
ÖVP feiert ihre Gründung vor 80 Jahren mit Gottesdienst in Wien
Mit einem Gottesdienst und einem Festakt im Wiener Schottenstift hat die Österreichische Volkspartei (ÖVP) am Mittwochnachmittag ihr 80-jähriges Bestehen gefeiert. Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka erinnerte dabei in seiner Predigt vor Bundeskanzler Christian Stocker und VP-Spitzen aus Bund und Ländern in der Schottenbasilika an die christlichen Fundamente der Partei und ihre bleibende Bedeutung. Auch der mit der Parteigründung verbundene Anspruch, als Volkspartei einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Kräften herzustellen, sei angesichts des gesellschaftlichen Pluralismus heute genauso wichtig wie vor 80 Jahren.
Es sei keinesfalls gesichert gewesen, dass das Treffen der Parteigründer am 17. April 1945 im Schottenstift erfolgreich sein werde, rief Schipka bei der Predigt in Erinnerung: "Die Asche des ausgebrannten Stephansdoms war noch heiß, Wien in vielen Teilen zerstört, die Bevölkerung hat gehungert. Die Gestapo war noch immer unterwegs." Vor diesem Hintergrund sei es faszinierend, "dass sich Leopold Kunschak, Leopold Figl, Julius Raab und die anderen nicht von Bedenken haben leiten lassen - obwohl sie allen Grund dazu gehabt hätten."
Bedeutsam und als "Erfolgsrezept" habe sich erwiesen, dass die neu gegründete Volkspartei zum Ziel hatte, einen Ausgleich zwischen unterschiedlichen Gruppen wie Bauern, Arbeitnehmern und Wirtschaftstreibenden zu erreichen. "Nicht die Abgrenzung der einen von der anderen Gruppe war das Ziel, nicht die Profilbildung, nicht die Durchsetzung der Interessen, sondern der Kompromiss - bereits innerhalb der Partei."
Auffällig und "kein Zufall" sei zudem, dass die Gründung der ÖVP im Schottenstift erfolgt sei. Schipka wörtlich: "Die Gründer haben in ihrem christlichen Glauben das Fundament gesehen, das sie zuversichtlich sein lässt. Die Nähe zur Kirche war für sie keine Einschränkung, sondern eine Bestärkung. Und umgekehrt hat die Kirche, hat das Schottenstift, seine Infrastruktur zur Verfügung gestellt - wie auch heute. Sie hat die Politiker beim Aufbau Österreichs unterstützt, so gut sie es konnte. Aber beide in wechselseitiger Freiheit."
Seit 1945 sei die gesellschaftliche Vielfalt größer geworden, und umso wichtiger werde daher auch der Ausgleich zwischen den einzelnen Gruppen. "Nicht die Abgrenzung der Einen von den Anderen führt zum langfristigen Erfolg, sondern das Einbeziehen möglichst vieler. Das gilt beispielsweise für die größere Zahl an Religionsgemeinschaften ebenso wie die größere Vielfalt an Kulturen", sagte Schipka.
Christlicher Glaube richtig verstanden bedeute das Einbeziehen anderer: "Christlicher Glaube will das Leben umfassend schützen. Er wendet sich gegen die Diskriminierung anderer, oder dagegen, wenn die Gleichberechtigung von Frauen und Männern infrage gestellt wird, oder wenn Hass auf Juden, Muslime oder auf Angehörige sexueller Minderheiten geschürt wird. Christlicher Glaube ist ein Fundament, das nötig ist, um einen echten Ausgleich zwischen gesellschaftlichen Gruppen zu ermöglichen", betonte der Generalsekretär der Bischofskonferenz.
Christlicher Glaube erinnere aber auch daran, dass letztlich auch das politische Handeln immer vorläufig bleibe, dass die Entwicklung der Menschheit auch immer unverfügbar sei und auch die Politiker nicht alles selbst in der Hand haben, so Schipka. "Glaube entlastet von überhöhten Erwartungen oder Allmachtsfantasien."
Stocker: Österreich christlich-sozial gestalten
"Unsere Mission ist es, Österreich christlich-sozial zu gestalten." Das betonte Bundesparteiobmann Stocker bei der Agape im Anschluss an die Messe in den Räumen des Schottenklosters, wo die ÖVP vor 80 Jahren von Leopold Figl mitgegründet wurde. Der erste gewählte Bundeskanzler der Zweiten Republik habe es verstanden, den Menschen trotz widrigster Umstände Hoffnung zu vermitteln. Ausdruck dieser Haltung seien die bekannten Worte Figls bei der Weihnachtsansprache 1945 und sein "Glaubt an dieses Österreich" gewesen.
Aus der Anfangszeit der ÖVP könne man lernen, dass es vor allem dem "Geist des Miteinanders" unter den Politikern unterschiedlicher Parteien zu verdanken war, dass Österreich wieder seine Unabhängigkeit und Freiheit erlangen konnte. Der Blick zurück zeige, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit sei und dass es die Bereitschaft brauche, "mit allen im Gespräch zu bleiben", so der Bundeskanzler.
Für die ÖVP blieben weiterhin die Prinzipien der katholischen Soziallehre - Personalität, Solidarität und Subsidiarität - maßgeblich, genauso wie das Konzept der ökosozialen Marktwirtschaft. Leistung müsse sich lohnen und gleichzeitig brauche die ÖVP "den Blick auf die Ärmsten" gepaart mit der Haltung "Hilfe zur Selbsthilfe". Stocker weiter: "Familien haben einen Wert und müssen uns etwas wert sein." Im Blick auf die gegenwärtigen globalen Herausforderungen betonte der ÖVP-Obmann die Verbundenheit mit der Europäischen Union und den Wert Internationaler Organisationen.
Quelle: kathpress