
80 Jahre Republik: Alt-Bundespräsident würdigt Staat-Kirche-Kooperation
Der frühere Bundespräsident Heinz Fischer hat sich lobend zum Staat-Kirche-Verhältnis in Österreich geäußert. "Zu den vielen positiven Leistungen der Zweiten Republik gehört auch, dass ernsthaft und seriös an einer Verbesserung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche gearbeitet wurde", sagte Fischer im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Besonders würdigte Fischer dabei Kardinal Franz König (1905-2004) sowie Kardinal Christoph Schönborn, die er beide persönlich schätze und die dazu beigetragen hätten, dass das Verhältnis von Staat und Kirche heute durch Wohlwollen und Kooperation geprägt sei. Fischer äußerte sich aus Anlass des 80-jährigen Bestehens der Zweiten Republik, das in diesen Tagen gefeiert wird.
"Ich glaube, man kann sagen, dass sich das Verhältnis zwischen Staat und Kirche, aber auch zwischen Staat und Sozialdemokratie in einer sehr positiven Weise entwickelt - und darüber bin ich froh", so Fischer. Auch mit Blick auf Europa seien "gefestigte christliche Kirchen" ein "wichtiger, positiver Faktor" der Entwicklung. Um so mehr sorge ihn der Relevanzverlust der Kirchen: "Der Relevanzverlust der christlichen Kirchen ist mir nicht gleichgültig".
Nach Friedensphase Übertritt in "neues Kapitel der Weltpolitik"
Zeitgleich äußerte sich Fischer zum 80-Jahr-Jubiläum der Zweiten Republik auch in einer neuen Folge des Podcasts der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe), "Der Sozialkompass". Darin unterstrich Fischer die Bedeutung der Erinnerung an diese lange, mit der Republiksgründung verbundene Friedensphase in Österreich. "Das war ein atemberaubender, positiver und zugleich schwieriger Wechsel": nach dem Ende des Krieges und der nationalsozialistischen Herrschaft einen funktionsfähigen stabilen Rechtsstaat aufzubauen. Die wichtigsten Punkte auf diesem Weg seien neben der Wiedererrichtung Österreichs im Mai 1945 die demokratischen Weichenstellungen bei den Wahlen im November 1945, der Staatsvertrag 1955, der Beitritt Österreichs zu den Vereinten Nationen im selben Jahr, die gesetzliche Festschreibung der Neutralität Österreichs, der Fall des Eisernen Vorhangs 1989 und schließlich 1995 der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union.
Heute erlebe man mit der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump sowie dem Ukraine-Krieg den Übertritt in ein "neues Kapitel der Weltpolitik", schlug Fischer den Bogen in die Gegenwart. Der Krieg ist der große Feind der Menschheit und der Demokratie." Österreich sei zwar "keine Insel der Seligen mehr", zitierte Fischer ein Wort des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., der dies bei seiner Rede 2007 in der Wiener Hofburg sagte. - Doch Österreich verteidige weiterhin den Wert der Demokratie und des Friedens gerade auch vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte: "Wir können nur sagen: Die Demokratie ist etwas unglaublich Wichtiges und wir bemühen uns, demokratische Strukturen aufrecht zu erhalten und militärische Konflikte zu vermeiden.
(Die aktuelle Folge des ksoe-Podcasts mit Heinz Fischer kann unter https://www.ksoe.at/podcast/153107/welche-entwicklungen-haben-sterreich-gepraegt-heinz-fischer nachgehört werden)
Quelle: kathpress