
Kirchlicher "Tag gegen Menschenhandel" mit Gebeten und Musical
Geschäfte mit der "Ware Mensch" müssen ein No-Go werden: Diese Forderung hat die Ordensfrau Sr. Maria Schlackl im Vorfeld des von Papst Franziskus ausgerufenen internationalen Gebetstags gegen Menschenhandel (8. Februar) erneuert. Der Tag ist auch Gedenktag der heiligen Bakhita (1869-1947), die als Schutzpatronin des Sudans und aller Opfer des Menschenhandels verehrt wird. Im Linzer Mariendom gedenkt eine von Schlackl mitbegründete Initiative gegen Menschenhandel der ehemaligen Sklavin und späteren Ordensschwester Josefine Bakhita mit einem Gottesdienst im Linzer Mariendom (18.15 Uhr). In Wien wird im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern das Musical "Bakhita - Sehnsucht nach Freiheit" vom Priester und Liedermacher Heinz Purrer zu Ehren der Heiligen aufgeführt.
"Der Kampf gegen Menschenhandel muss intensiviert werden - von allen, besonders von christlichen Gemeinden und Verantwortungsträgerinnen und -trägern in Kirche und Politik", fordert Schlackl in einem Beitrag der Webseite der Diözese Linz. Nicht selten habe sie die Erfahrung gemacht, dass Menschenhandel als "ein lästiges Randthema" abgetan wird. Die 2014 von ihr gegründete Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel - aktiv für Menschenwürde in OÖ", die von SOLWODI (Solidarity with women in distress) getragen wird, hat sich zum Ziel gesetzt, gegen Gewalt an Frauen, Zwangsprostitution und Menschenhandel zu kämpfen. Am Samstag will die Initiative im Linzer Mariendom auf jene Unrechtstaten aufmerksam machen und Betroffene ins Gebet einschließen.
Musical ehrt Heilige
Im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien (Stumpergasse 13) erinnert am Samstag eine Aufführung des Musicals "Bakhita - Sehnsucht nach Freiheit" vom oberösterreichischen Priester und Liedermacher Heinz Purrer an die moderne Heilige. Purrer wird dort um 17 Uhr mit seiner Gruppe "Sing & Pray" auftreten, mit der er bereits im Vorjahr einen Tonträger mit einer konzertanten Live-Aufführung des Musicals veröffentlicht hat. Purrer, der überdies auch eine Messe für die Heilige komponierte, erklärte im Interview mit Kathpress, dass sich die packende Biografie der gebürtigen Südsudanesin "hervorragend" für die dramatische Inszenierung eigne.
Bakhita wurde als Siebenjährige von Sklavenjägern entführt, erlebte in ihrer weiteren Kindheit jahrelang Leid und Demütigung, wurde zudem fünfmal an andere Besitzer verkauft. Der letzte von ihnen - ein reicher Konsul aus Italien - erwies sich als menschlich, brachte sie mit 16 in seine Heimat und wollte ihr die Freiheit schenken. Das Erleben der Natur, erst recht jedoch der Anblick des gekreuzigten Christus auf einem Kruzifix bewegten sie derart, dass sie sich taufen ließ und schon drei Jahre später in den Orden der Canossianerinnen in Venedig eintrat. Von ihrer Oberin bekam Bakhita den Auftrag, ihre Erfahrungen und Erlebnisse niederzuschreiben. Wegen ihrer Herkunft und Ordenszugehörigkeit sowie auch infolge ihrer regen Reise- und Vortragstätigkeit erlangte die Afrikanerin in Italien schon zu Lebzeiten - sie verstarb am 8. Februar 1947 - enorme Berühmtheit.
App soll Bewusstsein schärfen
Im Vorfeld des katholischen Welttages gegen den Menschenhandel traf indessen bereits vergangenen Samstag (1. Februar) eine Gruppe junger Aktivistinnen in Rom ein, um die drei Heiligen Pforten im Vatikan zu durchschreiten und auf Opfer von Menschenhandel aufmerksam zu machen. Die jungen Leute, überwiegend Frauen aus verschiedenen Ländern wie Australien, Kamerun, Japan, Mexiko oder Peru, arbeiten eng mit dem kirchlichen Anti-Menschenhandel-Netzwerk "Talitha Kum" zusammen.
Auf ihrer Pilgerreise im Heiligen Jahr sammeln die Aktivistinnen Schritte für die "Walking in Dignity"-App von "Talitha Kum", wie "Vatican News" berichtete. Die App wurde von Jugendbotschafterinnen des Ordensnetzwerks im Vorjahr gestartet und lädt Gleichaltrige ein, sich durch gemeinsames Gehen für Menschenhandelsopfer zu engagieren. Schwester Abby Avelino, die internationale Koordinatorin von "Talitha Kum" erinnerte: "Und während wir 'mit Würde' und mit den Menschen gehen, denken wir daran, wie viele Menschen immer noch in moderner Sklaverei leben; es sind schätzungsweise 50 Millionen."
Seit dem Start der App haben laut "Vatican News" Nutzer aus 95 Ländern rund 200.000.000 Schritte gespendet, was 200.000 Token beziehungsweise einer Strecke von 52.120.000 Kilometern entspricht. Für neun Projekte, die mit "Talitha Kum" verbunden seien, sei das angestrebte Ziel von 150.000 Token erreicht worden. Die App kann bei Google Play und im Apple App Store heruntergeladen werden.
Quelle: kathpress