Sporschill: "10 Geheimnisse der Sozialarbeit" bei Roma bewährt
Ein Zusammengehen von Sozialarbeit und "indirekter Evangelisierung" beobachtet der in Rumänien tätige österreichische Jesuit P. Georg Sporschill in seiner Arbeit mit den Roma. Bei der Heiligenkreuzer Tagung zu "Schönheit, Anspruch und Krise des Priestertums" blickte der Ordensmann auf 40 Jahre Arbeit mit marginalisierten Jugendlichen in Österreich und seit 1991 in Rumänien zurück. Dabei berichtete er von "10 Geheimnissen der Sozialarbeit", die er und sein Team formuliert hätten, basierend auf Schriftstellen zum Propheten Elijah. Diese Bibelstellen seien auch Stützen für die Arbeit mit den Roma, sagte er.
Diese Prinzipien lauten laut der Aufzählung Sporschills: Sozialarbeit braucht inneres Feuer (1); Hilfe kommt von dort, woher wir es am wenigsten erwarten (2); von den Armen auch einen Beitrag fordern, damit nicht Abhängigkeit und Unselbstständigkeit entsteht (3); auf "Engel" am Weg vertrauen, wenn dieser weit wird (4); auch die leisen Stimmen hören (5); darauf achten, dass "geistige Erben" nachkommen (6); die Eltern ehren, auch in ihren Schwächen (7); die "Wegbereiter der Berufung" im Bewusstsein behalten (8); den unerwarteten Gast in die Gemeinschaft aufnehmen (9); den Heimatlosen und Verwahrlosten Geborgenheit geben (10).
Nach Elijah bzw. Elias, dem Propheten im Königreich Israel des 9. Jahrhunderts vor Christus, ist auch das 2012 in Nou bei Sibiu von Ruth Zenkert und Georg Sporschill gemeinsam gegründete Roma-Hilfswerk benannt. Viele rumänische Roma-Jugendliche sind dem Ordensmann zufolge Analphabeten und ungetauft. Dennoch fänden viele im Laufe der Monate in den Gemeinschaftshäusern zum begeisterten gemeinsamen Bibelstudium, zum Gebet und zum Gottesdienstbesuch. Und sie führten vielfach auch bis dahin glaubensferne Volontäre aus Österreich und Deutschland zu den Gebetszeiten.
Unweigerliche Glaubenserfahrung
Wenn Caritas und Priestertum zusammenkommen, ergebe dies eine "explosive Mischung", befand der "Elijah"-Mitinitiator. Denn was man Jugendlichen weitergebe, sei letztlich die Antwort Gottes auf die Sehnsucht von ihnen, die im Leben vielfach mit Ablehnung konfrontiert sind. Diese Antwort laute: "Du bist geliebt, du bist getauft - im tiefsten Sinne -, weil Jesus dich als Mitarbeiter braucht."
Wer bei "Elijah" als Volontär mithelfe, werde unweigerlich von Roma-Kindern und Roma-Jugendlichen mit Fragen zum Glauben konfrontiert, sagte Sporschill - etwa, indem er oder sie gebeten werde, eine Fürbitte zu sprechen. Diese Erfahrung stehe für das Faktum, dass es die Armen seien, die den Weg zum Kern des Evangeliums zeigten. Dies gelte insgesamt, auch für junge Priester: "Wer Jesus lieben will, landet unweigerlich bei den Armen", so der Vorarlberger Jesuit bei der Tagung.
Vielseitiges Hilfsprojekt
Sein "Elijah"-Hilfswerk betreibt in den Roma-Dörfern des zentralrumänischen Harbachtals Ausbildungsprojekte und hat gemeinsam mit den Familien winterfeste Häuser errichtet. Vier Sozialzentren öffnen ihre Türen für arme Kinder und ihre Mütter, die oft Teenager sind. Viele Jugendliche haben mithilfe von Nachmittagsbetreuung die Schule abgeschlossen, einige haben es bis zum Studium in die Hauptstadt der Region, Sibiu, geschafft. Startwohnungen helfen bei den ersten Schritten in ein eigenständiges Leben. Studentinnen, die in diese Wohnungen eingezogen sind, sammeln bereits erste Berufserfahrungen und übernehmen Dienste in der "Casa Francisc", dem Schülerwohnheim von "Elijah" in Sibiu.
Unter den realisierten Bauvorhaben kann das "Cartier Caroline" in Nou als Modellprojekt gelten. In Bukarest wurde von "Elijah" im Vorjahr die "Casa Luisa", eine Basis für Streetwork, eröffnet. In dem Haus gibt es Tee und Brote für die Problemschützlinge, sie können duschen und sich in den kalten Wintertagen aufwärmen. In der Kapelle versammeln sie sich zum Gebet - "viele Bitten und Sorgen werden zum Himmel geschickt", heißt es im "Elijah"-Osterbrief.
Im Entstehen ist aktuell die "Casa Nora" in Sibiu, ein Zufluchtsort für Frauen mit ihren Kindern, wo es aber auch Rechtsberatung, medizinische Betreuung sowie Hilfe bei Arbeitssuche und Behörden geben wird. Ein weiteres Projekt ist das "Cartier Lucia" in Sibiu. Es soll aus zehn Wohneinheiten für Roma-Familie bestehen.
Quelle: kathpress