Salzburg würdigt "Landesmutter, Powerfrau und Lichtgestalt" Erentrudis
Als "echte Powerfrau, die Geschichte geschrieben hat" haben die Erzdiözese und das Land Salzburg die mittelalterliche Äbtissin und Landespatronin Erentrudis gewürdigt. Die im Jahr 718 verstorbene Ordensfrau und Heilige war vor genau 400 Jahren zur "Landesmutter" erklärt worden - vom damaligen Salzburger Erzbischof Paris Lodron, der damit "die Bedeutung dieser Lichtgestalt unseres Glaubens neu erkannt und neu für alle Zeiten festgesetzt hat", wie Erzbischof Franz Lackner am Sonntag bei einem Festgottesdienst im Salzburger Dom hervorhob.
Erentrudis, die vermutlich die Nichte des Heiligen Rupert war, stand vor 1.300 Jahren als erste Äbtissin dem Stift Nonnberg vor, das zentral für die frühe christliche Gemeinde Salzburgs sowie ein bedeutender Wirtschaftsbetrieb war. Nach ihrem Tod wurde ihr Grab zur Pilgerstätte, man schrieb ihr Wunder zu und verehrte sie als Heilige. Seit 1624 ist sie neben den Rupert und Virgil Salzburger Landes- und Diözesanpatronin - nunmehr als "Landesmutter", was eine "späte Formalisierung der Heiligsprechung" darstellte, wie Lackner befand.
Für die kirchlichen "Gründergestalten" und ihr Glaubensleben gelte es dankbar zu sein und ihr kostbares Erbe weiterzugeben, so der Salzburger Erzbischof. Sie seien wie "Zuflüsse von guter Qualität", welche der "große Fluss der Kirche" benötige, um die nötige Verbindung mit Jesus Christus als Quelle aufrechtzuerhalten. Lackner: "Die Kirche ist ein organisches Ganzes, das wächst und fließt. In diesem Strom des Lebens sich einzufügen und einzubringen, das bedeutet christlich leben und glauben."
Ökumene und Politik feiern mit
Bei dem Festgottesdienst am Sonntag, der zugleich Schluss- und Höhepunkt einer bereits am 1. September gestarteten Erentrudis-Festwoche war, feierten u.a. Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der Salzburger Landtag und Vizebürgermeister Florian Kreibich mit, weiters die Nonnberger Äbtissin Veronika Kronlacher, Erzabt Korbinian Birnbacher, Abtpräses Johannes Perkmann und als Ökumene-Vertreter Achimandrit Ilias Papadopoulos (griechisch-orthodox) und Gerhard Reiffinger (Neuapostolische Kirche).
Landeshauptmann Haslauer würdigte bei der Feier Erentrudis' "außergewöhnliche Rolle in Salzburgs Geschichte". Um ihr Vermächtnis und ihren Platz in der Tradition lebendig zu halten, würden Landespolitik wie auch Kirche, Wissenschaft und Volkskultur "alle an einem Strang ziehen". Erentrudis sei "tief mit der Kultur im Land verwurzelt" und "für viele Menschen in Salzburg ein wichtiger Anker im Leben", hatte Haslauer bereits Tage zuvor bei einem akademischen Akt erklärt.
Erentrudis stehe für "zeitlose Werte, die nichts an Wichtigkeit verloren haben" wie Glaube, Nächstenliebe und das Einstehen füreinander, sagte die Tiroler Landtagsabgeordnete Katrin Brugger, die Landeshauptmann Anton Mattle vertrat. Es gelte, diese Werte "weiterzuleben".
Reliquien auf Tour
Bei den Feierlichkeiten am Sonntag fand nach dem Festgottesdienst im Dom ein Umzug mit Schützen, Musikkapellen und Heimatvereinen von der Altstadt bis ins Nonntal statt, wo es ein "Erentrudisfest" gab. Ein Höhepunkt war zudem die Prozession der Reliquien vom Stift Nonnberg zum Dom sowie zur St. Erhard-Kirche im Nonntal und wieder zurück.
Die sterblichen Überreste der Heiligen standen bereits vor 400 Jahren im Fokus der Aufmerksamkeit, als die damals zweite Reliquientranslation von Erentrudis stattfand. Strategische Überlegungen im Zusammenhang mit der Gegenreformation - und ein beabsichtigtes "Beeindrucken der Menschen" - dürften damals für Erzbischof Lodron und Stift Nonnberg eine Rolle gespielt haben, vermutete der Mittelalter-Experte Wolfgang Neuper, früherer langjähriger Archivar der Erzdiözese Salzburg und nunmehr im Salzburger Landesarchiv tätig, in einem diese Woche veröffentlichten Interview mit dem Salzburger Landes-Medienzentrum.
Die "Adler-starke"
Zu der aus fürstlichem Haus stammenden Erentrudis gibt es keine zeitgenössischen Berichte, vielmehr wird sie erst in der Lebensbeschreibung von Rupert im späten 8. Jahrhundert als dessen Begleiterin erwähnt, rund 80 Jahre nach ihrem Tod. Die Legende, sie sei Ruperts Nichte gewesen, sei nicht gesichert, so Neuper, wohl aber, dass sie die erste Äbtissin am 714 gegründeten Kloster Nonnberg war. Eine eigene Lebensbeschreibung stammt erst aus dem frühen 14. Jahrhundert beim Chronisten Caesarius, der der Heiligen - wenngleich nicht aus erster Hand - hohe Gelehrsamkeit, Gastfreundschaft und Nächstenliebe zuschreibt. Als Todestag wird meist der 30. Juni 718 angegeben.
Von Erzbischof Lodron wurde Erentrudis am 4. September 1624 zur Stadt- und Landesmutter von Salzburg ernannt. Erzbischof Karl Berg erhob sie schließlich 1986 (neben Rupert und Virgil sowie Johannes Nepomuk) zur Diözesanpatronin. Ihre Gebeine werden heute in einem Büstenreliquiar und in einem Reliquienschrein im Klausurbereich des Stifts aufbewahrt. Der Name Erentrudis kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet "Adler-Starke", "adlergleiche Seherin". (Infos: https://eds.at/erentrudisfest)
Quelle: kathpress