Wiener Bioethiker: KI weder gut noch böse
Weder der Mensch noch die Künstliche Intelligenz (KI) sind von Grund auf gut oder böse: Vielmehr ist der Mensch Produkt seiner Sozialisierung und Epigenetik, während die KI von Programmierern, Konsumenten und Technologen geprägt würden, lautete am Mittwoch der Tenor des Panels mit dem Titel "What makes the brain evil?" (in dt. Was macht das Gehirn böse?) im Rahmen des "4GAMECHANGERS Festivals" in der Wiener Marx Halle. Der Moraltheologe, Bioethiker und Pfarrer Matthias Beck verwies dabei auf die philosophischen wie psychologischen Faktoren beim Sprechen über das Böse.
So gäbe es auch einen Reiz, Grenzen zu überschreiten oder "Gott zu spielen", erklärte Beck. Nicht der Computer oder die KI sei böse, sondern das, was der Mensch damit mache, sagte der Experte, der Mitglied der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt ist. Der Theologie nannte als Beispiele Desinformationskampagnen und destabilisierende Hackerangriffe. "Je mehr KI wir haben und benutzen, desto eine bessere Ausbildung benötigen Programmierer, dazu gehört auch Ethik und Philosophie", zeigte sich der Theologe überzeugt. Ob in den Reihen der KI-Entwickler eine ausreichende Vielfalt vertreten sei, hinterfragte er.
Insgesamt stecke in KI "sehr viel Menschliches", würden doch Menschen die KI benutzen und auch generieren, erklärte die KI-Unternehmerin und Juristin Carina Zehetmaier. Vorurteile seien in KI-Systemen folglich eingegossen. Die Präsidentin von "Women in AI" sprach unter anderem über KI-unterstützte Kredit- oder Bewerbungssysteme, die unter anderem Menschen mit Migrationshintergrund oder aus bestimmten Bezirken ausschließen würden. KI sei schlussendlich auch "ein großes soziales Konstrukt", daher müssten Missstände für Minderheiten oder bestimmte Altersgruppen hinterfragt werden. Zehetmaier wies zudem auf versteckte Diskriminierung oder Voreingenommenheit in KI-Systemen hin. Helfen kann laut der Juristin eine "Demystifizierung" von Technologien.
Ähnlich die deutsche Theologin und KI-Ethikerin Anna Puzio, die den Ausschluss von Frauen, queeren Personen oder "People of Colour" in KI-Technologien kritisierte. KI könne letztlich mitbestimmen, wie wir als Menschen sind, "kann uns aber nicht gut oder böse machen", so Puzio.
An der Podiumsdiskussion nahm neben Beck, Puzio und Zehetmaier auch der deutsche Thriller-Autor David Fitzek teil. Im Rahmen des "4GAMECHANGERS Festival" sprechen vor allem Fachleute aus den Bereichen Technologie und Innovation, Nachhaltigkeit, Medien und Menschenrechte. Beim heurigen Festival, das noch bis Donnerstag läuft, sprechen u.a. Wirtschaftsminister Martin Kocher, Frauenministerin Susanne Raab, Medienschaffende, Forscher wie der Neurowisssenschaftler Beau Lotto sowie Fairtrade-Geschäftsführer Hartwig Kirner.
Quelle: Kathpress