Linzer Mariendom: Pinke Rohre schlängeln sich durch Kirchenraum
Seit Donnerstag schlängeln sich fünf pinkfarbene Rohre durch den Kapellenkranz des Linzer Mariendoms. Die neue Raum- und Audioinstallation "They Call Me Mama" der Künstlerin Katharina Struber thematisiert Familie als globales Beziehungsgeflecht über die traditionelle Kernfamilie hinaus. Die Installation lädt Besucher dazu ein, den vielfältigen Stimmen und Klängen aus den Rohren zu lauschen, heißt es in einer Aussendung der Diözese Linz am Freitag. Unter anderem verliest eine Stimme die Namen der im Jahr 2024 auf der Flucht nach Europa verstorbenen Menschen, während andere Rohre Geräusche von bedrohten Tierarten und Umweltzerstörungen wiedergeben. Die Installation ist bis 31. August zu hören und zu besichtigen.
Die Eröffnung von "They Call Me Mama" erfolgt im Kontext des 100-jährigen Weihejubiläums des Mariendoms und der Reihe "Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie" des Projekts "DonnaStage". Diese Reihe bietet eine Plattform für künstlerische Auseinandersetzungen zu Themen rund um Frauenrollen und Familienbilder. Die zuvor ausgestellte Skulptur "crowning", die eine auf einem Fels sitzende, gebärende Marienfigur zeigte, wurde am 1. Juli durch einen Vandalismusakt zerstört.
Die Installation von Katharina Struber symbolisiert eine Verbindung zwischen dem Innenraum des Doms und der Außenwelt. Aus einer Öffnung im Gewölbe des Kapellenkranzes ragt ein Rohr, das sich in fünf Rohre verzweigt, die sich über die Emporenbrüstung und Kanzel winden. Diese Rohre tragen die Botschaften von Umwelt- und Klimaschutz sowie dem Flüchtlingsdrama in den Kirchenraum.
"Durch die Stimmen gelingt es, eine weitreichende Welt, die sowohl schön als auch bedrohlich ist, in den Raum zu holen", erläuterte der Jesuitenpater Gustav Schörghofer, Kunstexperte und Rektor der Wiener Jesuitenkirche, bei der Eröffnung. Schörghofer betonte, dass die Installation nicht als Aufruf zur Weltveränderung, sondern als Appell zum Mitgefühl verstanden werden soll.
Katharina Struber, bekannt für ihre gesellschaftskritischen Arbeiten, reflektiert in "They Call Me Mama" über die Bedeutung von Fürsorge und Verantwortung, inspiriert von Donna J. Haraways Konzept der "Verwandtschaft der Arten". "Viele von uns kennen die Begegnungen mit Menschen in einer offensichtlich benachteiligten Lebenssituation", erklärte Struber. Dabei sprechen Hilfesuchende Helfende teils auch mit "Mama" an, um eine direkte Verbindung herzustellen, so die Künstlerin über den Titel ihres Werks im Linzer Dom.
Künstlerische Perspektiven zu Familie
Die Reihe "Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie" zum Jubiläum der Weihe des Mariendoms in Linz vor 100 Jahren wird von Martina Gelsinger, Kunsthistorikerin im Fachbereich Kunst und Kultur der Diözese Linz, kuratiert. Gezeigt werden noch bis Ende November unterschiedliche Perspektiven von acht Künstlerinnen. Bereits zu sehen waren das Werk "Im Garten der Frauen" von Monika Pichler sowie die am 1. Juli zerstörte Marienstatue "crowning" von Esther Strauß.
Der Vandalismusakt konnte laut Diözese Linz bislang nicht aufgeklärt werden. Die Polizei in Linz habe Ermittlungen aufgenommen, es gäbe auch bereits ein anonymes Bekennerschreiben und Verdächtige jedoch noch keine konkreten Erkenntnisse, so die Diözese. Der Kopf der Figur ist seit dem Vandalismusakt verschwunden. Der Fall machte auch international Schlagzeilen.
Die nächste Ausstellung in der Reihe "DonnaStage" wird am 22. August im Kunstraum des Mariendoms (Turmkapelle West) eröffnet. (Infos: www.100jahremariendom.at)
Quelle: kathpress