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Führungswechsel bei Stiftung Pro Oriente
Pro Oriente

Führungswechsel bei Stiftung Pro Oriente

Neuer Präsident Clemens Koja und scheidender Präsident Alfons Kloss im Kathpress-Interview über aktuelle Herausforderungen in der Ökumene - Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen der katholischen Kirche und den Ostkirchen auch weiterhin im Fokus der ökumenisch ausgerichteten Stiftung

30.12.2024

Die Stiftung Pro Oriente wird sich auch in Zukunft nach Kräften bemühen, zur Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen der katholischen Kirche und den Ostkirchen in Österreich wie auch in vielen anderen Regionen der Welt beizutragen. Das hat der neue Präsident von Pro Oriente, Botschafter Clemens Koja, im Kathpress-Interview betont. Koja nahm gemeinsam mit dem scheidenden Präsidenten Alfons M. Kloss zu den Aktivitäten der Stiftung, zu ökumenischen Herausforderungen, gelungenen Projekten und noch zu bearbeitenden "Baustellen" Stellung.

 

Koja tritt sein Amt als Pro Oriente-Präsident mit 1. Jänner 2025 an. Er folgt auf Botschafter i.R. Alfons M. Kloss, der die Stiftung seit 2018 als Präsident leitete und sein Amt auf eigenen Wunsch mit Jahresende zurücklegt. Koja wurde bei der Kuratoriumssitzung der Stiftung am 19. September in Wien zum neuen Präsidenten gewählt.

 

Botschafter Koja unterstrich im Kathpress-Interview, dass er während seiner gesamten diplomatischen Laufbahn den Religionsfragen stets ein besonderes Augenmerk geschenkt und den Kontakt zu den Kirchen und Religionsgemeinschaften bewusst gesucht habe: "Religion ist einfach Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit und kann in Konflikten eine positive wie auch negative Rolle spielen". Insofern sei bei ihm das Bewusstsein für die Bedeutung des ökumenischen und interreligiösen Dialogs immer lebendig gewesen.

 

Clemens Koja, geboren 1960, maturierte 1978 am Akademischen Gymnasium Salzburg und absolvierte anschließend das Studium der Rechtswissenschaften sowie der katholischen Theologie in Salzburg und Rom. 1989 trat er in den österreichischen Auswärtigen Dienst ein und war u.a. an den österreichischen Botschaften in Warschau, Rom und Madrid tätig. 1994 bis 1997 war Koja Gesandter-Botschaftsrat an der Österreichischen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom. Von 2008 bis 2012 war er Botschafter in Serbien, von 2012 bis 2016 in Slowenien.

 

Von 2016 bis 2018 war Koja Österreichs Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), zwischen 2018 und 2022 leitete er die OSZE-Mission in Skopje, Nordmazedonien. Nach einem mehrmonatigen Einsatz in Usbekistan 2023, ebenfalls für die OSZE, ist Botschafter Koja seit September vergangenen Jahres im Außenministerium für multilaterale Kulturpolitik und Sportangelegenheiten zuständig.

 

Verhältnis Kirche-Staat

 

Im Blick auf Südosteuropa, aber auch darüber hinaus meinte Koja, dass man dem Verhältnis zwischen Kirche und Staat künftig im ökumenischen Gespräch mit der Orthodoxie mehr Gewicht beimessen sollte. Diesen Befund unterstrich auch Präsident Kloss, der sich in diesem Zusammenhang auch in Übereinstimmung mit Kardinal Kurt Koch sah, dem Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für die Einheit der Christen.

 

Koja unterstrich, dass Pro Oriente jederzeit bereit sei, ökumenische Initiativen zu setzen, um Begegnungen zu ermöglichen, Brücken zu bauen und als neutraler Player neue Räume bzw. Perspektiven zu eröffnen. Ebenso stehe die Expertise von Pro Oriente natürlich auch der österreichischen Politik zur Verfügung, so Koja.

 

Jugendprojekte und Versöhnungsinitiativen

 

Kloss nannte als besondere Meilensteine seiner Amtszeit u.a. die Nahost-Jugendworkshops der Stiftung und das Projekt "Healing of Wounded Memories". Die ökumenischen Nahost-Jugendworkshops führt die Stiftung seit 2022 gemeinsam mit der "We choose abundant life"-Gruppe in so gut wie allen Ländern des Nahen Ostens durch. Die in verschiedenen Kirchen beheimateten jungen Menschen reflektieren dabei die politische, ökonomische, gesellschaftliche und kirchliche Situation in ihren Heimatländern und erarbeiten Zukunftsszenarien für Verbesserungen. Dies sei "gerade in der derzeitigen Situation von bewaffneten Konflikten und existenzieller Bedrohung in der Region sehr wichtig", so Kloss.

