Bischof: Zueinander von haupt- und ehrenamtlichen Seelsorgern verbessern
Verbesserungspotenzial bei der Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Seelsorge ortet der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried. Die pastoralen Räume werden größer "und damit wird sicherlich auch manches komplizierter", sagte der in der Bischofskonferenz für geistliche Berufe zuständige Bischof im Interview in der Zeitschrift "miteinander" des Canisiuswerkes. Diese Realität verlange nach immer stärkerer Teamarbeit. "Ein Schlüssel ist sicherlich die gute Begleitung von Ehrenamtlichen. Da können sich für Hauptamtliche auch neue Berufsfelder entwickeln. Mitunter gibt es Reibeflächen zwischen Priestern und Mitarbeitern in den pastoralen Berufen", so Leichtfried.
Das von Papst Franziskus eingemahnte Prinzip der Synodalität gelte es auch in diesem Miteinander von haupt- und ehrenamtlich Seelsorgenden zu vertiefen. "Alles, was da hilft, muss man ausprobieren und anwenden", um Konflikten und Neid vorzubeugen. Zugleich würdigte Leichtfried in dem Kontext auch das Wirken von Frauen und Männern in den gesendeten pastoralen Berufen. Vor 50 Jahren wurde von der Österreichischen Bischofskonferenz die Berufsbezeichnung "Pastoralassistent" eingeführt. Inzwischen gibt es mehr als 50 Berufsbilder, die von Frauen und Männern in der Seelsorge übernommen werden.
Er blicke mit großer Dankbarkeit auf dieses Jubiläum, so Leichtfried. Das Engagement in diesen Bereichen sei "eine große Bereicherung" für die Kirche und nicht mehr wegzudenken aus der Seelsorge. Aufgrund der hohen Ausdifferenzierung der Berufsbilder und -felder sei es weiters unerlässlich, laufend in die Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeitenden zu investieren. "In der Seelsorge und im Glauben kann ich ja jeden Tag und von jedem Menschen etwas lernen."
Seit 50 Jahren gibt es in Österreich offiziell Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten. 1974 wurde der Berufsstand der Laien-Seelsorgerinnen und -Seelsorger, den Männer und Frauen mit theologischer und seelsorglicher Ausbildung ausüben können, in Österreich von der Bischofskonferenz offiziell eingeführt. Das 50-Jahr-Jubiläum feiern die österreichischen Berufsgemeinschaften Pastorale Berufe (ÖKoBI) am Samstag, 14. September, mit einem Fest in Salzburg.
"Berufung als Beruf leben"
Für Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Österreichischen Pastoralinstitutes (ÖPI), sind die gesendeten pastoralen Berufe "eine besondere Bereicherung für das konkrete Christin- und Christsein in dieser Welt". Das "segensreiche Wirken vieler Frauen und Männer" in den vergangenen 50 Jahren habe das Gesicht der österreichischen Kirche "unwiderruflich verändert, ja verschönert", hält Prof. Anna Findl-Ludescher, Geschäftsführende Vorsitzende der Österreichischen Pastoralkommission (PKÖ), fest.
In die gleiche Kerbe schlägt auch Lucia Greiner, Geschäftsführende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Pastoral- und Seelsorgeamtsleitenden der österreichischen Erzdiözesen und Diözesen: "Die eigene Berufung als Beruf leben, das ist in der Kirche Österreichs durch die Sendung in einen pastoralen Beruf seit mehr als 50 Jahren möglich. Diese Sendung trägt erheblichen Anteil am Aufbau von Gemeinden; sie stärkt Menschen, ihre Taufberufung zu leben."
Bernhard Teißl-Mederer von der ÖKoBI hält fest: "Das Zweite Vatikanische Konzil hat betont, dass die Kirche als Ganze Zeichen und Werkzeug für die Liebe Gottes in dieser Welt ist. Mich beeindruckt, wie die pastoralen Berufe in ihrer Vielfalt zum Dialog der Kirche mit den Lebenswelten und Arbeitswelten der Menschen beitragen, ob analog oder digital." Eine große Herausforderung sei dabei, das Gespräch zu suchen zu aktuellen Themen wie gesellschaftliche Polarisierung, Zukunft der Demokratie, Flucht, Klima, Friede oder künstliche Intelligenz. Und die vielleicht größte Herausforderung: "Im Alltag als Seelsorgerin und Seelsorger da sein für Menschlichkeit, für Menschenwürde, für Dankbarkeit, für die Sehnsucht nach Gott."
Petra Pories von der ÖKoBI betont im Blick auf das Jubiläum: "In jeder Ecke Österreichs haben wir tolle Leute, die aus ganzem Herzen Seelsorgerin bzw. Seelsorger sind."
Quelle: kathpress