
Caritas-Hotel "magdas" feiert Zehn-Jahr-Jubiläum
Seit zehn Jahren bietet das Caritas-Hotel "magdas" Menschen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt eine berufliche Perspektive. "Jeder Mensch soll eine faire Chance auf ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben bekommen", erklärte Wiener Caritasdirektor Alexander Bodmann bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien das Konzept hinter dem "Social Business"-Modell der Hilfsorganisation. Die Zukunft der Integration liege in der Begleitung "vom ersten Tag weg". Mit Blick auf eine nächste Bundesregierung appellierte er, die Mittel für Integration, Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe nicht zu kürzen, sondern auszuweiten. "Wir können Menschen in den Arbeitsmarkt integrieren, wenn wir wollen - und das hat auch positive Effekte auf die österreichische Wirtschaft", so Bodmann.
Als "Social Business" wurde das Hotel 2015 nahe dem Wiener Prater eröffnet und sorgte international für Aufmerksamkeit. Heute befindet sich "magdas" in der Ungargasse (1030 Wien) und beschäftigt weiterhin rund 60 Prozent Arbeitnehmende mit Fluchthintergrund. Mehr als 100 geflüchtete Personen fanden seit der Eröffnung dort eine Anstellung. Zudem bildet das Hotel aktuell zehn Lehrlinge aus. Mit etwa 35.000 Übernachtungen pro Jahr, 85 Zimmern und einem Seminarbetrieb finanziert sich das Unternehmen weitgehend selbst.
Erwerbsarbeit bezeichnete der Wiener Caritasdirektor als einen zentralen Faktor für gelingende Integration, finanzielle Unabhängigkeit und soziale Teilhabe. Zudem könne jedes Unternehmen in Österreich ein "magdas" Hotel sein, so Bodmann weiter. Nötig dafür seien aber Begleitung, Basisqualifizierung und Unterstützung für Arbeitgebende wie Arbeitnehmende. "Es kann mit Unterstützung gut gelingen Menschen in den Arbeitsmarkt zu bringen."
Scharfe Kritik äußerte Bodmann an der Entscheidung der US-Regierung, die Mittel der US-Entwicklungsbehörde USAID drastisch zu kürzen. Diese Kürzungen hätten verheerende Folgen für Menschen in Krisenregionen, denen plötzlich jegliche Unterstützung fehle, etwa für den Schulbesuch oder den Zugang zu medizinischer Versorgung. "Solche Entscheidungen sind nicht nur verantwortungslos, sondern auch rücksichtslos und werden letztlich zu verstärkten Fluchtbewegungen führen", warnte der Caritasdirektor. Österreich solle sich dieser negativen Entwicklung nicht anschließen, da die Konsequenz neuerliche Fluchtbewegungen sowie eine Schwächung des internationalen Gleichgewichts mit sich bringen könnten, so Bodmann.
"magdas" löst soziale und wirtschaftliche Probleme
"Es ist uns ziemlich gut geglückt", lautete das Fazit von Gabriele Sonnleitner, Geschäftsführerin von "magdas" Social Business. Die Vision sei gewesen, "ein soziales Problem mit wirtschaftlichen Mitteln zu lösen und aus Vorurteilen Vorteile zu machen". Geflüchtete Menschen würden jedoch von der österreichischen Wirtschaft "nicht gesehen".
"Lassen wir Potenziale nicht ungenutzt und ermöglichen all jenen, die hier sind und arbeiten möchten, eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt. Wir zeigen, dass es gelingen kann", appellierte Sonnleitner. Erfolgreiche Modelle wie freiwillige Integrationsjahre und Kursangebote hätten sich dabei bewährt.
Petra Draxl, Vorständin des Arbeitsmarktservice (AMS), betonte, dass "magdas" dieselbe Unterstützung erhalte wie andere Betriebe. Die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt funktioniere, benötige jedoch Zeit und ausreichende Mittel. Laut AMS sind derzeit rund 54 Prozent jener Menschen, die 2015/16 nach Österreich geflüchtet sind, in Beschäftigung (Stand Dezember 2024). Ziel des AMS sei aktuell "inländischen Potenziale auszuschöpfen, aber auch Menschen, die zu uns kommen, rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren". Vonseiten der Bundesregierung benötige man dafür jedoch ausreichend Mittel, um Integration tatsächlich fördern zu können. Als positive Beispiele nannte sie sogenannte Jugendcolleges für geflüchtete Menschen unter 25 Jahren, die aktuell in Wien, Graz und Innsbruck angeboten werden. Nötig seien aber auch Integrationsprogramm für Personen über 25 Jahre, um "Arbeiten und Lernen miteinander zu verknüpfen."
Als Beispiel für eine erfolgreiche Integration wurde Hussein Ali Mohamad Ajob vorgestellt, der 2018 als Housekeeping-Mitarbeiter im "magdas" Hotel begann und mittlerweile als Pflegeassistent arbeitet. "Mein Weg war nicht leicht - Arbeiten, parallel den Hauptschulabschluss nachholen, eine Ausbildung machen - aber es war möglich, weil ich die Chance bekommen habe", schilderte Ajob. Integration geschehe nicht von selbst, sondern erfordere "harte Arbeit und die richtige Unterstützung".
Quelle: kathpress