Wolfgangsjahr-Eröffnung: Scheuer ruft zum "Frieden stiften" auf
Als christliches Vorbild im Teilen und Friedenstiften hat der Linzer Bischof den heiligen Wolfgang (924-994) bezeichnet. Der im Christentum weltweit prominente mittelalterliche Bischof von Regensburg habe durch seinen Einsatz für Benachteiligte und für Frieden den Glauben an die Auferstehung vorgelebt und sei damit auch für heute richtungsweisend, sagte der Linzer Oberhirte am Sonntag bei einem von ServusTV übertragenen Festgottesdienst zur Eröffnung des Jubiläumsjahrs zum 1.100. Geburtstags des Heiligen aus der Wallfahrtskirche St. Wolfgang am Wolfgangsee.
Wolfgang zählt zu den beliebtesten Heiligen der katholischen Kirche und es gibt zahlreiche Legenden um sein Leben. Historisch gesichert ist, dass er im Jahr 987 die bischöflichen Kornspeicher öffnen ließ, bemerkte Scheuer. "Jeder sollte - auch wenn er von weither kam - so viel Brotgetreide bekommen, wie er brauchte. Die Empfänger von auswärts mussten versprechen, die Hälfte wiederum an die Armen zu verteilen." Ebenso gelte es auch heute zu teilen - "das Brot, das Leben, die Begabungen, die Zeit, die Freude, das Leid und die Lasten teilen", unterstrich der Bischof.
Wolfgang sei damit auch wegweisend für den Einsatz für Frieden und Versöhnung, so Scheuer, der es als "Grundsatz der Kirche" beschrieb, dass Friede "möglich und geboten" sei. Wahrer Friede müsse immer auf "Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit" beruhen. Dazu gehöre heute auch der Kampf gegen den Klimawandel, der sich aufgrund seiner weitreichenden Auswirkungen auf alle Lebensbereiche immer mehr zu einem "Brennpunkt globaler Gerechtigkeit" entwickle.
Überzeugende Prägegestalt bis heute
Auch auf den direkten Bezug des am Wolfgangsees gelegenen St. Wolfgang zu seinem Namensgeber kam Bischof Scheuer zu sprechen. Wolfgang hatte sich 976 angesichts gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen dem bayrischen Herzog und dem Kaiser aus Regensburg hierher zurückgezogen. Ortspfarrer Christian Öhler verwies auf den Tod des aus Schwaben gebürtigen Heiligen ebenfalls im heutigen Oberösterreich - in Pupping bei Eferding, am Ort des heutigen Franziskanerklosters. Der Heilige habe Menschen "weit über die Grenzen hinaus geprägt durch seinen lebendigen, überzeugenden Glauben", so der Dechant in seinen Begrüßungsworten.
Auf die "Lebensimpulse" des Heiligen für heute wird auch auf der diözesanen Seite zum heurigen "Wolfgangjahr" verwiesen. Seine zeitlosen Charaktereigenschaften könnten auch Menschen der aufgeklärten Gegenwart ansprechen, zumal Wolfgang ein "Zerrissener" gewesen sei und sich lebenslang "zwischen Gott und Kaiser, Kirche und Politik" entscheiden haben müssen. Ebenso jedoch habe er auch zwischen der "Pflicht als Bischof und der persönlichen Berufung zum Mönch" und "zwischen öffentlichem Wirken und der Sehnsucht nach Stille und Einsamkeit" geschwankt.
Kultur und Pilgern im "Wolfgangsjahr"
Im nunmehr gestarteten "Wolfgangsjahr" gibt es in der Salzkammergut-Region als weiteren Höhepunkt am 23. Mai die Uraufführung eines Musicals über den Heiligen namens "Wolf - Das Mystical". Das Libretto stammt vom oberösterreichischen Schriftsteller Franzobel, die Musik vom Südtiroler Komponisten Gerd Hermann Ortler, wobei für die Aufführung eine Seebühne mit 800 Plätzen direkt am Wolfgangsee errichtet wird. Die Spielstätte ist nur per Schiff erreichbar.
