Uni Wien: Islamisches Institut wechselt zur Katholischen Fakultät
Das Institut für Islamisch-Theologische Studien wird Teil der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät (KTF). Das hat die Universität Wien am Freitag bekannt gegeben. Gegenüber Kathpress erklärten Uni-Rektor Prof. Sebastian Schütze, KTF-Dekanin Prof. Andrea Lehner-Hartmann und Prof. Ednan Aslan von der Islamischen Theologie, dass die organisatorische Angliederung mit Beginn des Wintersemesters am 1. Oktober 2024 vollzogen werde. Die Angliederung erfolgt auf Initiative des Instituts für Islamisch-Theologische Studien, das seit 2016 eine Subeinheit der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät ist. Die organisatorische Maßnahme soll die Zusammenarbeit fördern, die einzelnen Studienrichtungen behalten aber weiterhin ihre volle inhaltliche Eigenverantwortung.
Infolge des 2015 beschlossenen Islamgesetzes wurde im Jahr darauf das Institut für Islamisch-Theologische Studien an der Uni Wien errichtet. Örtlich angesiedelt wurde das Institut in der Schenkenstraße 8-10, wo neben der KTF auch die Evangelisch Theologische Fakultät beheimatet ist. Aufgrund der positiven Erfahrungen in der bisherigen Zusammenarbeit z.B. im Rahmen der Forschungsplattform "Religion and Transformation" verbinde das Institut für Islamisch-Theologische Studien mit der organisatorischen Veränderung die Chance, "das eigene Profil zu stärken", führte Aslan dazu aus. Konkret gehe es um die Etablierung einer "Islamischen Theologie europäischer Prägung".
Wie Schütze darlegte, habe das Rektorat den von islamischer Seite gekommenen Vorschlag zur Neustrukturierung aufgegriffen. In der Folge habe es entsprechende Gespräche mit Kardinal Christoph Schönborn in seiner Eigenschaft als Großkanzler der KTF, sowie dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, und dem Präsidenten der Alevitischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (ALEVI), Yüksel Bilgin, gegeben. Die Genannten "halten die Neustrukturierung für eine gute Idee und stehen voll dahinter", so Schütze. Die KTF habe der Angliederung zugestimmt, ebenso der Senat der Universität sowie das gesamte davon betroffene Personal. "Im Organisationsplan der Universität wird nachvollzogen, was bereits praktisch gelebt wird", resümierte Schütze.
Die bestehenden Professuren, die Studienordnungen und das Lehrangebot bleiben unverändert. Das Institut für Islamisch-Theologische Studien bleibt langfristig in seiner inhaltlichen Ausrichtung autonom, auch bei den Berufungen. Die Eingliederung wird von einem Entwicklungsprozess professionell begleitet und nach fünf Jahren evaluiert. "Wir wollen mit diesem Schritt die interreligiöse Zusammenarbeit in den Theologien weiter stärken", sagte Rektor Schütze, der so wie Lehner-Hartmann und Aslan mögliche Befürchtungen nach einer drohenden "Unterwanderung" oder "Hegemonie" als "völlig unbegründet" quittierte.
Gute Erfahrungen mit Orthodoxer Theologie
Für die Katholisch-Theologische Fakultät (KTF) stellt die Veränderung keine vollkommen neue Entwicklung dar. Bereits seit längerer Zeit sind die Religionswissenschaft und die Orthodoxe Religionspädagogik - neben den Studiengängen Katholische Theologie bzw. Religionspädagogik - Teil der Fakultät. Hier gebe es bereits die Erfahrung, wie einerseits inhaltliche Autonomie gewahrt und andererseits interdisziplinäre Zusammenarbeit fruchtbar gestaltet werden kann, führte Lehner-Hartmann aus. "Angesichts großer globaler und gesellschaftlicher Herausforderungen ist eine Stärkung und Zusammenarbeit theologischer Fächer nötig. Diese Zusammenarbeit ist eine Chance und wird immer wichtiger", so die KTF-Dekanin. Interreligiöse sowie inter- und intrakonfessionelle Fragen seien ein wissenschaftlicher Schwerpunkt der KTF und werden in der Forschung, den Lehrveranstaltungen und der gesellschaftlichen Arbeit vorrangig behandelt. "Das betrifft auch die Zusammenarbeit mit der Judaistik und der Evangelisch-Theologischen Fakultät."
