Toni Faber bei Lugner-Begräbnis: "Gott liebt alle, die ihn suchen"
Mit einer Gedenkstunde für Richard Lugner (91) im Stephansdom haben seine Familie und viele Personen des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens von dem am 12. August Verstorbenen Abschied genommen. Geleitet wurde die Feier am Samstag von Dompfarrer Toni Faber: Diese sei "nicht der Beginn einer Heiligsprechung, aber ein demütiges Abschiednehmen in großer Dankbarkeit für sein Lebenswerk", so der Geistliche, der den Verstorbenen und seine Familie über Jahre seelsorglich begleitet hat. Lugner, "ein armer Sünder und geliebtes Kind Gottes", war "sehr gerne ein bekennender katholischer Christ", der wie viele andere den Dom geliebt hat. Er sei ein nach Liebe Suchender und um Segen Bittender gewesen. Für ihn wie für andere gelte das biblische Wort: "Gott liebt alle, die ihn suchen", so Faber.
Der auch jenseits der Landesgrenzen bekannte Unternehmer mit politischen Ambitionen, dessen mediales Wirken u.a. über lange Jahre mit dem Wiener Opernball verbunden war, sei nicht nur ein "wirkliches Original" gewesen. Bekannt geworden sei "unser Mörtel", so Faber, nicht zuletzt durch den ersten Bau einer Moschee in Wien, aber auch durch die Renovierung des jüdischen Stadttempels in der Wiener Seitenstettengasse und durch Arbeiten für viele christliche Kirchen.
Eine Person wie Richard Lugner habe auch große Kritiker gehabt, selbst die hätten ihm aber eine "absolute Authentizität" attestiert, so der Dompfarrer, der dafür warb, sich in dieser Gedenkstunde "von manchem Schrillen und Kuriosen in seinem Leben nicht ablenken zu lassen". Zugleich warnte Faber vor Selbstgerechtigkeit: "Das Reich Gottes werden nicht die erben, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit so überzeugt sind, dass sie andere verachten - weil sie glauben, etwas Besseres zu sein!" Im Blick auf den Umgang Jesu mit Zöllnern und Dirnen gelte, dass diese "eher in den Himmel kommen als Obermoralisten".
Vor der Gedenkstunde, die auf ORF III live übertragen wurde, war die sterbliche Hülle Lugners im Dom zum Abschiednehmen in einem roten Sarg - bedeckt mit Zylinder, Handschuhen und Gehstock - aufgebahrt worden. Das Requiem für den Verstorbenen am Nachmittag in der Wiener Kaasgraben-Kirche in Döbling sowie die anschließende Beisetzung auf dem Friedhof Grinzing leitete ebenfalls der Wiener Dompfarrer. Beides fand im privaten und familiären Rahmen statt.
Feier mit zahlreichen musikalischen Referenzen
Die Feier im Stephansdom war von einigen besonderen Elementen geprägt, die u.a. mehrere Referenzen an die größte Leidenschaft des verstorbenen Baumeisters - den Wiener Opernball - enthielt. Nach der Begrüßung durch Dompfarrer Faber und zwischen den Reden erfolgten Darbietungen durch den Sänger Dennis Jale, der u.a. den bekannten Song "Candle in the Wind" in einer neuen Interpretation zum Gehör brachte. Die Ansprachen im Dom hielten der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ), der Präsident des niederösterreichischen Landtags, Karl Wilfing (ÖVP), sowie die Schauspielerin Edith Leyrer. Unter den Trauergästen war auch Bundesministerin Susanne Raab (ÖVP).
Zum Auszug mit dem geschulterten Sarg erklang die Fächerpolonaise von Carl Michael Ziehrer, die traditionell am Opernball gespielt wird. Auf dem Stephansplatz wurde zum Kondukt der "Radetzky-Marsch" von Johann Strauß (Vater) gespielt, dargeboten von der Hoch- und Deutschmeister-Musikkapelle. Danach setzte sich der Autokorso unter dem "historischen Geläut" der sieben Heidenturmglocken in Bewegung. Über die Rotenturmstraße und den Schwedenplatz ging es entlang des Ringes zur Staatsoper, zum Parlament und dann über die Neustiftgasse und den Gürtel zur "Lugner-City". Danach ging es weiter zur Kaasgrabenkirche in Wien-Döbling.
Quelle: kathpress