
Ordensmann Knapp: Gespräche mit areligiösen Menschen sehr kostbar
Seit 20 Jahren lebt und wirkt der Autor und Ordensmann Andreas Knapp inzwischen als "Kleiner Bruder vom Evangelium" auf den Spuren von Charles de Foucauld in Leipzig. Die Begegnung und die Gespräche mit areligiösen Menschen gehören für ihn zum Alltag: während seiner Zeit als Fließbandarbeiter ebenso wie in seinem Leben in einem Plattenbauviertel: "Ich war mitten unter Menschen, die mit dem Christentum oft seit Generationen nichts mehr zu tun haben. Für mich waren diese Gespräche sehr kostbar, denn sie unterbrechen das, was in mir religiös Sozialisiertem selbstverständlich abläuft", betonte Knapp in einem Interview mit dem "Tiroler Sonntag" (Ausgabe 5 vom 30. Jänner).
Durch solche Gespräche müsse er selber immer wieder über den Kern des eigenen Glaubens neu nachdenken - und damit auch "über das Fragwürdige, auf das mich die Fragen nicht-religiöser Menschen aufmerksam machen. Das kann den eigenen Glauben, das scheinbar Vertraute und Selbstverständliche, sehr vertiefen und bereichern". Schließlich bleibe auch der gläubige Christ immer suchend und tastend: "Wir bleiben immer Suchende und Tastende, im Staunen und im Erschrecken über unser Leben und die Welt. Wir fragen: Gibt es jemanden, dem sich diese Welt verdankt? Gibt es ein Ohr, das uns hört in Freude und Schmerz? Oder verhallt es in einem tauben und stummen Weltall? Ja, Glauben heißt, an der Schwelle zu stehen, suchen und tasten".
Knapp wohnt gemeinsam mit zwei weiteren Brüdern in einem Plattenbau in Leipzig - einer der am stärksten säkularisierten Städte weltweit mit einem Anteil von nur 10 Prozent evangelische und 4 Prozent katholische Christen. Nach Jahren u.a. als Arbeiter am Fließband ist Knapp, der auch als Autor geistlicher Literatur und Lyrik bekannt ist, inzwischen in Pension. "In unserer Wohnung haben wir eine Kapelle, verbringen viel Zeit mit Gebet und Meditation, beten gemeinsam das Morgen- und Abendlob und feiern Eucharistie oder Wortgottesdienst. Wir sind eine kleine betende Gemeinschaft, eine christliche Zelle in einem Hochhaus, in dem wohl sonst keiner mehr getauft ist." Man pflege einen "solidarischen Lebensstil" und biete u.a. regelmäßig offene Abende mit gemeinsamer Bibellektüre und anschließendem Essen an.
(Am 8. Februar ist Andreas Knapp zu Gast im Tiroler Bildungshaus St. Michael in Matrei/Brenner. Dort bietet er u.a. ein Seminar unter dem Titel "Sucht neue Worte, das Wort zu verkünden. Von Gott reden in säkularer Zeit" an. Am Nachmittag findet dann eine Lesung unter dem Titel "ganz knapp. Gedichte an der Schwelle zu Gott" statt. Infos: https://st.michael.dibk.at)
Quelle: kathpress