Schönborn: Kirche muss Respekt vor Würde jedes Menschen wachhalten
Die globale Verteidigung der Menschenwürde ist laut Kardinal Christoph Schönborn eine wesentliche Aufgabe für die katholische Kirche. "Der Universalanspruch Jesu ist eine Einladung an die Freiheit. Das ist das, was das Christentum, was die Kirche in dieser Welt wach halten muss: der unbedingte Respekt vor der Freiheit und der Würde jedes Menschen", sagte der Wiener Erzbischof in einer am Dienstagabend ausgestrahlten neuen ORF-TV-Dokumentation.
Die Menschenwürde sei heute vielfach bedroht, warnte Schönborn. Totalitäre Tendenzen würden an vielen Stellen zunehmen, so der Kardinal: "Und wo die Macht nicht mehr verbunden ist mit dem unbedingten Respekt vor der Würde des Einzelnen, da wird es finster."
Neben dem Wiener Erzbischof porträtierte der Film "Männer in Rot - Der Papst und seine Kardinäle" in der Sendereihe "kreuz und quer" unter anderem auch Kardinal Protase Rugambwa aus Tansania, den Papst Franziskus im Vorjahr ins Kardinalskollegium aufgenommen hat. Auch er betonte die Rolle der Kirche für die Förderung von Würde und Geschwisterlichkeit aller Menschen.
"Für die Kirche in Afrika, wie für die in Europa gilt: Wir müssen die Barrieren überwinden, die uns daran hindern, eine einzige große Familie von Menschen zu sein", sagte der Erzbischof von Tabora. Rugambwa erinnerte zudem an die im April 2024 vom Vatikan veröffentlichte Erklärung "Dignitas infinita", in dem die Menschenwürde im Mittelpunkt steht. Katholiken müssten sich für die unbegrenzte Würde des Menschen einsetzen, hielt der Kardinal fest. "Dazu sind wir gerufen: einander zu respektieren und für die Rechte, die allen gemeinsam sind, einzutreten".
Auch Streit unter Kardinälen
Die TV-Dokumentation von Christian Rathner beleuchtete die historische Entwicklung des Kardinalats, Aufgaben, Auswahlprozess und die wachsende Internationalität des Kardinalskollegiums im Pontifikat von Papst Franziskus. Der kanadisch-tschechische Kurienkardinal Michael Czerny - er leitet im Vatikan das 2017 im Zuge der Kurienreformen von Papst Franziskus begründete Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen - sprach auch über die Diskussionen unter Kardinälen zu Kirchenfragen, die manchmal auch öffentlich ausgetragen werden.
"Stellen Sie sich vor, da wären 120 Männer, die genau wie der Papst denken und sprechen und handeln. Da wäre wohl ein noch größeres Problem als die Tatsache, dass es unter ihnen Dissens und Meinungsverschiedenheiten gibt", meinte Czerny. Die Unterschiede seien ein Zeichen der Vitalität und der Freiheit in der Kirche. Etwa auch papstkritische Kardinäle stärker zu kontrollieren, hält Czerny für "keine gute Idee". Das lehre die Geschichte, so der Kurienkardinal, und weiter: "Lieber leben wir damit, dass manches als Dialog beginnt und im Schreien endet. So ist das Leben."
(kreuz und quer, "Männer in Rot - Der Papst und seine Kardinäle", nachzusehen auf der Plattform ORF ON unter https://on.orf.at/video/14245134/kreuz-und-quer-maenner-in-rot-der-papst-und-seine-kardinaele)
Quelle: kathpress