
1.500 Jahre alter Reliquienschrein "Jahrhundertfund" in Kärnten
Von einem "Jahrhundertfund" haben Archäologen der Universität Innsbruck gesprochen, als sie am Dienstag einen 1.500 Jahre alten frühchristlichen, kunstvoll bearbeiteten Reliquienschrein der Öffentlichkeit präsentierten. Es handelt sich um die Reste einer "Pyxis" aus Elfenbein, deren Fund bei Grabungen auf dem Burgbichl in der Kärntner Gemeinde Irschen einen seltenen Glücksfall darstellt, wie Grabungsleiter Gerald Grabherr bei einem Pressegespräch darlegte. Diese Dose zur Aufbewahrung der eucharistischen Brotgestalt werde normalerweise bei Verlassen einer Kirche als "Heiligstes" mitgenommen, sei in diesem Fall aber dort zurückgeblieben und unter dem Verschlussstein in einer Reliquienkammer unter dem Altar entdeckt worden, berichtete Grabherr laut der Diözese Innsbruck.
Seit dem Fund wurde das sehr zerbrechliche Reliquiar an der Universität Innsbruck konserviert und mit neuesten wissenschaftlichen Methoden - neben der etablierten C14-Datierung auch mittels DNA-Analysen des Elfenbeins und einem 3D-Druck - untersucht.
Etwa eineinhalb Jahrtausende ruhten die aufwendig verzierten Teile einer "Dose", in der ursprünglich wohl eine Reliquie aufbewahrt wurde, in einem 27 Kilogramm schweren Marmorbehälter. Vor knapp zwei Jahren wurde dieser vom Forschungsteam der Universität Innsbruck in der frühchristlichen Kirche einer Bergsiedlung in der heutigen Gemeinde Irschen im oberen Drautal entdeckt. "Weltweit wissen wir von circa 40 derartiger Elfenbeindosen, bei Grabungen ist meines Wissens eine solche zuletzt vor inzwischen rund 100 Jahren gefunden worden - die wenigen Pyxiden, die es gibt, sind entweder in Domschätzen erhalten oder in Museen ausgestellt", sagte Grabherr, ein Fachmann für Provinzialrömische Archäologie: "So ein Glück haben nur ganz, ganz wenige Archäologen in ihrem Leben!"
Kunstvoll geschnitzter Behälter
Die Pyxis hat einen Innendurchmesser von ca. 7 Zentimetern und ist in fünf Teile zerbrochen. Die kunstfertig geschnitzten Seitenteile zeigen Szenen, die die Fachleute verschiedenen biblischen Geschehnissen zuordnen. Grabherr nannte die Darstellung der Übergabe der Gesetze an Moses am Berg Sinai sowie einen Mann auf einem Wagen, die die Himmelfahrt Christi darstellen könnte.
Etliche Fragen rund um das spätantike Kunstwerk bleiben noch offen, darunter auch seine genaue Herkunft. Laut Grabherr ist diese wohl im Ostteil des Römischen Weltreiches mit damals bereits christlicher Staatsreligion zu vermuten; die DNA-Diagnose des verwendeten Elfenbeins - stammt es von einem afrikanischen oder indischen Elefanten? - werde hier Hinweise geben. Offen seien auch die Umstände, unter denen die offenbar christlich geprägte Bergsiedlung in Irschen aufgegeben wurde. Grabherr erwähnte die Verdrängung einheimischer Christen durch heidnische Slawen im Frühmittelalter des heutigen Kärnten, durch die viele Christen in den Mittelmeerraum abwanderten und Siedlungen aufgaben - womöglich auch jene auf dem Irschner Burgbichl.
Quelle: kathpress