Graz: Barocke Stiegenkirche nun in Privatbesitz
Die barocke Stiegenkirche im Zentrum von Graz ist in den Privatbesitz einer steirischen Familie übergegangen. Das teilte die Diözese Graz-Seckau am Montag auf ihrer Website mit. Die älteste Pfarrkirche in Graz wurde im Frühjahr 2024 aufgrund fehlender finanzieller Mittel für die Instandhaltung von der Diözese zum Verkauf angeboten. Bedingung für die Zustimmung des Vatikans war, dass die Kirche an ausgewählten Feiertagen und nach Voranmeldung weiterhin als geweihter Ort für kirchliche Feiern, Gebet und Andachten nutzbar bleibt.
Die neuen Besitzer wollen die Stiegenkirche nun "Schritt für Schritt auf Hochglanz bringen", was einige Jahre dauern könne. Bischof Wilhelm Krautwaschl äußerte sich positiv über die jüngsten Entwicklungen: Die Diözese habe einen Eigentümer gefunden, "dem Glauben und Kirche wichtig sind", womit ein "Zeugnis unseres Glaubens auch in unserer sich rasant ändernden Zeit erhalten und für Feiern zugänglich" bleibe. Zuständig ist als Kirchenrektor für die Stiegenkirche der Grazer Dompfarrer Ewald Pristavec bzw. die Grazer Dompfarre.
Der Verkauf, wie Bischof Krautwaschl erklärte, bedeutet zudem eine Entlastung für die Diözese, die mit dem Erlös nun andere Bauwerke wirtschaftlicher und umweltfreundlicher betreiben kann. Die Katholische Kirche in der Steiermark hält mehr als 2.000 durchwegs denkmalgeschützte Gebäude instand, darunter 388 Pfarrkirchen und hunderte Filialkirchen, wie die Diözese informierte.
Neben der Stiegenkirche gibt es in der Steiermark weitere Kirchen, deren Eigentümer nicht die katholische Kirche ist. In Landesbesitz ist etwa die Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit in Trofaiach, die derzeit inklusive der ältesten Orgel der Steiermark restauriert wird. Auch unzählige Kapellen befinden sich in Privatbesitz.
Älter als der Grazer Dom
Die Stiegenkirche steht im ersten Grazer Stadtbezirk an dem Ort, wo sich einst die "Paulsburg" befunden hat. Sie wurde 1343 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit älter als der Grazer Dom. Ihr Name leitet sich her durch das charakteristische Stiegenhaus, durch welches sie von der Sporgasse her betreten werden muss, zumal sie hinter der Häuserzeile steht und somit etwas versteckt ist.
In der Kirche wurden ab 1588 Augustiner-Eremiten untergebracht, die ab 1619 über der alten Pauluskirche ihr Kloster, die neue Kirche und auch eine neue Stiege durch Antonio Solar errichteten. Das Kloster wurde jedoch 1784 durch Kaiser Joseph II. aufgehoben. Von 1886 bis 1957 waren die Jesuiten in der Stiegenkirche, die im Zweiten Weltkrieg 1945 durch einen Bombentreffer beschädigt und von 1950 bis 1953 nach den Plänen des Architekten Franz Klammer wieder aufgebaut wurde. 1957 wurde ein eigenes Kirchenrektorat eingerichtet, 1962 folgte eine Renovierung und Neugestaltung des Innenraums im Zuge des österreichischen Katholikentages.
Quelle: kathpress