
Kirchenhilfswerke fordern Maßnahmen für mehr soziale Gerechtigkeit
Einen gemeinsamen Aufruf an die politischen Entscheidungsträger weltweit zu sofortigen Maßnahmen für mehr soziale Gerechtigkeit hat der internationale Dachverband der katholischen Hilfswerke (CIDSE) gestartet. Nötig seien ambitioniertere nationale Klimaziele zur Umsetzung des Pariser Abkommens, ein Schuldenerlass für wirtschaftlich besonders verletzliche Länder sowie eine Aufstockung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit. Mithilfe dieser Maßnahmen sollten Klimaanpassung und Armutsbekämpfung im Globalen Süden unterstützt werden, hieß es am Donnerstag in einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung zum UN-Welttag für soziale Gerechtigkeit (20. Februar).
Auch an Österreichs künftige Regierung wurden Forderungen gestellt, von Anja Appel als heimische Vertreterin im Weltdachverband. Die Parteien, die sich gerade an einer Regierungsbildung beteiligten, sollten "multilaterale und bilaterale Verpflichtungen einhalten, die internationale Kooperation stärken und die Suche nach gemeinsamen Lösungen im Dialog mit Zivilgesellschaft und Wissenschaft forcieren", mahnte die Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission (KOO), die zu den CIDSE-Gründungsmitgliedern gehört. Erst so bleibe Österreichs internationale Glaubwürdigkeit gewahrt.
Abschottungstendenzen und autoritäre Entwicklungen
Appel warnte zudem vor "Abschottungstendenzen und autoritären Entwicklungen", die derzeit in vielen Ländern zu beobachten seien. Diese stellten eine Gefahr für die adäquate internationale Antwort auf die dringendsten globalen Herausforderungen dar. Die KOO-Leiterin bekräftigte im Gegenzug das Bekenntnis zur internationalen Kooperation der katholischen Hilfswerke, die im alltäglichen politischen Wirken wie auch in humanitären Katastrophen zu tragen komme. Gemeinsam im Netzwerk und mit Ausrichtung auf "internationale Gerechtigkeit, Gutes Leben für alle und Sorge um das Gemeinsame Haus" seien Herausforderungen im Außen oder Inneren besser bewältigbar.
Globale Herausforderungen
Die Unterzeichner der CIDSE-Erklärung erinnern in ihrer Erklärung an die kollektive Verantwortung, gegen Armut, Ungleichheit und Umweltzerstörung vorzugehen. Die globalen Herausforderungen seien enorm, so die Hilfswerke. Kritik äußerten sie konkret am aktuellen Wirtschaftssystem, das Profite über Menschen stelle, anhaltende Umweltzerstörung sowie den wachsenden Druck auf demokratische Prozesse und zivilgesellschaftliches Engagement.
Trotz dieser Entwicklungen sehen die Vertreter der kirchlichen Hilfswerke auch Zeichen der Hoffnung. Die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaften im Globalen Süden sei eine "Quelle der Inspiration und ermutigen uns, uns mit ihnen zu solidarisieren", heißt es in der Erklärung. Den Herausforderungen zum Trotz setzten sich Menschen für ihre Rechte ein, passten sich den Folgen des Klimawandels an und arbeiteten an einer besseren Zukunft. Auch in den Reichen Ländern sollten Regierungen, Organisationen und Einzelpersonen "nicht nur über soziale Gerechtigkeit nachzudenken, sondern aktiv für sie einzutreten".
Die vielen heute miteinander verbundenen globalen Krisen machten die Gegenwart zu einem "entscheidenden Moment für kollektive Anstrengungen", so die CIDSE weiter.
Der Dachverband war gegen Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils 1965 - vor 60 Jahren - gegründet worden, um die weltweite Solidarität der Kirche in konkretes Handeln zu überführen. Dieser Anlass wie auch der nahende zehnte Jahrestag der am 24. Mai 2015 veröffentlichten Umweltenzyklika Laudato Si' und die im November anstehende UN-Klimakonferenz in Brasilien müssten genutzt werden, um verbindliche Maßnahmen für eine sozial und ökologisch gerechte Welt zu ergreifen, hieß es.
Quelle: kathpress