Bereits am 20. April gibt es einen vom Europakloster Gut Aich in St. Gilgen ausgehenden "Wolfgangsee-Pilgertag". Am 13. Juli findet ein "Sternpilgern" ab Mondsee, Pfandl und Bad Ischl nach St. Wolfgang statt, zu dem die Diözese Linz und die Erzdiözese Salzburg gemeinsam einladen. Den Abschlussgottesdienst halten erneut Bischof Manfred Scheuer und sein Salzburger Amtskollege, Erzbischof Franz Lackner.
Die Wallfahrtskirche St. Wolfgang ist weiters auch Schauplatz einer hochkarätigen Kirchenkonzert-Reihe mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern im Juli und August. Bereits ab Ende April lockt auch das Festival "Art Circle International" Künstler an den Wolfgangsee. Abschluss des Jubeljahres ist schließlich das Patroziniumsfest in St. Wolfgang an dessen Gedenktag am 31. Oktober.
Missionar in Bayern, Österreich und Ungarn
Der hl. Wolfgang lebte und wirkte vor allem im heutigen Deutschland: Der bei Reutlingen Geborene besuchte als Zehnjähriger die Klosterschule Reichenau und wurde später an der neu gegründeten Domschule in Würzburg zum Gelehrten ausgebildet. Um 956 übernahm Wolfgang die Leitung der Domschule in Trier und wurde dort als Laie Dekan und Leiter des Domkapitels. Er bemühte sich im Sinne des heiligen Benedikt um Reformen für eine strengere Lebensordnung der Domkapitulare wie die Abschaffung des Privateigentums.
964 holte Kaiser Otto I. Wolfgang nach Köln. Dort lehnte er seine Bischofsweihe für Trier ab und trat 965 in das Benediktiner-Kloster Einsiedeln in der Schweiz ein. Erst dort empfing er 968 als 43-Jähriger die Priesterweihe und übernahm die Leitung der Klosterschule. Nach einer kurzen Phase als Missionar im damals noch unchristlichen Ungarn wurde Wolfgang 972 zum Bischof von Regensburg geweiht. Aus der von ihm dort gegründeten Domschule mit Chor gingen die heutigen Regensburger Domspatzen hervor.
Als erster Bischof gab der um Reformen bemühte Wolfgang die Doppelfunktion als Bischof und Abt des zugehörigen Klosters St. Emmeram auf, wo noch heute im südlichen Seitenschiff sein Hochgrab aus dem 14. Jahrhundert zu sehen ist. Wolfgangs Wirken blieb Vorbild für eine ganze Reihe von Klöstern. Ab etwa 985 übernahm Wolfgang die Erziehung des bayrischen Herzogsohns Heinrich, des späteren Kaisers Heinrich II. Eine Auseinandersetzung zwischen Herzog Heinrich II. und Kaiser Otto II. veranlasste Wolfgang, kurz nach seiner Einsetzung als Bischof zeitweise - möglicherweise anderthalb Jahre - in Österreich im Salzkammergut zu verbringen. Nach dem Tod Ottos und seiner Teilnahme als Reichsbischof an kriegerischen Auseinandersetzungen des Kaisers wandte sich Wolfgang neben anderen Bischöfen auf die Seite Heinrichs von Bayern, ab 1014 römisch-deutscher Kaiser und 1146 ebenfalls heiliggesprochen.
Auf einer Reise zu dem zu seiner Diözese gehörenden Ort Pöchlarn (NÖ) starb Wolfgang am 31. Oktober 994 in Pupping (OÖ, damals Teil des Herzogtums Bayern) und wurde nach Regensburg überführt. Legenden betonen die heilkräftige und Böses abwehrende Wirksamkeit des Heiligen und seine Fürsorge: Wolfgang soll einen Besessenen, Blinde und Aussätzige geheilt haben und teilte bei einer Hungersnot Getreide aus. Auf Abbildungen und Statuen wird der heilige Wolfgang stets mit den Heiligenattributen Bischofsstab (für Regensburg) und Kirche (für St. Wolfgang a.W.) dargestellt. (Info: www.dioezese-linz.at/wolfgangjahr)
Quelle: kathpress