
Schönborn: "Was derzeit in den USA passiert, ist brandgefährlich"
Tief besorgt im Blick auf die politische Weltlage hat sich Kardinal Christoph Schönborn gezeigt. In seiner Freitagskolumne in der Tageszeitung "Heute" übte er unter anderem scharfe Kritik an der neuen US-Regierung unter Donald Trump. "Was derzeit in den USA passiert, ist brandgefährlich", schrieb Schönborn. Er stellte dabei die gegenwärtige weltpolitische Entwicklung in den Zusammenhang der beiden Pole Rechtsstaatlichkeit und Vertrauen auf der einen Seite bzw. Willkür und Misstrauen auf der anderen Seite.
Schönborn: "Verträge regeln weite Teile unseres Lebens. Sie werden, wie man sagt, auf Treu und Glauben abgeschlossen. Sie sind in gegenseitigem Vertrauen verfasst. Beide Seiten haben sich auf den Inhalt geeinigt. Sie müssen deshalb von beiden Seiten gewissenhaft eingehalten werden." Das gelte für Mietverträge, für den Handel, die Wirtschaft, für Eheverträge und für zwischenstaatliche Vereinbarungen. Verträge könnten freilich auch verändert werden. Dann müssten sie aber neu verhandelt werden. "Der Rechtsstaat lebt davon, dass Verträge gelten", so der Kardinal.
Das Gegenteil davon sei Willkür: "Der Mächtige diktiert seinen Willen, egal was vertraglich vereinbart ist." Willkür erzeuge Angst und Misstrauen, sie "untergräbt das gegenseitige Vertrauen. Es ist auf nichts mehr Verlass." Das sei derzeit in den USA der Fall, beobachtete Schönborn: "Handelsabkommen werden einseitig gebrochen, bestehende staatliche Rechte infrage gestellt, das geltende Recht und seine verfassungsmäßige Absicherung beiseitegeschoben."
Weltweit würden die Diktaturen zunehmen und damit die Willkür der Herrschenden, so der emeritierte Wiener Erzbischof weiter. "Auf der Strecke bleiben Treu und Glauben, Vertrauen und Sicherheit, und vor allem die Schwächeren, Ärmeren, Schutzlosen", mahnte Schönborn, und endete mit der Frage: "Wollen wir das?"
Quelle: kathpress