
Theologische Fakultäten: Franziskus säte viel, die Ernte steht noch aus
Auch an den katholisch-theologischen Fakultäten im Land sowie an der Katholischen Privat-Universität Linz (KU) herrscht Trauer über den Tod von Papst Franziskus. In Nachrufen erklärten die Fakultäten in Wien, Graz und Linz, dem Erbe von Papst Franziskus auch in theologischer Hinsicht treu bleiben zu wollen.
Die Wiener Katholisch-Theologische Fakultät erinnerte etwa an eine Botschaft, die Franziskus zum 650-Jahr-Jubiläum der Universität Wien im Jahr 2015 sandte und in der er betont hatte, dass universitäre Bildung "allein der Autorität der Vernunft und der Wahrheit verpflichtet" sei. Die Aufgabe der Wissenschaft liege dabei allerdings nicht nur im Erkennen nüchterner Wahrheiten, sondern auch im "Erkennen, was recht, gut, wahr ist". Bei aller notwendigen Ausdifferenzierung dürfe das Gemeinsame aller Disziplinen nicht verloren gehen: denn die Universität "ist Raum der Begegnung und des Austausches - auf wissenschaftlicher und auf menschlicher Ebene", so Franziskus damals.
Diesem Geist fühle man sich auch nach dem Tod von Papst Franziskus weiterhin verpflichtet, heißt es in dem auf der Website der Fakultät veröffentlichten Statement. Die Fakultät wolle sich weiterhin darum bemühen, "nicht die Sensibilität für das Wahre, den Mut zur Wahrheit zu verlieren".
An dogmatische Desiderate, die das Pontifikat von Papst Franziskus hinterlassen hat, erinnerte außerdem der Studiendekan der Grazer Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Bernd Hillebrand. In einem von ihm verfassten und auf der Fakultätswebsite veröffentlichten Nachruf betonte Hillebrand, dass Franziskus "viel gesät" habe, "was lehramtlich (noch) nicht eingeholt wurde". Hillebrand: "Die pastorale Seite des Dogmas wurde zwar eingeholt, aber nicht die dogmatische Bedeutung für eine synodale Pastoral". Franziskus habe vielmehr darauf vertraut, "dass durch einen neuen pastoralen Stil sich irgendwann auch das Dogma verändern könnte".
Die Dekanin der Theologischen Fakultät der KU Linz, Klara Csiszar, zeigte sich in einem Nachruf auf der Website der KU überzeugt, dass das päpstliche Erbe, dass von Menschlichkeit ebenso geprägt sei wie von seinem Einsatz für eine synodale Umgestaltung der Kirche "in der theologischen und gesellschaftlichen Reflexion weiterwirken und uns dazu inspirieren [wird], die Herausforderungen unserer Zeit mutig, verantwortungsbewusst und respektvoll gegenüber dem anderen und der Schöpfung anzugehen". Mit Gesten, Worten, aber auch mit lehramtlichen Schreiben habe Franziskus dazu angeregt, "über unseren Tellerrand hinauszuschauen, miteinander trotz unterscheide im Gespräch zu bleiben, die Schönheit der Katholizität in seiner Vielfalt zu entdecken, davor keine Angst zu haben, sondern uns davon uns inspirieren zu lassen."
Polak: Im Ringen um Reformen nicht nachlassen
Ein zwiespältige Bilanz zum Pontifikat von Franziskus zog in der "Furche" die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak. Nehme man die reformorientierten Anliegen etwa der österreichischen Kirche zum Maßstab, so blieben etwa im Blick auf die Rolle der Laien bzw. der Frauen in der Kirche "viele Reformhoffnungen unerfüllt und vor allem viele Frauen enttäuscht zurück". Blicke man indes aus weltkirchlicher Perspektive auf das Pontifikat - d.h. auch vor dem Hintergrund der Verschiebungen der kirchlichen Schwerpunkte in Richtung Globalem Süden, so stelle sich das Bild etwas anders dar.
Gewiss sei, dass Franziskus "eine andere Kirche" hinterlasse, "als er sie 2013 vorgefunden hat". Und auch wenn diese nicht so aussehe, wie sich es manch einer hierzulande erhoffen mag, so seien solche Enttäuschungen dennoch "ein gutes Vorzeichen, dass zwar nicht unser Wille, aber vielleicht der Wille Gottes geschehen kann".
Polak abschließend: "Ringt die Kirche weiterhin um diesen Weg, könnte sie - angestoßen durch das Franziskus-Pontifikat - zur aktuell vielleicht einzigen internationalen Institution werden, die in einer zerrissenen Welt daran erinnert, eine Menschheit zu sein, die die globalen Krisen nur gemeinsam und mit Gottes Hilfe bestehen kann. Es gibt also für uns in Österreich keinen Grund, klein beizugeben. Es gilt, sich weiterhin für die eigenen Anliegen einzusetzen - freilich aus universalkirchlicher Perspektive."
Quelle: kathpress