Raumgreifende Skulptur in Kuppel der Wiener Karlskirche
Wer dieser Tage bei einem Besuch der Wiener Karlskirche den Blick nach oben richtet, sieht nicht nur das berühmte Kuppelfresko des Barockmalers Johann Michael Rottmayr, sondern auch eine raumgreifende Skulptur des britischen Künstlers Cerith Wyn Evans. Seine Installation "Forms through folds (ascending)..." ist seit Mittwoch, 31. Jänner, zu sehen und das zweite Großprojekt eines zeitgenössischen Künstlers im Rahmen des 2018 initiierten Programms "Karlskirche Contemporary Arts". Wie schon bei der Installation "Aerocene" des argentinischen Künstlers Tomas Saraceno in den Jahren 2019 und 2020 wird auch in diesem Fall der barocke Kirchenbau Johann Bernhard Fischer von Erlachs mit zeitgenössischer Kunst kontrastiert.
Mit einer Ausdehnung von 25 mal 15 Metern und Neonröhren in einer Gesamtlänge von knapp 700 Metern handelt es sich bei dem von Evans eigens für die Karlskirche entworfene Skulptur um eine seiner größten Arbeiten. Über 14 km Seil und 1,5 km Kabel mussten laut einer Aussendung von Karlskirche Contemporary Arts verbaut werden, um die 350 einzelnen Glasformen zu positionieren und mit Energie zu versorgen. Die mehr als eine Tonne schwere Installation wurde von der über dem Kuppeldom sitzenden Laterne abgehängt und entfaltet sich über beinahe den gesamten Kuppelraum des Gotteshauses.
Cerith Wyn Evans' Neonarbeiten sind von unterschiedlichen Einflüssen aus Literatur, Philosophie, Religionen, Künsten und Naturwissenschaften geprägt. "Diese Elemente verschmelzen, replizieren und falten sich zu dichten Gebilden, die sich explosionsartig auszudehnen und gleichzeitig in fragile Entropie zu kollabieren scheinen", hieß es. "Forms through folds (ascending)..." lasse zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten zu: Vor dem Auge der Betrachtenden entfalten sich komplexe Formen, die an Partituren, Pläne oder Diagramme erinnern.
Mit über 200.000 Besucherinnen und Besuchern im Jahr zählt die Wiener Karlskirche zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Wien. Nach Tomas Saraceno sei mit dem 1958 in Wales geborenen Briten Cerith Wyn Evans erneut ein weltweit renommierter Künstler dafür gewonnen worden, eine Auftragsarbeit für das "barocke Gesamtkunstwerk" zu realisieren, freute sich Kurator Moritz Stipsicz von der privat finanzierten Initiative Karlskirche Contemporary Arts. Das Programm soll an die lange Tradition der katholischen Kirche als wichtige Auftraggeberin jeweils zeitgenössischer Kunst erinnern und sei "eine Einladung, dieses einzigartige Baudenkmal immer wieder neu zu entdecken".
Quelle: kathpress