Stephansdom hat "Orgelanlage, die ihresgleichen in Europa sucht"
Seit 2020 verfügt der Wiener Stephansdom mit der restaurierten Riesenorgel wieder über eine lange Zeit brachliegende "Mumie", die Orgelvirtuosen und Fachleute zum Schwärmen bringt. Und dieser Zuspruch durch österreichische und internationale Meister auf der "Königin der Instrumente" wird sich nach den Worten von Domkapellmeister Markus Landerer mit der Inbetriebnahme des zweiten Spieltischs für die Riesenorgel auf der Westempore des Doms noch verstärken. Bei dessen Präsentation gemeinsam mit Dompfarrer Toni Faber und Günter Geyer, Obmann des Vereins "Unser Stephansdom", sagte Landerer, das Wiener Wahrzeichen verfüge nun über eine "Orgelanlage, die ihresgleichen in Europa sucht".
Der Domkapellmeister gab Einblicke in die Geschichte und die Daten der 48 Tonnen schweren, viele Jahre unbespielbaren Orgelanlage oberhalb des Riesentors des Stephansdoms. Sie ist etwa 14 Meter breit, 20 Meter hoch und bis zu neun Meter tief, verfügt über 9.000 in 130 Reihen angeordnete verschiedene Pfeifen, gefertigt aus verschiedenen Metallen oder Holz; die imposantesten davon sind fast 12 Meter lang und wiegen 700 Kilogramm. Bespielt werden sie mithilfe von acht Gebläsemotoren, bei vollem Spiel braucht die Riesenorgel etwa 130 Kubikmeter Wind pro Minute.
Der neue Spieltisch ist optisch der Orgel angepasst und ebenfalls in Nussholz gehaltene, zugleich mit modernster Mikrochip-Technik und fünf Manualen ausgestattet. Das ermögliche zusammen mit der Domorgel im Seitenschiff, die mithilfe des bereits vorhandenen mobilen Spieltisches erklingt, ein "raumfüllendes Klangspektakel", schwärmte Landerer. Trotz der nicht einfachen Akustik im Stephansdom erzielten die insgesamt 12.616 Pfeifen beider Orgeln eine beeindruckende orchesterartige Wirkung. Die Einweihung des neuen Spieltisches erfolgte am vergangenen Sonntag, die Generalprobe gab es bereits in der "Langen Nacht der Kirchen" am 7. Juni.
Die international renommierte österreichische Orgelbaufirma Rieger spreche nicht umsonst von ihrem gelungensten Instrument, sagte der Domkapellmeister. Seit 2020 seien in Wien immer wieder Toporganisten - u.a. bei den Konzerten donnerstags im Juli und August - zu Gast, auch sie lobten die Klangqualität und Möglichkeiten der Riesenorgel. Domorganist Ernst Wally unterstrich dies bei der Medienpräsentation mit Bachs berühmter Toccata in d-Moll.
"Wir sind Beschenkte"
Dompfarrer Faber sagte zu der neuen Errungenschaft: "Wir sind Beschenkte" und dankte dem Verein "Unser Stephansdom". Seine Spender ermöglichten es, den Stephansdom nicht nur zum Erstrahlen zu bringen, sondern auch zum Erklingen.
Günter Geyer, Obmann des vom damaligen Wiener Bürgermeister gegründeten Vereins, verwies auf die vielen Spenden aus dem In- und auch Ausland, die die notwendigen 3,4 Millionen Euro für den zweiten Spieltisch zusammen mit Zuwendungen von Bund und Stadt Wien aufbrachten. Darunter seien etliche, denen - obwohl nicht katholisch - der Stephansdom ein Anliegen ist, so Geyer. Dieser verfüge nun über eine markante äußere Stimme - die "Pummerin" als größte Glocke des Landes - und eine innere, die Riesenorgel.
Geyer ersuchte um weitere Zuwendungen für den Erhalt des Wahrzeichens. Jahr für Jahr würden 2,5 Millionen Euro benötigt, um den Stephansdom vor Umwelteinflüssen zu schützen und erforderliche Restaurierungen vorzunehmen. (Spenden: www.stephansdom.at)
Quelle: kathpress