Irak: Hilfswerk macht auf schlimme Situation der Jesiden aufmerksam
Das Linzer Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" (ICO) hat auf das dramatische Schicksal der Jesiden aufmerksam gemacht. Zehn Jahre nach dem Genozid, den der IS im Nordirak an den Jesiden verübt hat, müssen immer noch viele der Überlebenden unter schlimmsten Bedingungen ihr Dasein fristen. Das hat ICO-Projektkoordinator Stefan Maier am Mittwoch in der ORF-Sendung "Religion aktuell" berichtet.
Die Vereinten Nationen sprechen von 5.000 bis 10.000 Jesiden, die vor zehn Jahren getötet wurden und rund 7.000 jesidischen Frauen und Kindern, die entführt und versklavt wurden. Zigtausende mussten fliehen, um ihr Leben zu retten. Beobachter gehen von bis zu 3.000 Personen aus, die noch immer nicht befreit sind bzw. vermisst werden.
Maier hat dieser Tage das Dawidiya-Camp im Nordirak besucht, in dem rund 1.500 Menschen leben. Diese würden sich in einer hoffnungslosen Lage befinden, so Maier. In ihre Heimat - die Region Sindjar ganz im Nordwesten des Irak - können sie nicht zurück. "Die Region ist nach wie vor politisch umkämpft, die Sicherheitslage schlecht. Außerdem wurden ihre Häuser und Wohnungen zerstört, zum Wiederaufbau fehlt ihnen das Geld."
Zugleich gebe es so gut wie keine Hilfe mehr für das Flüchtlingslager. Maier: "Es fehlt an allem. Seit Jahresbeginn 2024 werden die Menschen etwa medizinisch so gut wie nicht mehr versorgt." Dabei seien die Jesiden vielfach traumatisiert, medizinische Unterstützung werde dringend benötigt. Besonders dramatisch: Es gibt laut Maier allein im Nordirak 30 Jesiden-Flüchtlingscamps wie jenes in Dawidiya.
Die ICO hat die Menschen im Camp im vergangenen Winter mit Heizöl versorgt. Die Hilfe wurde über eine nahe örtliche chaldäische Pfarre abgewickelt. Im Sommer 2023 hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler gemeinsam mit einer ICO-Delegation das Lager besucht. Die ICO ist seit rund 25 Jahren im Nordirak mit Hilfsprojekten aktiv, die vor allem der christlichen Minderheit, aber auch Angehörigen anderer Religionen zugutekommen.
Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit, deren Glaube Elemente verschiedener nahöstlicher Religionen vereint, vor allem aus dem Islam, aber auch aus dem Christentum. Religiöses Zentrum ist Lalisch, eine Stadt im Nordirak nahe Mossul. Neben dem Nordirak, Nordsyrien, dem Nordwestiran, Armenien und der südöstlichen Türkei gibt es inzwischen auch in Westeuropa jesidische Gemeinden. (Info: www.christlicher-orient.at)
Quelle: kathpress