 

Das Pro Oriente-Projekt "Healing of Wounded Memories" (Verletzte Erinnerungen heilen) hat im November 2023 mit einer internationalen Konferenz in Wien seinen Anfang genommen. Rund 50 Teilnehmende aus Europa, den USA und dem Nahen Osten hatten dabei Aspekte einer Theologie der Versöhnung reflektiert, zugleich aber auch konkrete geopolitische Konfliktfelder in der Ukraine, in Südosteuropa und im Nahen Osten in den Blick genommen. Die Themen der Auftaktkonferenz wurden bislang in regionalen Workshops in Bosnien und auf Zypern vertieft. 2025 folgen ein Workshop in Vilnius (Litauen) zur Ukraine und eine Abschlusskonferenz in Wien.

 

Vertrauensvolle Zusammenarbeit

 

Ausdrücklich würdigten Koja und Kloss die Verdienste von Kardinal Christoph Schönborn als Vorsitzender des Kuratoriums von Pro Oriente. Mit der Annahme des Rücktrittsansuchens Schönborns als Erzbischof von Wien durch Papst Franziskus wird in zeitlicher Nähe zum 80. Geburtstag des Kardinals im Jänner gerechnet. Damit wird auch seine Amtszeit als Kuratoriumsvorsitzender von Pro Oriente enden, da diese Aufgabe satzungsgemäß immer vom jeweiligen Wiener Erzbischof wahrzunehmen ist. Der künftige Nachfolger von Kardinal Schönborn als Erzbischof von Wien wird damit ab dem Zeitpunkt der Amtsübernahme auch Vorsitzender im Pro Oriente-Kuratorium. Koja zeigte sich überzeugt, dass es auch mit dem neuen Erzbischof von Wien eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit geben werde.

 

Übereinstimmend hielten Koja und Kloss zudem fest, dass die Arbeit von Pro Oriente gemäß Statut zwar auf die katholisch-orthodoxen Beziehungen fokussiert sei, man darüber hinaus gegebenenfalls aber auch die Kirchen der reformatorischen Tradition im Blick haben müsse. So seien bei den Nahost-Jugendworkshops fallweise auch junge Erwachsene aus reformatorischen Kirchen mit dabei. Die jungen Leute seien ohnehin weniger an konfessionellen Vorgaben orientiert. Und das sei auch ganz im Sinne des Papstes, der immer wieder davon spreche, sich auf das zu konzentrieren, "was uns eint, und nicht auf das, was uns noch trennt."

 

Anlaufstelle für Ostkirchen in Österreich

 

Kloss sprach zudem davon, dass es mit den orthodoxen und orientalischen Kirchen bzw. Gemeinden in Österreich durchwegs gute Beziehungen gebe. Dies zeige sich durch viele persönliche Besuche, sei es bei kirchlichen oder ökumenischen Feierlichkeiten oder Veranstaltungen, aber auch bei vielen informellen Begegnungen und Konsultationen. Man tausche sich vielfältig aus und stehe in regelmäßigem Kontakt.

 

Dankbar zeigte sich Kloss auch für den so bedeutenden Beitrag der drei Pro Oriente-Sektionen Salzburg, Graz und Linz. Es gebe ein fruchtbares Zusammenwirken im Sinne der Anliegen der Gesamtstiftung und die Sektionen würden auch sehr wichtige eigene Schwerpunkte setzen.

 

Gedenken an Erich Leitenberger

 

Kloss würdigte in seinem Rückblick auf seine siebenjährige Amtszeit auch ausdrücklich Prof. Erich Leitenberger. Der frühere Chefredakteur der Kathpress und Pressesprecher mehrerer Wiener Erzbischöfe hatte nach seiner Pensionierung ehrenamtlich für Pro Oriente gearbeitet und "unermüdlich, mit viel Expertise und Engagement unter anderem den Pro Oriente-Informationsdienst aufgebaut". Leitenberger ist im Jänner 2021 verstorben.

 

Alfons M. Kloss wurde 1953 in Graz geboren. Er begann nach dem Jus-Studium in Salzburg und am College d'Europe in Brügge eine Diplomatenkarriere. Im Außenministerium arbeitete er zunächst im Völkerrechtsbüro und in der für die KSZE (heute OSZE) zuständigen Abteilung, später an den österreichischen Botschaften in New Delhi, Helsinki und Bonn sowie als Generalkonsul in Mailand. Von 1997 bis 2001 war er Kabinettsvizedirektor in der Präsidentschaftskanzlei, von 2001 bis 2007 Botschafter in Italien und von 2007 bis 2011 außenpolitischer Berater des Bundespräsidenten. Von 2011 bis 2018 war er Österreichs Botschafter beim Heiligen Stuhl. Kloss wurde 2017 zum Pro Oriente-Präsidenten gewählt. Da er anfangs noch aktiver Botschafter war, wurde er bis Mitte 2018 noch von seinem Vorgänger Johann Marte unterstützt.

 

 

Quelle: kathpress

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