
"Kirch'klang Festival": Scheuer betont humanisierende Kraft der Musik
Am Sonntag (11. Mai) startet die fünfte Ausgabe des "Kirch'klang Festival" im Salzkammergut. Bis zum 14. September werden in Kirchen und Schlössern insgesamt 15 Konzerte aufgeführt, die mehreren Jubiläen und dem Andenken an prägende Persönlichkeiten der heimischen wie internationalen Kunstszene gewidmet sind, wie Festival-Intendant Martin Haselböck bei der Programmpräsentation am Dienstag im Bischofshaus Linz erklärte. Auf die humanisierende Kraft von Musik und ihre Symbolkraft für die Gott-Fähigkeit und Gott-Begeisterung des Menschen wies der Linzer Bischof Manfred Scheuer hin und empfahl die Bachkonzerte (8./9. August) und die Aufführung von Haydns "Missa in tempore belli" in der Basilika Mondsee mit den Wiener Sängerknaben und dem Orchester Wiener Akademie (28. Juni).
Besonders auf das Verhältnis von Musik zu Krieg, Frieden und Religion kam Scheuer zu sprechen - mit Blick auf heutige Kriege sowie die 80. Jahrestage der Befreiung der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen sowie des Endes des Zweiten Weltkriegs, und weiters auch die heuer 30-jährige Mitgliedschaft Österreichs in der EU. "In diesen Wochen sind wir wieder konfrontiert mit Krieg und Gewalt, verbunden mit der Sehnsucht nach Frieden, Toleranz und Demokratie", sagte der Bischof. Musik könne "Friedenspotenzial" besitzen, aber auch "Antriebskraft für Gewalt und Krieg" sein. Scheuer verwies dabei auf militärische Märsche zur Ermutigung von Soldaten vor Feldzügen oder die "Musik der Gewalttäter". So entspreche Richard Wagners "Walkürenritt" der Perspektive der Angreifer und Aggressoren.
"Wahre Musik" aber sei keine Propaganda. Sie humanisiere und zivilisiere, betonte der Bischof. Sie habe die Bestimmung, "unser Sein zu heilen, zu besänftigen und zu preisen. Um die Seelen zu durchdringen. Um die Liebe zu rufen. Um das Leid zu verwandeln. Um Freude zu erwecken", zitierte Scheuer den französischen Philosophen und Musikwissenschaftler Vladimir Jankélévitch.
Musik als Symbol für die Offenbarung Gottes
Darüber hinaus könne durch Musik die Offenbarung Gottes symbolisiert werden. Scheuer verwies etwa auf Olivier Messiaen (1909-1992), dem "wie keinem zweiten Musiker der Moderne inspirierende Synthesen von Musik und Theologie" gelungen seien. Die 1983 in Paris uraufgeführte Franziskus-Oper sei die Summe seines Lebenswerkes. "Olivier Messiaen verbindet mit Thomas von Aquin die Auffassung des geistigen Gehalts der Musik sowie ihrer praktischen Funktion im Leben der Gläubigen im Allgemeinen", so Scheuer. Johann Sebastian Bach (1685-1750) ziele in seinem Schaffen "auf durch Musik initiierte Gemütsbewegungen ab, die den Menschen ganzheitlich für die leisen und kräftigen Rufe Gottes aufschließen".
Für das "Kirch'klang Festival" hat Festivalleiter Haselböck sein "vielleicht persönlichstes Programm" entworfen, wie er bei der Präsentation erklärte. Heuer feiert der Dirigent das 40-jährige Jubiläum seines Orchester Wiener Akademie, das in diesem Sommer drei Festkonzerte zum Besten gibt: eine Händel-Gala zum Muttertag in Bad Ischl, Haydns Paukenmesse mit den Wiener Sängerknaben in Mondsee (11. Mai) und Bachs weltliche Kantaten im Schloss Kammer (9. August).
John Malkovich in Salzburg
Zum vierzigjährigen Jubiläum des Orchesters Wiener Akademie gratuliert das "Kirch'klang Festival" im Schloss Leopoldskron am 14. September mit einer Lesung des Briefromans "Address Unknown" (1938) - vorgelesen von den bekannten amerikanischen Schauspielern John Malkovich und August Zirner. Musikalisch begleitet werden sie von Gottlieb Wallisch und seinen "20th Century Foxtrots".
Zu den weiteren Highlights des Konzertreigens zählt das "Orgel-Recital" von Olivier Latry (14. August) in Bad Ischl. Das "lang erwartete" Konzert des Organisten der Kathedrale Notre-Dame in Paris sei dem Andenken des im Vorjahr auf tragische Weise verstorbenen Stadtpfarrers von Bad Ischl, Christian Öhler, gewidmet, erklärte Haselböck: "Er war als Vorstandsmitglied unseres Festivals immer ein Förderer unserer Konzerte in 'seiner Kirche'."
Am letzten Konzertwochenende, am 21. August, gedenkt Festivalleiter Haselböck in Bad Ischl zweier Poeten: Bodo Hell und Ernst Jandl. Prominente Unterstützung erhält er dabei vom Schauspieler Karl Markovics, der die Texte der Literaten lesen wird, welche die Orgelmusik von Haselböck begleiten. (Infos: www.kirchklang.at)
Quelle: kathpress