"Aktion Leben": Diskussion um Schwangerschaftsabbrüche einseitig
"Wir sagen Ja zur Entscheidungsfreiheit und Nein zur einseitigen Debatte zulasten von Frauen": Mit diesen Worten hat sich "Aktion Leben"-Generalsekretärin Martina Kronthaler in die Diskussion um Schwangerschaftsabbrüche eingebracht. Frauen hätten ein Recht auf Prävention, Beratung und darauf, "ernst genommen zu werden mit ihren Sorgen", dazu zähle auch eine "spezialisierte, ergebnisoffene Konfliktberatung". Die Entscheidungsfreiheit der Frauen wollte Kronthaler dabei nicht infrage stellen, diese sei der "Aktion Leben" wichtig sowie "durch die Straffreiheit seit Jahrzehnten sichergestellt" und in Österreich gelebt.
Hintergrund ist die Debatte um eine Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland und die dazu am Mittwoch veröffentlichten Abbruchs-Zahlen. Eine vergleichbare Datenquelle fehle in Österreich, kritisierte Kronthaler. Der gemeinnützige Verein unterstrich seine wiederholte Forderung nach einer anonymen Statistik zu Abtreibungen, "die ohne großen Aufwand durch Meldung der Ärztinnen und Ärzte an die Statistik Austria erfolgen könnte".
Die Entscheidung für oder gegen ein Kind sei mit die schwerste im Leben von Frauen, so Kronthaler: "Ist eine Frau ungeplant schwanger, bedeutet das für die meisten Frauen eine tiefe Krise mit heftigen Empfindungen." Schwangere wie auch ihre Partner würden sich teils in einem "Zustand hochgradiger psychischer Ambivalenz" befinden. In solchen Situationen könnten widerstrebende Empfindungen und Gedanken in einer spezialisierten, ergebnisoffenen Konfliktberatung geordnet werden.
"Es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist, dass Frauen den Raum haben, sich frei von den oft sehr massiven Erwartungshaltungen von außen auseinandersetzen zu können", erklärte die "Aktion Leben"-Generalsekretärin.
Zwangslagen - wie Wohnungslosigkeit, psychische Probleme oder Probleme in der Partnerschaft - könnten zudem durch soziale Maßnahmen abgefedert werden. "Beratung kann Hilfe organisieren oder selbst leisten. Wichtig ist vor allem, dass Frauen nicht allein durch die schwierige Situation gehen müssen", so Kronthaler, die an das kostenlose Angebot der "Aktion Leben" erinnerte.
Auf Sexualpädagogik setzen
Prävention von ungewollten Schwangerschaften müsse über Verhütung hinausgehen, so der überkonfessioneller Verein: "Natürlich darf Verhütung nicht an den Kosten scheitern, genauso bedeutend sind aber Körperwissen, die Fähigkeit, sich über intime Themen auszutauschen, Selbstfürsorge und vieles mehr", sagte Kronthaler. Kritik übte sie dabei an der in Österreich lange Zeit vernachlässigten Sexualpädagogik. Zwar bestehe ein großer Bedarf, jedoch werde sie noch immer zu wenig gefördert.
Als unerlässlich bezeichnete Kronthaler eine kostenlose Verhütungsberatung durch Ärztinnen und Ärzte. "Das geht nicht nebenher. Das braucht Zeit. Und es muss bekannt gemacht werden, wenn es das Angebot gibt", so die Generalsekretärin.
Quelle: kathpress