
Fairtrade-Geschäftsführer: Frauen stärken, Diskriminierung bekämpfen
Der Einsatz für Menschenrechte, Gleichstellung und Frauenrechte ist eine universelle Aufgabe - unabhängig vom Geschlecht: Das hat Fairtrade-Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress anlässlich des Internationalen Weltfrauentags am Freitag (8. März) betont. Es liege aber eine klare Verantwortung bei "weißen Männern", sich für Frauenrechte, Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung einzusetzen. "Es braucht Männer, die bereits alle Rechte haben, und sagen: 'Ja, ich bin bereit, etwas zu ändern.'" Fairtrade Österreich engagiere sich laut Kirner seit der Gründung gegen Diskriminierung - etwa mittels der 'Women's School of Leadership'-Programme in Afrika und Lateinamerika oder eines internen Wertekatalogs.
Aktuell sei man von einer tatsächlichen Gleichstellung noch ein gutes Stück entfernt. Gesellschaftliche und strukturelle Ordnungen, die über Jahrhunderte gewachsen sind, ließen sich nicht von heute auf morgen ändern. "Das braucht Zeit und geht nicht ohne die Männer", konstatierte der Fairtrade-Geschäftsführer.
Der Einsatz für Menschenrechte sei nicht zuletzt ein Gebot der christlichen Lehre und der westlichen Kultur, betonte Kirner. Voraussetzung dafür sei jedoch zunächst die Sensibilisierung für Ungerechtigkeiten und in weiterer Folge das Erheben der Stimme. Letzteres dürfe niemandem abgesprochen werden. Kritik an Frauenquoten oder die Abwertung des Weltfrauentags oder des Feminismus als 'Kampfbegriffe' wies der Experte daher entschieden zurück. "Wir können mit einer Frauenquote aufhören, sobald wir das Ziel erreicht haben", so Kirner; bis dahin sei es aber ein wichtiges Instrument.
Internationaler Einsatz
"Fairtrade agiert nicht im luftleeren Raum, sondern ist immer gesellschaftlich und politisch eingeordnet", so der Geschäftsführer. Als Organisation könne man vorrangig mittels Standards und Regeln Anti-Diskriminierung einfordern und überprüfen. Das Spektrum reiche vom Verbot sexueller Belästigung am Arbeitsplatz bis zur gleichen Bezahlung für gleiche Arbeit oder einer geschlechtergerechten Vergabe von Arbeitsplätzen. Als zentralen Wert von Fairtrade nannte Kirner die Menschenrechte, "denn niemand will diskriminiert werden".
Ein "mächtiges Signal" sei es, wenn Frauen in Führungspositionen aufsteigen. Mit den 'Women's School of Leadership'-Programmen wolle der Faire Handel Frauen für Führungspositionen in Kooperativen ausbilden, wo sie wiederum als Multiplikatorinnen und Motivatorinnen für andere Frauen auftreten. Auch Mikrokredite ermöglichten es Frauen, Nähmaschinen oder Backequipment für den Aufbau eines eigenen Einkommens anzuschaffen.
Wenig bis gar keine Möglichkeiten habe Fairtrade hingegen bei diskriminierenden Gesetzen, etwa wenn Frauen von Grundbesitz oder Erbe ausgeschlossen seien, erklärte Kirner. Auf Grenzen stoße man auch bei diskriminierenden oder einschränkenden Gesetzen, etwa beim Versammlungs- oder Gewerkschaftsverbot in China. In solchen Ländern sei keine Tätigkeit von Fairtrade möglich. In Afrika und im Nahen Osten sind laut Fairtrade-Zahlen lediglich 21 Prozent der Mitglieder von Fairtrade-Genossenschaften oder -Kooperationen weiblich, in Lateinamerika und der Karibik 24 Prozent und im asiatischen Raum nur 13 Prozent.
Kirche fördert "Fairtrade Österreich"
Unterstützt wird Fairtrade Österreich von wichtigen Playern der Zivilgesellschaft, darunter zahlreiche kirchliche Organisationen wie die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, die Caritas, die Katholische Frauenbewegung, die Katholische Jugend, "Jugend Eine Welt" oder "Horizont3000".
Fairtrade Österreich (voller Name: Verein zur Förderung des fairen Handels mit den Ländern des Südens) ist ein 1993 gegründeter gemeinnütziger Verein mit Sitz in Wien. Er vergibt in Österreich das Fairtrade-Siegel für den fairen Handel mit dem Globalen Süden. Ziel ist es, Armut in Asien, Lateinamerika und Afrika zu mindern und Kleinbauern, Plantagenarbeiter sowie ihre Familien und Gemeinden zu fördern.
Vorsitzende von Fairtrade Österreich ist seit Mai 2023 Johanna Mang; ehemalige Geschäftsführerin des WWF Österreich und Mitarbeiterin der Austrian Development Agency. Zuvor war der frühere Caritas-Präsident Helmut Schüller von 2007 bis 2023 Vorsitzender. Im Vorstand sind als Kirchenvertreterinnen und -vertreter sind Annie Van den Nest (Katholische Frauenbewegung Österreich), Ernst Gassner (ARGE Weltläden), Günter Lenhart (Oikocredit), Mita Johnson (Caritas Österreich), Petra Herout (Horizont 3000), Teresa Millesi (DKA) sowie Konrad Rehling (Südwind), der auch stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist.
Quelle: kathpress