"Die interreligiöse Forschung kann weiter gestärkt werden", betonte auch Prof. Aslan als stellvertretender Institutsvorstand. "In dieser neuen Zuordnung unseres Instituts werden wir die bestehende Zusammenarbeit in Lehre und Forschung weiter vertiefen und gemeinsam an der Zukunftsfähigkeit der Theologien in einer pluralen Gesellschaft arbeiten."
Fakultät mit langer Geschichte
Gegenwärtig zählt das Islamische Institut rund 370 Studierende, wovon 130 prüfungsaktiv sind. Die KTF verzeichnet rund 1.000 Studierende mit 310 Prüfungsaktiven.
Die Universität Wien ("Alma Mater Rudolphina Vindobonensis") ist mit rund 89.000 Studierenden und etwa 10.000 Angestellten die größte Hochschule in Österreich als auch im deutschsprachigen Raum und eine der größten in Europa. Sie wurde 1365 von Erzherzog Rudolf IV. ("der Stifter") gegründet. Sie ist die älteste Universität im heutigen deutschen Sprachraum und die drittälteste in Mitteleuropa nach der früher deutschsprachigen Karls-Universität in Prag und der Jagiellonen-Universität in Krakau. Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien wurde etwas später von Rudolfs Nachfolger Albrecht III. gegründet. Die kirchliche Bewilligung erfolgte am 21. Februar 1384 durch Papst Urban VI. Damit ist die Wiener Fakultät die älteste theologische Fakultät im heutigen deutschen Sprach- und Kulturraum.
Vural begrüßt Wechsel der Islamischen Theologie zur Katholischen Fakultät
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) begrüßt den strukturellen Wechsel des Instituts für Islamisch-Theologische Studien von der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät zur Katholisch-Theologischen Fakultät. Das hielt IGGÖ-Präsident Ümit Vural am Freitag in einer Aussendung fest und betonte: "Besonders danke ich Rektor Schütze für sein sinnvolles Neudenken und seine Unterstützung in dieser Angelegenheit sowie Kardinal Schönborn für die hervorragende und konstruktive Kooperation im vergangenen Jahr, die diese Entscheidung vorbereitet hat. Unsere Zusammenarbeit und der starke interreligiöse Dialog sind nicht nur in Österreich, sondern auch auf internationaler Ebene wegweisend und zeigen die gegenseitige Wertschätzung der Kirchen und Religionsgemeinschaften."
Die strukturelle Angliederung sei ein bedeutender Fortschritt, der dem Institut neue Perspektiven eröffnet. "Die enge Verbindung zu einer Fakultät, die die Herausforderungen religiöser Bildung und Theologie kennt und nachvollziehen kann, wird sowohl die Forschung als auch die Ausbildung im Bereich der Islamischen Theologie und Religionspädagogik wesentlich fördern", hieß es seitens der IGGÖ.
Gleichzeitig teilte die IGGÖ mit, dass derzeit das Auswahlverfahren für eine neue Professur in der Islamischen Theologie laufe, um eine seit Jahren vakante und essenzielle Position zu besetzen und die bestehende Lücke im Bereich der islamischen Theologie zu schließen. Die lange Phase der fehlenden Besetzung habe die wissenschaftliche Forschung und Lehre sowie die Ausbildung des geistlichen Nachwuchses erheblich beeinträchtigt. "Die IGGÖ ist jedoch überzeugt, dass die neue Professur zusammen mit der Neuausrichtung des Instituts einen maßgeblichen Beitrag zur akademischen und geistlichen Entwicklung junger muslimischer Theolog:innen in Österreich leisten wird." Ziel der IGGÖ sei es, interessierten jungen Menschen eine "exzellente theologische Ausbildung in Österreich zu ermöglichen und das Vertrauen der muslimischen Gemeinschaft in das Institut zu erneuern und nachhaltig zu festigen".
Quelle: kathpress