
Pflege: Caritas mahnt mehr Geld für Ausbildung ein
Diesen Juni schließen unter anderem rund 40 junge Menschen ihre Ausbildung an den Höheren Lehranstalten für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP) der Caritas ab. 2020 als Schulversuch gestartet, verbinden die HLSP Matura und Berufsabschluss in Pflege oder Sozialbetreuung. Die Caritas hat diese Schulform mitentwickelt - eine Schule für junge Menschen ab 14 Jahren, die früh ins Berufsfeld einsteigen möchten. "Wir bilden heute dort aus, wo morgen Pflege- und Sozialbetreuungskräfte fehlen werden. Aber diese Ausbildung muss auch ermöglicht werden, nämlich durch faire Finanzierung und politische Rückendeckung", forderte Nora Tödtling-Musenbichler, Präsidentin der Caritas Österreich, in einer Aussendung am Mittwoch.
Trotz der hohen Nachfrage bleibe nämlich die Finanzierung ein Problem, so Tödtling-Musenbichler. Kirchliche Schulen müssten Schulgeld verlangen, um die Infrastruktur und laufende Kosten zu finanzieren. Diese Schulgelder von bis zu 4.800 Euro pro Jahr müsse in der Regel von den Eltern und der Familie bezahlt werden. Diese Kosten seien aber für viele Familien nicht leistbar.
Wer es mit der Sicherung von Betreuung und Pflege auch in der Zukunft ernst meint, "muss eine Ausbildung ermöglichen, die kostenfrei ist", forderte deshalb auch Ernst Sandriesser, Leiter der Caritas Schulträger-Kooperation und Direktor der Caritas Kärnten. "Seit über 40 Jahren bildet die Caritas Fachkräfte aus. Das Interesse an Sozialbetreuungsberufen und Pflege in ganz Österreich ist da. Wenn die Politik nicht auf das Interesse reagiert und die Träger der Ausbildungen unterstützt, gehen uns tausende Fachkräfte verloren."
Die Caritas-Schulen forderten deshalb eine nachhaltige, strukturierte und vollständig finanzierte Strategie zur Sicherung der Ausbildung im Bereich Pflege und Sozialbetreuung. Diese müsse alle Bereiche des Systems erfassen: von der Finanzierung über die Qualifizierung bis hin zur Anerkennung.
Betreuung und Pflege
Gute und zeitgemäße Versorgung brauche sowohl professionelle Pflege als auch qualifizierte Sozialbetreuung, hieß es vonseiten der Caritas weiter. Sie ergänzten sich und sicherten gemeinsam Lebensqualität, Teilhabe und Selbstbestimmung. Doch im aktuellen Regierungsprogramm komme die Sozialbetreuung schlichtweg nicht einmal vor.
Sozialbetreuungsberufe seien aber nicht "nice-to-have", sondern ein gleichwertiger, systemrelevanter Teil der Versorgung, in Pflegeheimen, bei mobilen Diensten, in der Behindertenarbeit, Familienhilfe und Palliativversorgung. "Die Politik muss endlich das gesamte Bild sehen und beide Berufe - Pflege und Sozialbetreuung - gleichwertig einplanen", so Tödtling-Musenbichler.
Nachsatz: "Wer Pflege und Sozialbetreuung will, muss die Ausbildung nicht nur auf Papier, sondern auch mit Geld, Plan und Respekt unterstützen. Wenn wir heute in Ausbildung investieren, gewinnen wir morgen Fachkräfte, die pflegen, betreuen und Verantwortung tragen - und die werden wir dringend brauchen."
Schulen der Caritas in Österreich
Die Caritas ist in Österreich der größte Schulträger für Sozialbetreuungsberufe. Insgesamt betreibt sie 20 Schulen in sechs Bundesländern, an denen rund 5.000 Auszubildende in den Bereichen Pflege, Soziales bzw. Sozialwirtschaft lernen. Davon absolvieren etwa 3.000 eine Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB). Seit 2020 bietet die Caritas außerdem an Höheren Lehranstalten für Pflege und Sozialbetreuung (HLSP) fünfjährige Ausbildungen mit Matura sowie an Fachschulen Ausbildungen mit Pflegevorbereitung an.
Quelle: kathpress