
Zulehner: Pastoralkultur von Franziskus kirchenrechtlich verankern
Der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner sieht die "erneuerte Pastoralkultur" der katholischen Kirche als wesentliches Erbe von Papst Franziskus, welches von seinem Nachfolger durch ein erneuertes Kirchenrecht geschützt werden sollte. Dasselbe gelte auch für die neuen Wege der Entscheidungsfindung: "Das flüchtige Ereignis der Synode braucht eine Institutionalisierung, um vor dem Vergessen bewahrt zu werden", schrieb der Kirchenexperte in einem Gastbeitrag für den "Kurier" (Samstag) anlässlich des Begräbnisses von Papst Franziskus.
Die von Franziskus geprägte Seelsorge sei "weder progressiv noch konservativ, sondern schlicht radikal: also tief im Evangelium verwurzelt", befand Zulehner. Der am Ostermontag verstorbene Papst habe als "Weltpfarrer" von einer "Kirche als Mutter und Hirtin" geträumt und Akzente verschoben: Die Kirche sei für ihn "keine Zollstation, sondern ein Feldlazarett" gewesen und habe "weniger von der Moral, sondern vom Heilen, weniger von den Sünden, sondern von Wunden, die Menschen einander, sich selbst oder der Natur zufügen" gesprochen.
Weiters sei der Pontifex aus Argentinien "nicht für Exklusion und Exkommunikation, sondern für Inklusion" gestanden und habe "katholisch nicht als konfessionell, sondern als universell" verstanden. Zulehner: "Alle, todos, hatte er im Blick, vor allem die Völker am Rand und die Armgemachten der Welt, sah sie an, schenkte ihnen so Ansehen und versicherte sie ihrer Würde." Dies hätten wiederverheiratete Geschiedene und Homosexuelle ebenso auf positive Weise zu spüren bekommen wie auch die anderen christlichen Kirchen und die großen Religionen der Welt.
"Dem neuen Papst, egal wo er herkommt, muss an der taumelnden Welt liegen und daran, die Kirche für ihren Dienst an der Welt fit zu erhalten", so der Wiener Theologe. Dazu gehöre auch die Weiterführung der Bemühungen von Franziskus einer Aufwertung der Rolle der Frau in der Kirche. Derzeit stelle man mit Freude fest, "dass von der Weihe abgesehen, Frauen in allen Bereichen des kirchlichen Lebens gleichgestellt sind: Eine Frau regiert immerhin den Vatikanstaat, eine andere leitet ein Ministerium (Dikasterium) und ist Vorgesetzte eines Kardinals". Im Konklave seien Frauen jedoch weiterhin ausgeschlossen, merkte Zulehner an, "sieht man vom Wohlwollen der Knotenlöserin Maria, Jesu Mutter, ab, die oft angerufen werden wird".
Quelle: Kathpress