
Schönborn: Polarisierung Gefahr für gesellschaftlichen Zusammenhalt
Freund und Feind, Schwarz und Weiß, Gut und Böse - "Polarisierung scheint unsere Welt zu beherrschen", mit diesen Worten warnt der Kardinal Christoph Schönborn, eindringlich vor gesellschaftlichen Spaltungen. In der Gratiszeitung "Heute" (Ausgabe Freitag) verwies der Wiener Erzbischof etwa auf die tiefen Gräben in den USA, die durch das jüngste Attentat auf einen Präsidentschaftskandidaten erschreckend deutlich geworden seien. Diese Polarisierung sei jedoch nicht allein auf die USA beschränkt; auch in vielen anderen Ländern radikalisierten sich die politischen Lager immer mehr. "Man trifft sich nicht mehr in einer gemeinsamen Mitte. Doch brauchen wir alle das, was uns verbindet, trotz aller Gegensätze", so Schönborn in seiner Kolumne "Antworten".
Nun heiße es, trotz aller Gegensätze das Verbindende zu suchen, appellierte der Kardinal. Als Beispiel nannte er die Fußball-Europameisterschaft, bei der die Nationen hinter ihren Nationalmannschaften vereint gewesen seien. Für einen tragfähigen gesellschaftlichen Zusammenhalt sei jedoch mehr erforderlich, meinte Schönborn, denn niemand besitze die ganze Wahrheit.
"Andere Positionen können wir aus Überzeugung ablehnen, und doch dürfen wir in ihnen das Körnchen Wahrheit suchen, Neues und vielleicht sogar Bereicherndes entdecken", so Schönborn wörtlich. Eine solche Haltung würde den Dialog - im Kleinen wie im Großen, zwischen den Kriegsparteien und im Familienkreis - erleichtern. "Es ist höchste Zeit", schloss der Kardinal seinen Appell.
Quelle: kathpress