
Theologe Tück: Neues Buch geht "Spuren des Heiligen heute" nach
In seinem neuen Buch "Minima Theologica" geht der Wiener Theologe Prof. Jan-Heiner Tück "Spuren des Heiligen heute" nach, wie es im Untertitel heißt. Das Buch stellt eine Sammlung von 40 "Miniaturen" - Beobachtungen, Reflexionen, Fragmente -, in denen der Autor eben jene Spuren des Heiligen in Kunst, Musik und Literatur aufspürt und auf deren "Deutungspotentiale" hin befragt. Am Montagabend präsentierte Tück das Buch in einem Gespräch mit der Linzer Theologin Prof. Isabella Guanzini in Wien. Dabei betonte Tück, die Texte stellten den Versuch einer "kulturell sensiblen Theologie" dar. Angesichts anhaltender Säkularisierungsprozesse müsse die Theologie vermehrt versuchen, jene Orte auszumachen, an denen heute die Grundfragen des Menschen verhandelt werden und dort sprachfähig werden.
Theologie sollte ein "seismografisches Gespür" für diese Orte entwickeln und sich nicht scheuen, auch in "experimentellen, kleinformatigen Formen" auf Tuchfühlung mit säkularer Kultur zu gehen. Ansonsten drohe sie den Anschluss an jene Lebenswelten zu verlieren, die heute Menschen bewegten, so Tück. "Wir müssen unsere binnenzentrierte Optik aufbrechen und erkennen, dass es auch Orte der Fremdprophetie gibt, die uns Potenziale des Evangeliums erkennen lassen". Das verändere letztlich die Theologie selbst, da sie aufgefordert wird, ihre Botschaft stärker in sinnlichen und praktischen Formen zu inkulturieren, so Tück.
Das Heilige könne sich schließlich in vielerlei Gestalt zeigen - in "dichten zwischenmenschlichen Begegnungen", in der "Erhabenheit und Schönheit der Natur" oder in ethischer Verpflichtung, "wo die Pflicht das Heilige wird, gleichsam die Stimme Gottes in uns", wie er im Vorwort schreibt. Auch Museen, Konzerthallen und Opernhäuser könnten als "säkulare Kathedralen" erkannt werden, die heutige Menschen aufsuchen, "um zu finden, was sie im Leben vermissen".
Der Titel "Minima Theologica" nehme bei all dem bewusst Bezug auf Theodor W. Adornos "Minima Moralia" (1951). Adorno habe eine "Suche nach Spuren des versagten Glücks" betrieben. Ähnlich wolle auch er in seinen Miniaturen - wenngleich "ohne die Hintergrundannahme eines universalen Verblendungszusammenhangs" - "den Schmerz um das Verlorene" und "die Hoffnung, dass das biblische Versprechen einer rettenden Gerechtigkeit am Ende nicht ins Leere geht" ausdrücken.
Auf dem Online-Portal der Katholischen Zeitschrift "Communio", www.communio.de, deren Schriftleiter Tück ist, geht Tück im Wechsel mit anderen Autoren in der Rubrik "Minima Theologica. Das theologische Tagebuch" eben jenen Suchbewegungen auch online nach. (Buchhinweis: Jan-Heiner Tück, Minima Theologica. Spuren des Heiligen heute. Erschienen im Verlag Herder. 216 Seiten. 18,60 Euro)
Quelle: kathpress