Schwertner fordert nüchterne Asyl- und Migrationsdebatte
Eine nüchterne Asyl- und Migrationsdebatte hat der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner eingefordert. Das wäre nicht nur im Sinne der in Österreich Schutzsuchenden und Migranten, sondern davon würden auch die Österreicherinnen und Österreich profitieren, zeigte sich Schwertner in einem Gastkommentar in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" überzeugt.
"Nicht alle Menschen, die Asyl in Österreich beantragen, werden auch Asyl erhalten." Deshalb brauche es auch rasche Lösungen für Menschen, die keine Bleibeperspektiven haben, so Schwertner: "Wir benötigen rasche und faire Asylverfahren."
Eine existenzsichernde Grundversorgung müsse zudem Integration ab dem ersten Tag zur Normalität werden lassen, "damit Menschen, die bei uns Schutz suchen, nicht zum Nichtstun verdammt sind. Sie brauchen raschen Zugang zu qualitätsvollen Deutschkursen, Bildung und Berufsqualifizierung, rasche Anerkennung oder Ergänzung der im Herkunftsland erworbenen Berufe sowie Zugang zum Arbeitsmarkt".
All diese Maßnahmen wären nicht nur im Interesse der Betroffenen selbst, sondern auch im Interesse der Gesellschaft insgesamt, so der Caritasdirektor: "Sie sind nicht nur sozial, sondern auch ökonomisch sinnvoll." Gerade Kriegsvertriebene aus der Ukraine hätten gezeigt, "dass viele Schutzsuchende Qualifikationen mitbringen, die in unserer Gesellschaft dringend benötigt werden".
Schwertner: "Wenn wir also wollen, dass unsere Eltern und Großeltern auch künftig noch gepflegt werden, wenn wir dem Arbeitskräftemangel in den unterschiedlichsten Branchen begegnen wollen, sollten wir den Zugang zum Arbeitsmarkt für qualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten weiter erleichtern - gezielt und gesteuert, aber auch mit offenen Armen und offenen Herzen."
Die Grenzen der Toleranz
Zugleich hielt Schwertner fest, dass es mehr Anstrengungen gegen Rassismus, Extremismus und Diskriminierung brauche. "Dass es Rechte und Pflichten für alle gibt, steht außer Streit. Dass Gesetze ausnahmslos für alle gelten, ist Basis unseres Rechtsstaates", so der Caritasdirektor und weiter: "Unsere Toleranz endet da, wo sie missbraucht und gegen unseren liberalen Rechtsstaat selbst gerichtet wird - gegen Werte, die uns wichtig sind: Die Gleichstellung von Mann und Frau, die Freiheit zu lieben und zu glauben, wen und an wen man möchte."
Es gehe um grundsätzliche Fragen, so Schwertner: "Wie wollen wir als Land und Kontinent Asyl und Zuwanderung künftig gestalten? Wie kann es uns mit Blick auf die tausenden Toten im Mittelmeer gelingen, nicht nur EU-Außengrenzen, sondern auch Menschenleben zu schützen? Wollen wir auch künftig ein Land sein, das Verantwortung nicht abschiebt und sich zu seinen (völker-) rechtlichen Verpflichtungen bekennt?" Die Antworten auf diese Fragen sollte man nicht den Populisten und Extremisten überlassen, "sondern sie selbstbewusst und nicht naiv selbst geben".
Schwertner verwies auf Papst Franziskus: Dieser warne vor einer Globalisierung der Gleichgültigkeit. Und er habe recht: "Die Not der Menschen geht uns immer etwas an, wir tragen als Menschen einfach Verantwortung füreinander."
Quelle: kathpress