NGOs zu zwei Jahre Ukraine-Krieg: Hilfe muss weitergehen
Mehr als 100 Millionen Euro konnte "Nachbar in Not" seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine für die Menschen in dem Kriegsland von Spenderinnen und Spendern sowie der öffentlichen Hand sammeln. Im Vorfeld des zweiten Jahrestags der Invasion Russlands am 24. Februar appellierten die Caritas und das Rote Kreuz bei einem Pressegespräch daran, dass die Hilfe für die Betroffenen unbedingt weitergehen müsse. "Wir dürfen Menschen nicht im Stich lassen", betonte der Generalsekretär für die Auslandshilfe der Caritas, Andreas Knapp, der sich in der vergangenen Woche bei einem Besuch in dem Kriegsland ein eigenes Bild von der prekären Lage der Menschen machen konnte.
Knapp rief auch an die österreichische Bundesregierung auf, die Hilfe jetzt nicht zu verringern. Über 40 Millionen Euro stellte die öffentliche Hand aus dem Auslandskatastrophen-Fonds bisher für "Nachbar in Not" zur Verfügung, knapp 60 Millionen Euro spendeten die Menschen in Österreich seit Kriegsbeginn für die vom ORF getragene Spendenaktion, betonte Pius Strobl, ORF-Verantwortlicher für "Nachbar in Not". Umso wichtiger sei es, die Solidarität der Österreicherinnen und Österreicher mit Ukraine weiterhin aufrechtzuerhalten. Dafür plane man rund um den zweiten Jahrestag eine breite Kampagne mit Sondersendungen, Spendenaufrufen und einem Solidaritätskonzert in der Wiener Stadthalle.
Auch heute sei jeder Spendeneuro wichtig und komme bei den Betroffenen an, betonte Knapp in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender von "Nachbar in Not". Wie wichtig die Unterstützung und Solidarität für die Menschen in der Ukraine sei, habe er in der Ukraine in der vergangenen Woche selbst gesehen. Nach zwei Jahren im Ausnahmezustand sei die psychosoziale Belastung für die Menschen immens. In den zwei Tagen, in denen er sich in Kiew aufhielt, habe man dreimal wegen russischen Raketenangriffen in den Luftschutzkeller fliehen müssen, schilderte Knapp. Für die Menschen vor Ort sei dieser Alltag seit nunmehr über 700 Tagen "drastische Realität". "Die ständige Angst ist für Menschen in der Ukraine Alltag, in den vergangenen zwei Jahren gab es 39.000 Luftalarme, das sind 55 pro Tag", rechnete Knapp vor.
Der Krieg lauge die Menschen sowohl psychisch als aus physisch aus. Besonders vulnerable Gruppen wie Kinder und ältere Menschen seien besonders betroffen vom Krieg. So habe er alte Menschen getroffen, die durch die Angriffe ihren gesamten Besitz, den sie über ein ganzes Leben aufgebaut haben, an einem Tag verloren hätten. Besonders betroffen mache ihn, dass es mittlerweile eine ganze Generation von Kindern gäbe, die sich an ein Leben ohne Krieg nicht erinnern können. Ein Ende des Kriegs sei nicht absehbar, weitere Hilfe für die Menschen deswegen überlebenswichtig, so Knapp.
Botschafter: Dank an Spender
Großen Dank an die Spenderinnen und Spender richtete der Botschafter der Ukraine in Österreich, Vasyl Khymynets. "Nachbar in Not" sei eine unglaublich wichtige Unterstützung der Menschen in der Ukraine, mit jedem gespendeten Euro könne geholfen werden. Die Ukrainerinnen und Ukrainer erlebten nun schon seit zwei Jahren einen schrecklichen Krieg. "Dieser Krieg hinterlässt Spuren, viele Menschen haben Familienmitglieder verloren", so Kiews Botschafter in Wien. Dennoch wüssten die Ukrainerinnen und Ukrainer, worum es gehe, nämlich um die Verteidigung der Zukunft in Freiheit, weshalb es keine Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung gebe, zeigte sich Khymynets überzeugt.
Als "Unwort" bezeichnete Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, die viel zitierte "Ukraine-Müdigkeit" in der österreichischen Bevölkerung angesichts der langen Dauer des Krieges. Es gelte dagegen anzukämpfen, dass der Krieg in der Aufmerksamkeit der Menschen zunehmend in den Hintergrund gelange. Nach Schätzungen der UN seien 17,4 Millionen Menschen in der Ukraine auf Hilfe angewiesen, das sei annähernd die Hälfte der Bevölkerung. 2,3 Millionen Menschen habe "Nachbar in Not" seit Kriegsbeginn bereits unterstützen können. Dass diese Hilfe weitergehe, sei angesichts der Tatsache, dass absolut kein Ende des Konflikts absehbar sei, absolut notwendig, appellierte er. (Spenden: Nachbar in Not - Hilfe für die Ukraine: IBAN: AT21 2011 1400 4004 4003, oder Online: http://nachbarinnot.ORF.at)
Quelle: kathpress