Diözese Graz: Scharfe Kritik an Kürzungsplänen bei Arbeitslosengeld
Scharfe Kritik übt der Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz-Seckau hinsichtlich der Diskussion um die Kürzung des Arbeitslosengelds. Bundeskanzler Karl Nehammer hatte im Rahmen seiner "Österreich-Plan"-Rede im Februar eine Kürzung des Arbeitslosengelds von derzeit 55 Prozent auf 50 Prozent ins Spiel gebracht. "Das Senken des Arbeitslosengelds ist nicht sinnvoll. Das führt nur tiefer in Richtung Armut und Schwächung der Kaufkraft", kritisierte Peter Hochegger, geschäftsführender Kuratoriumsvorsitzender des Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz-Seckau, in einer Aussendung am Montag.
Anstatt Menschen in finanziell prekären Situationen weiteren Druck zu machen, sollten im Hinblick auf sogenannte Anreize, Arbeit anzunehmen, lieber die Mindestlöhne im Niedriglohnbereich angehoben werden, so Hochegger. "Viele haben hier Probleme, trotz Arbeitseinkommens nicht über die Runden zu kommen", so der Kuratoriumsvorsitzende, der in dem Vorschlag der Volkspartei in erster Linie ein wahltaktisches Motiv vor den Nationalratswahlen im Herbst vermutet.
"Am Arbeitsmarkt gibt es derzeit einen Fachkräftebedarf und auf der anderen Seite eine Gruppe Arbeitsuchender, die den Anforderungen des Arbeitsmarktes in Hinblick auf Qualifikation oder körperliche Leistungsfähigkeit nicht entspricht", betonte Bernhard Schwarzenegger, Geschäftsführer des kirchlichen Fonds für Arbeit und Bildung. "Eine bloße Leistungskürzung hilft niemandem", zeigte er sich überzeugt.
"Es ist ein Gebot der Stunde, auch Arbeitssuchenden, die der herkömmliche Arbeitsmarkt offensichtlich nicht brauchen kann, eine Chance auf Arbeit zu geben", betonte Hochegger. So gelte es etwa, sozialökonomische Arbeitsplätze zu fördern, wo jene Menschen Arbeit finden, die in der freien Wirtschaft aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen, ihrem Alter oder mangelnder Qualifikation keine Chance haben. "Ein solches Modell würde Arbeitslosengeld sparen, Einkommen und Sozialbeiträge generieren und zudem die soziale Stabilität und die Gesundheit der Betroffenen fördern", zeigte er sich überzeugt.
Hilfe für mehr Chancen auf Arbeit
Es sei für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung, dass diese Gruppe Benachteiligter mitgenommen werde und ihnen Teilhabe zukomme, so der kirchliche Arbeitsfonds. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass sie sich, einmal als "Verlierer" abgestempelt, "radikaleren Lösungsanbietern zuwendet", so Hocheggers abschließende Befürchtung.
Der Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz-Seckau hilft Betroffenen, wie etwa langzeitarbeitslose Menschen, beruflichen Chancen wahrzunehmen, so werden sie etwa beim Erlangen von Führer- oder Staplerscheinen unterstützt. Außerdem bietet der Fonds Zuzahlungen zu Weiterbildungen. Die Prüfung der Anträge und Abwicklung erfolgt über die Caritas.
Quelle: kathpress