papst Franziskus hat den Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel erneut ausdrücklich verurteilt. In seiner Neujahrsansprache vor dem Diplomatischen Korps des Vatikans sagte er am Montag: "Wir alle waren schockiert über den Terroranschlag gegen die Bevölkerung in Israel am 7. Oktober, bei dem so viele unschuldige Menschen auf grausame Art und Weise verletzt, misshandelt und getötet und viele als Geiseln genommen wurden". Und weiter: "Ich wiederhole meine Verurteilung dieser Aktion und aller Formen des Terrorismus und Extremismus: Dadurch werden die Probleme zwischen den Völkern nicht gelöst, sondern vielmehr verschärft, was überall Leid verursacht."
Der Terroranschlag habe eine "starke militärische Reaktion Israels im Gazastreifen" verursacht, die zum Tod von Zehntausenden von Palästinenserinnen und Palästinensern geführt habe, so der Papst weiter. Er forderte erneut einen Waffenstillstand, die sofortige Freilassung der Geiseln im Gazastreifen, humanitäre Hilfe für die palästinensische Bevölkerung sowie eine Zwei-Staaten-Lösung.
Auch auf zahlreiche andere Krisenherde der Welt kam der Papst zu sprechen. Für Syrien hoffte er, die wirtschaftliche und politische Situation, die sich durch das Erdbeben im vergangenen Februar noch verschlimmert habe, möge sich bald erholen, wobei Franziskus für einen Dialog zur Aufhebung der internationalen Sanktionen gegen die Zivilbevölkerung warb. Für den Libanon wünschte der Papst ein Ende des "institutionellen Stillstands" und die baldige Findung eines Präsidenten, für den Zwist zwischen Armenien und Aserbaidschan die Unterzeichnung eines Friedensvertrages.
Verhandlungen für Frieden in Ukraine
Auch den nun schon fast zwei Jahre andauernden "groß angelegten Krieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine" erwähnte Franziskus. "Einen Konflikt, der sich zum Nachteil von Millionen von Menschen immer mehr verfestigt, kann man nicht weiter andauern lassen, sondern man muss dieser Tragödie unter Beachtung des Völkerrechts auf dem Verhandlungsweg ein Ende setzen", forderte er.
Bezugnehmend auf den afrikanischen Kontinent hob der Papst besonders die Situation in Äthiopien hervor, wo es das nach den Kämpfen in Tigray erzielte Abkommen von Pretoria vom November 2022 umzusetzen und weiter bestehende Spannungen in der Region abzubauen gelte. Im Sudan gebe es nach Monaten des Bürgerkriegs "leider immer noch keinen Ausweg", stellte der Papst fest und erinnerte zudem an die Situation der Vertriebenen in Kamerun, Mosambik, der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan.
Sorge bezüglich seines Heimatkontinents Lateinamerika äußerte der Pontifex besonders mit Blick auf Nicaragua. Die "anhaltende Krise" in dem Land sei für die gesamte Gesellschaft schmerzhaft, besonders aber für die katholische Kirche. "Der Heilige Stuhl hört nicht auf, zu einem respektvollen diplomatischen Dialog zum Wohle der Katholiken und der gesamten Bevölkerung aufzurufen", so der Papst.
Rüstung und Klimawandel als Kriegstreiber
Vor allem die Rüstung und die Klimakrise nannte der Papst in seiner Neujahrsansprache als Ursachen für Kriege und Konflikte in aller Welt. So seien etwa die Atomwaffenarsenale sowie die Entwicklung "von immer ausgefeilteren und zerstörerischen Sprengkörpern" eine drohende Gefahr für den Weltfrieden. Er hoffe, dass Verhandlungen über die Wiederherstellung des Atomabkommens mit dem Iran schon bald wieder aufgenommen werden könnten, "um eine sicherere Zukunft für alle zu gewährleisten", betonte der Papst.
Waffenarsenale führten zu Misstrauen zwischen den Staaten und sorgten dafür, dass gleichzeitig woanders Ressourcen fehlten, so Franziskus in seiner Rede an Diplomaten aus aller Welt. Man dürfe auch nicht meinen, dass Kriegs- und Krisenherde an Grenzen haltmachen würden und dass jene Länder, in denen kein Krieg herrsche, von den Konsequenzen und Ursachen der Gewalttaten verschont blieben. Deshalb sei es wichtig, "einen globalen Fonds einzurichten, um endlich den Hunger zu beseitigen und eine nachhaltige Entwicklung des gesamten Planeten zu fördern".
Hunger und Ausbeutung
Es genüge allerdings nicht, "nur die Kriegsmittel" zu beseitigen, sagte der Papst. Auch die Ursachen der Kriege gelte es auszumerzen. Allen voran der Hunger sei eine "Geißel, von der noch immer ganze Regionen der Erde betroffen sind", während anderswo massive Lebensmittelverschwendung herrsche. Ein Missstand sei jedoch auch die Ausbeutung natürlicher Ressourcen, welche "einige wenige reich macht und ganze Bevölkerungsgruppen, die eigentlich die natürlichen Nutznießer dieser Ressourcen wären, in Elend und Armut zurücklässt". Auch Menschen würden dabei ausgebeutet und zu unterbezahlter Arbeit ohne echte Aussichten auf berufliche Weiterentwicklung gezwungen.
