
Theologe: Predigten müssen verständlich und lebensnah sein
Authentizität und Emotionalität, Kürze sowie eine verständliche Sprache: Die Kunst einer guten Predigt liegt laut dem Wiener Pastoraltheologen Prof. Johann Pock darin, theologische Wahrheiten in Lebenswirklichkeiten umzuwandeln. "Eine Predigt ist keine Theologievorlesung und da ist Übersetzungsarbeit gefordert", erklärte Pock im Interview mit der Kooperationsredaktion der heimischen Kirchenzeitungen. Notwendig sei, die Botschaft der mehr als 2.000 Jahre alten Bibel in einer für die Zuhörerschaft verständlichen und relevanten Sprache zu verkünden und auf die jeweilige Situation einzugehen - sei es bei Hochzeiten, Jubiläen oder in Krisenzeiten.
Klar sei aber auch, dass man nie alle Zuhörenden erreichen könne: "Eine gute Predigt zu halten, heißt nicht, dass alle, die zugehört haben, in Jubel ausbrechen müssen." Auch von Floskeln riet der Professor für Pastoraltheologie und Kerygmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien ab. Denn das Ziel des Predigers sei es, "je nach Situation die Gemeinde aufbauen, stärken, trösten, ermutigen oder sie etwas lehren".
Um die Zuhörenden zu erreichen, brauche es Authentizität und Emotionalität. Beides spielt laut dem Theologen eine große Rolle, "denn die Leute merken, ob die Predigt stimmig ist und versucht wird, ihnen Nahrung für die Seele und fürs Leben mitzugeben, also Botschaften, mit denen sie etwas anfangen können. Gelingt das, werden auch rhetorische Schwächen verziehen". Leidenschaft, Freude und Engagement seien entscheidend, um die Zuhörerschaft zu inspirieren, so Pock, der zudem zu einer bildhaften Sprache sowie Geschichten riet, um das Gesagte noch stärker zu vermitteln.
Zur Empfehlung des Papstes, dass eine Predigt nicht länger als acht Minuten sein soll, meinte Pock: "Lustig ist, dass ja auch der Papst oft länger predigt. Generell haben Menschen nichts gegen eine ausgedehntere Rede, wenn sie einen berührt, wenn sie unterhaltsam ist und Impulse zum Nachsinnen gibt." Wichtig sei jedoch, nicht zu viele Themen anzusprechen und einen klaren roten Faden zu verfolgen.
Auch Humor könne in einer Predigt seinen Platz haben, betonte Pock. Jedoch nicht durch Witze, sondern durch eine humorvolle Haltung, die zum Schmunzeln bringe. Als Vorbilder nannte Pock den verstorbenen Grazer Bischof Johann Weber und Kardinal Christoph Schönborn, die durch ihre klare und verständliche Sprache sowie ihre tiefe persönliche Gläubigkeit beeindruckten.
Quelle: kathpress