Fresacher Toleranzgespräche 2024 beleuchten "Wahrheit"
Unter dem Titel "Warheit - was ist wirklich?" stehen die 10. Europäischen Toleranzgespräche im Kärntner Bergdorf Fresach sowie in Villach (15. bis 18. Mai). Im Mittelpunkt stehen vielfältige Sorgen und Bedenken über zunehmende Versuche, demokratische Wahlen durch Nachrichtenmanipulation und alternative Fakten zu beeinflussen. Über 30 Expertinnen und Experten aus Philosophie und Religion, Wirtschaft und Wissenschaft liefern Debattenbeiträge.
Für den Obmann des Veranstalters "Denk.Raum.Fresach", Superintendent Manfred Sauer, sind die diesjährigen Toleranzgespräche "ein Höhepunkt" seines Wirkens in Kärnten. "Es ist uns gelungen, aus einer kleinen Idee eine große Dialogplattform zu entwickeln, die über die Grenzen des Landes ausstrahlt", sagte Sauer bei der Programmpräsentation laut dem evangelischen Pressedienst epdÖ. Dass sie bereits zum zehnten Mal stattfinden, "ist dem Geiste und Vertrauen aller Beteiligten zu verdanken, die große Hoffnungen auf das Toleranzzentrum Fresach und seine Bedeutung in Europa setzen."
Man wisse aus den Evangelien, "dass die Wahrheitsfrage für Christen eng mit dem jesuanischen Heilsweg verknüpft ist", schreibt Sauer im Vorwort des Programmheftes zu den Toleranzgesprächen. "Die Frage und die Suche nach Wahrheit lassen uns nicht los, und das ein Leben lang. Sie ist wie die Liebe eine Gabe Gottes - sie hört niemals auf, währt ewig", so der Kärntner evangelische Superintendent.
EU-Wahl: Auftrag, sich der Wahrheit zu stellen
Für den Präsidenten des Kuratoriums, Hannes Swoboda, ist die bevorstehende EU-Wahl am 9. Juni Anlass und Auftrag zugleich, sich der Wahrheit zu stellen. "Die Entscheidung, die die Wählerinnen und Wähler in Europa zu treffen haben, sollen auf wahrhaftigen Grundlagen und realistischen Zukunftsvorstellungen basieren, und nicht auf falschen Parolen und Hetzreden", betonte Swoboda. So gesehen hofften die Veranstalter, "mit den Toleranzgesprächen einen Beitrag zur Demokratiebildung zu leisten".
Zum diesjährigen Thema schreibt der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) in seinem Grußwort im Programmheft, es sei für ihn "ein treffendes und wichtiges Generalthema". Aus den Referaten und Diskussionen erwarte er sich viele Impulse. Gerade auch in der Politik nähmen Egoismus und Extremismus wieder zu. Das sei gefährlich und schwäche die Gesellschaft. "Wir müssen dem entgegentreten. Die Europäischen Toleranzgespräche sind dabei ein starkes Forum."
Das Programm in den Tagen vor Pfingsten ist gewohnt vielfältig und gliedert sich in ein "Ethikforum", "Europaforum" und "Wirtschaftsforum". Zum Auftakt der Toleranzgespräche bittet ORF-Moderatorin Renata Schmidtkunz im Bambergsaal in Villach um 18 Uhr die tschechische Autorin Radka Denemarkova zum Gespräch. Die streitbare Literatin wird darüber berichten, dass Freiheiten und Wahrheiten wie Pluralismus, Reisefreiheit und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten in vielen Ländern der Erde nicht selbstverständlich sind.
Die Eröffnung des Europaforums in Fresach wird ab 9 Uhr von der jungen Autorin Evelyn Bubich und dem Journalisten und Kolumnisten Armin Thurnher (Falter) bestritten. Tagsüber stehen Panels zur Europawahl und zur Abwehr von Desinformation und Manipulation auf dem Programm. Unter den Gästen sind diesmal bekannte Namen aus der Medienbranche, so u.a. NEWS-Herausgeber Horst Pirker, Radiomacher Udo Bachmair und die frühere Chefredakteurin der Kleinen Zeitung Kärnten, Antonia Gössinger. Am Abend wird in Fresach der Toleranzpreis 2024 der Stadt Villach vergeben.
Das Wirtschaftsforum im Museum Fresach wird mit einem Gespräch des Berliner Risikoforschers Gerd Gigerenzer eröffnet, gefolgt von einem Dreier-Gespräch mit dem Berliner Staatssekretär Wolf Heinrich Reuter und dem Wiener Wirtschaftstreuhänder Alfred Brogyanyi über die Kosten der Wahrheit. Am Nachmittag spricht der Informatik-Philosoph Peter Reichl, gefolgt von einem Panel über die "Chancen & Risiken moderner Technologien". "Kärnten in echten Daten und falschen Fakten" präsentiert Volkswirtschafter Norbert Wohlgemut, im Anschluss daran diskutiert er mit der Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle über den "Umgang mit Statistiken und anderen Märchen". Den Abschluss des Tages bestreiten junge Poetry Slammerinnen und -slammer. (Infos: http://www.fresach.org/tagesprogramm/)
Quelle: kathpress