Hoffnung auf ökologischen Wandel
Auch auf Natur- und Umweltkatastrophen ging Franziskus ein. Sie könnten zwar oftmals nicht von Menschen kontrolliert werden - beispielsweise Erdbeben oder Überschwemmungen -, doch oft stünden hinter ihnen menschliches Versagen und Versäumnisse, so der Papst unter Verweis auf "die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes, der grünen Lunge der Erde". Deshalb habe die 28. Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai einen wichtigen Schritt bedeutet, lobte der Papst, der eigentlich an der Konferenz hatte teilnehmen wollen, aber dann wegen Gesundheitsproblemen die Reise nicht antreten konnte. Die dort getroffenen Vereinbarungen mögen zu einer "entschiedenen Beschleunigung des ökologischen Wandels" führen, hoffte der Papst, wobei besonders in den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Ausschluss fossiler Brennstoffe und Erziehung zu Lebensweisen mit weniger Abhängigkeit von diesen Brennstoffen angesetzt werden müsse.
Als eine weitere Ursache für Kriege nannte der Papst die Migrationsproblematik. Es sei wichtig, die Migration zu regulieren, "damit Migranten aufgenommen, gefördert, begleitet und integriert werden können", so Franziskus. Er begrüße daher das Bestreben der Europäischen Union, mit der Einführung des neuen Migrations- und Asylpakts eine gemeinsame Lösung zu finden. Doch auch die Motivation von Migranten gelte es zu sehen. Oftmals würden Kriege, Armut oder Umweltschäden und Naturkatastrophen zum Anlass, von zuhause aufzubrechen, um über oftmals gefährliche Routen ans Ziel zu kommen. Besonders hob der Papst hier das Mittelmeer auf, das in den vergangenen zehn Jahren "leider zu einem großen Friedhof" geworden sei infolge versunkener Flüchtlingsboote und skrupelloser Menschenhändler. Auch viele unbegleitete Minderjährige seien dabei gestorben.
Leihmutterschafts-Verbot gefordert
Weiters forderte der Papst in seiner Neujahrsansprache auch ein weltweites Verbot von Leihmutterschaft. Die Praxis sei verwerflich, weil sie die Würde der Frau und des Kindes schwer verletze, sagte er vor den Diplomaten. Leihmutterschaft basiere auf der Ausnutzung der materiellen Notlage der Mutter. "Ein Kind ist immer ein Geschenk und niemals ein Vertragsgegenstand", sagte er. "Ich plädiere daher dafür, dass sich die internationale Gemeinschaft für ein weltweites Verbot dieser Praxis einsetzt."
Der Papst verurteilte zudem die "Gender-Theorie" als sehr gefährliche "ideologische Kolonisierung", weil diese mit ihrem "Anspruch, alle gleich zu machen, die Unterschiede auslöscht". Die Achtung der vor 75 Jahren verabschiedeten Menschenrechte sei für den Frieden wichtig, so Franziskus weiter. Es handle sich dabei um "rational einleuchtende und allgemein anerkannte Grundsätze". Er bedauere jedoch, dass in den vergangenen Jahrzehnten versucht worden sei, "neue Rechte einzuführen, die nicht ganz mit den ursprünglich definierten übereinstimmen und nicht immer akzeptabel sind".
Antisemitismus und Christenverfolgung
Besorgt äußerte sich der Papst über die jüngste Zunahme antisemitischer Akte, wobei er einforderte, "dass dieses Übel aus der Gesellschaft ausgemerzt werden muss, vor allem durch Erziehung zur Geschwisterlichkeit und zur Akzeptanz des Anderen".
Doch auch die seit zehn Jahren beobachtbare Zunahme der Verfolgung und Diskriminierung von Christen sei beunruhigend. Zu beobachten sei selbst in traditionell christlichen Gebieten eine "schleichende Marginalisierung und den Ausschluss vom politischen und sozialen Leben und von der Ausübung bestimmter Berufe". Insgesamt über 360 Millionen Christen weltweit würden derzeit ein "hohes Maß an Verfolgung und Diskriminierung aufgrund ihres Glaubens" erfahren, und immer seien gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen.
Der Papst erinnerte die Diplomaten schließlich an das kommende Heilige Jahr 2025, auf welches sich die Kirche derzeit vorbereite. Angesichts der "Dunkelheit dieser Welt, die sich eher auszubreiten als zu verringern scheint", solle von dem Jubiläum eine Botschaft ausgehen, "dass Gott sein Volk niemals im Stich lässt und die Türen seines Reiches immer offenhält", betonte Franziskus.
Vatikan im Austausch mit 184 Staaten
Derzeit unterhalten 184 Staaten volle diplomatische Beziehungen zum Heiligen Stuhl. Hinzu kommen die Europäische Union und der Souveräne Malteserorden. Das geht aus einer Mitteilung des Pressesaals zu den aktuellen diplomatischen Beziehungen des Heiligen Stuhls von diesem Montag hervor. Derzeit sind 91 diplomatische Vertretungen mit Sitz in Rom beim Heiligen Stuhl akkreditiert. Die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Vertretungen der Liga der Arabischen Staaten, der Internationalen Organisation für Migration und des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen haben ihren Sitz ebenfalls in Rom.
Das Jahr 2023 brachte auch neue Partner für die vatikanische Diplomatie: Am 23. Februar nahm der Heilige Stuhl volle diplomatische Beziehungen mit dem Sultanat Oman auf. Am 19. Juli wurde das "Zusatzabkommen zum Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Kasachstan über die gegenseitigen Beziehungen vom 24. September 1998" ratifiziert, das die Erteilung von Visa und Aufenthaltsgenehmigungen für kirchliches und religiöses Personal aus dem Ausland betrifft und bereits am 14. September 2022 unterzeichnet worden war. Am 27. Juli wurde ein Abkommen mit Vietnam geschlossen, woraufhin am 23. Dezember ein residierender Päpstlicher Vertreter für dieses Land ernannt wurde.
Quelle: kathpress