Initiative Weltethos: Gegen Hass und Manipulation im Netz
Das Dialogforum Ethik der "Initiative Weltethos Österreich" fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit Sozialen Medien. Unter dem Titel "Gegen Hass und Manipulation im Netz" betont eine von Vertreterinnen und Vertretern aller Weltreligionen unterzeichnete Erklärung die Bedeutung gemeinsamer ethischer Grundwerte - die auch im Netz und sozialen Medien gelten müssten. Diese Werte umfassen etwa Respekt, Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und ökologische Verantwortung. Es seien Grundwerte "aller religiösen und ethischen Traditionen der Menschheit", heißt es in der von Helmut Schüller, dem früheren Caritas-Präsident, verfassten Stellungnahme, die am Mittwoch in Wien vorgestellt wurde.
Die Kommunikation in Sozialen Medien müsse von gegenseitiger Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben geprägt sein, so die Initiative. Mobbing, Diffamierung und manipulative Techniken in sozialen Netzwerken seien nicht nur ethisch problematisch, sondern gefährdeten das gesellschaftliche Miteinander. Die "Goldene Regel", andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte, müsse daher auch als Maßstab für das Handeln im digitalen Raum gelten, heißt es in der Stellungnahme.
Diese "uralten" Grundweisungen der großen religiösen und ethischen Traditionen der Menschheit könnten auch noch heute für das Angebot und den Umgang mit Sozialen Medien bedeutend sein. "Entscheidend ist aber, inwieweit sich die Anhängerinnen und Anhänger dieser Traditionen deren Grundweisungen in ihrem Handeln verpflichtet fühlen", so die Initiative Weltethos. Vor allem komme es darauf an, "was wir aus den technischen Errungenschaften machen, das heißt konkret, wie wir die Sozialen Medien verwenden", so das Dialogforum zu den rasanten technischen Entwicklungen.
Besondere Bedeutung wird auch der Wahrhaftigkeit zugemessen, sollten Informationen doch objektiv und faktenbasiert vermittelt und konsumiert werden. Soziale Medien böten die Chance, den Zugang zu Informationen zu erleichtern, könnten aber auch zur Spaltung und Förderung von Ungleichheit führen. Unter dem Titel "Hab Ehrfurcht vor dem Leben" wird daher ein verantwortungsvoller Umgang mit Emotionen gefordert - so sollten Konflikte ohne emotionale Vorurteile gelöst werden, "denn jedes Mobbing, jede Verleumdung und Diffamierung - gerade auch in den Sozialen Medien - bedrohen das Leben anderer und fügen ihm Schaden zu."
Die Erklärung fordert außerdem eine ökologische Verantwortung für den digitalen Raum und appelliert an eine nachhaltige Nutzung der Technologien.
Weltethos
Die Initiative Weltethos Österreich geht auf das Projekt Weltethos des katholischen Theologen Hans Küng (1928-2021) zurück. Das Projekt versucht, gemeinsame ethische Grundhaltungen aller Religionen für ein gemeinsames Zusammenleben in ein knappes Regelwerk zusammenzufassen und Grundforderungen aufzustellen. Die österreichische Initiative wurde 2005 von der Theologin Edith Riether gegründet. Dem Dialogforum Ethik gehören u. a. der Religionswissenschaftler Johann Figl und Vertreter aus Atheismus, Judentum, Islam, Politikwissenschaft, Christentum, Bahai, Hinduismus und Buddhismus an.
Küng hatte in Anlehnung an die Philosophie Immanuel Kants seine Idee von verbindenden Werten, unverrückbaren Maßstäben und persönlichen Grundhaltungen entwickelt. Außer der Stiftung Weltethos gibt es seit 2012 auch ein Weltethos-Institut an der Uni Tübingen.
Quelle: kathpress