
Abt Dessl: "Klöster bleiben verlässliche Orte der Spiritualität"
Trotz vielfacher Herausforderungen ist sich der Wilheringer Abt Abt Dessl sicher, dass die Klöster auch in Zukunft "verlässliche Orte des Gebets, der Spiritualität und der Gastfreundschaft" sein werden. Er äußerte sich in einer Aussendung der Diözese Linz anlässlich des jüngsten Zusammentreffens der sieben Äbte und Pröpste der Oberösterreichischen Stifte. Abt Dessl vom Stift Wilhering ist Vorsitzender der Ordenskonferenz der Diözese Linz.
Am Mittwoch fand im Stift Kremsmünster die erste Zusammenkunft der oberösterreichischen Äbte und Pröpste in neuer Zusammensetzung statt. Die sieben Äbte und Pröpste kommen regelmäßig zum Austausch und zur Abstimmung in wesentlichen gemeinsamen Fragen zusammen. Erstmals mit dabei waren diesmal die beiden "Neuen": der Propst von St. Florian, Klaus Sonnleitner, und der Kremsmünsterer Abt Bernhard Eckerstorfer, der zugleich Gastgeber war. Weiters mit dabei waren Abt Nikolaus Thiel (Schlierbach), Abt Lukas Dikany (Schlägl), Abt Reinhold Dessl (Wilhering), Abt Maximilian Neulinger (Lambach) und Propst Markus Grasl (Reichersberg).
Eine zentrale Zukunftsfrage ist die des Ordensnachwuchses. Laut aktueller Statistik gibt es derzeit in Oberösterreich 725 Ordensleute: 214 männliche in 16 Gemeinschaften und 511 weibliche Ordensmitglieder in 17 Gemeinschaften. Den größten Teil der männlichen Ordensmitglieder in Oberösterreich stellen die sieben Stifte. Ein hoher Altersdurchschnitt der Gemeinschaften und sinkende Mitgliederzahlen prägten die letzten Jahrzehnte. "Es hat in den Stiften in den letzten Jahren aber auch einzelne Eintritte gegeben, die Anlass zur Hoffnung geben", so Abt Dessl. Die Berufungspastoral sei eine große Herausforderung für die Klöster, für die es in den einzelnen Stiften unterschiedliche Initiativen gibt. So wie in vielen Priesterseminaren und Klöstern in ganz Österreich setze man in manchen Stiften auch zunehmend auf Kandidaten aus anderen Kontinenten.
In Schlierbach, Kremsmünster, Schlägl und Lambach gab es in den letzten Jahren Neupriester. Ewald Nathanael Donhoffer vom Stift Schlägl wird am 6. Juni in der Stiftskirche Schlägl von Diözesanbischof Manfred Scheuer zum Priester geweiht.
Wie Dessl betonte, sind die Stifte auch wichtige regionale Arbeitgeber. In unterschiedlicher Größe sind sie in der Forstwirtschaft tätig und unterhalten auch andere Betriebe. Da die ordenseigenen Kräfte in diesen Bereichen immer weniger werden, bestehe eine Herausforderung darin, geeignete Laienmitarbeitende zu finden, die die Wirtschaftsbetriebe im Sinne des jeweiligen Stiftes professionell und loyal weiterführen. Dessl: "Die allgemeine schwierige Wirtschaftslage macht auch vor den Klostermauern nicht Halt und lässt Ausschau halten nach Ausgabenminderungen und neuen Einkommen."
Fünf der sieben Stifte betreiben bzw. beherbergen auch Schulen und sind damit "Bildungsnahversorger". Die Stifte übernehmen damit viele Aufgaben, die sonst von der öffentlichen Hand getätigt werden müssten. "Obwohl die Lehrer vom Bund bezahlt werden und Eltern ihre Beiträge leisten, bleiben den Stiften noch große finanzielle Ausgaben wie für Neubauten und Gebäudesanierungen", so der Abt. Die Herausforderung bestehe darin, "den Kontakt von Stiften und Schulen aufrechtzuerhalten, Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen und eine zeitgemäße Schulpastoral zu initiieren".
Alle sieben Stifte leisten zudem einen erheblichen Beitrag zur Seelsorge in vielen Pfarren und Pfarrgemeinden. Ein Aufrechterhalten der priesterlichen Dienste ohne die Stifte in Oberösterreich wäre nicht möglich, so Dessl. Herausfordernd sei der momentane Pfarrstrukturprozess der Diözese Linz, von dem alle Stifte betroffen sind. "Alle Beteiligten müssen sich in einer neuen Rolle zurechtfinden. Eine neue Zusammenarbeit mit Seelsorgeteams und Gremien muss eingeübt werden", erklärte der Abt von Stift Wilhering. Das teilweise Ausdünnen der pastoralen Landschaft hebe aber umgekehrt auch die Bedeutung der Klöster und Stifte als geistliche Zentren hervor.
Stifte hätten generell über Jahrhunderte hinweg einen langen Atem bewiesen, unterstrich Dessl: "Natürlich hat es auch Aufhebungen und Schließungen wie jüngst im Stift Engelszell gegeben, die zu bedauern sind. Aber wir haben die Zuversicht, mit einer kleineren Zahl von Mitbrüdern und engagierten Laienmitarbeitenden auch in Zukunft wesentliche Aufgaben erfüllen zu können." Trotz aller menschlichen Begrenztheiten seien die Klostergemeinschaften Orte gelebten christlichen Glaubens, die eine Ausstrahlung nach außen hin haben.
"Brückenbauer in einer polarisierten Zeit"
Der Abt würdigte einmal mehr den verstorbenen Papst Franziskus: Dessen Hauptanliegen sei es gewesen, die Barmherzigkeit Gottes erfahrbar zu machen. "Glaube muss sich 'beweisen' in der Hinwendung zu Menschen, besonders zu denen am Rande", so der Zisterzienserabt.
Und zum künftigen Papst meinte der Vorsitzende der OÖ-Ordenskonferenz: "Wir wünschen uns von einem neuen Papst, dass er seiner Aufgabe als 'Pontifex', als Brückenbauer in einer polarisierten Zeit, gerecht wird und die weltweite Kirche eint. Er soll kraftvoll den Glauben in der heutigen Welt zeitgerecht verkünden und dabei aus der reichen Tradition der Kirche schöpfen. Der Papst wird wie seine Vorgänger eine mahnende Stimme für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt sein."
Quelle: kathpress