
Ministerin Plakolm: Paaren wieder mehr Mut zu Kindern machen
Es gibt in Österreich bei der Wertschätzung der Familien- und Pflegearbeit noch viel Luft nach oben. Das betont Familienministerin Claudia Plakolm (ÖVP) im Interview in der aktuellen Juli-Ausgabe des Magazins "ehe und familie" des Katholischen Familienverbands Österreichs. "Ich werde auf diese Arbeit, die in den Familien geleistet wird, aufmerksam machen. Egal ob es um die Unterstützung bei den Hausaufgaben geht, das Hin- und Heimbringen vom Sportverein oder einfach darum, dass der Kühlschrank nicht leer ist - es fallen extrem viele Aufgaben rund ums Familienleben an", sagte Plakolm. Zugleich bekannte sie sich dazu, dass man jungen Menschen wieder mehr Mut machen müsse, Kinder zu bekommen. Kritik an Sparmaßnahmen der Regierung im Familienbereich versuchte die Ministerin zu relativieren.
Gerade auch bei der Betreuung und Pflege von Angehörigen werde unglaublich viel geleistet. Oft seien es die Frauen, die hier die Aufgaben übernehmen, erinnerte Plakolm. Ihr Ziel sei es, "dass wir mehr Männer für den haupt- oder ehrenamtlichen Sozialbereich begeistern. Dann ist es für sie auch selbstverständlich, dass sie in der Care-Arbeit mehr mitanpacken." Der Zivildienst sei hier der "Headhunter", um junge Männer dafür zu begeistern.
Immer mehr Väter wollten sich stärker einbringen, und die Politik unterstütze das ganz bewusst mit den Leistungen während des Papamonats und mit dem Kinderbetreuungsgeld in der Karenz. Aber: "Wir wollen bei der Väterbeteiligung noch besser werden und darauf haben wir uns auch im Regierungsprogramm verständigt. Wir erarbeiten Maßnahmen, die es leichter machen sollen, dass Mamas und Papas sich die Kinderbetreuung aufteilen können."
"Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben"
Paaren müsse man wieder Mut machen, Kinder zu bekommen, betonte Plakolm. "Diese Debatten müssen wir wieder offener führen. Die Gesellschaft wird immer älter, wir brauchen auch Nachwuchs, der sich um die Älteren kümmert. Unsere Firmen brauchen natürlich auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." Um Familie und Beruf besser vereinbar zu machen, seien neben dem Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen vor allem Unternehmen wichtig, die genügend Flexibilität und Verständnis mitbringen.
Echte Wahlfreiheit bedeute für sie, "dass wir den Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben", erklärte die ÖVP-Politikerin. "Jede Familie weiß selbst, was für sie am besten ist. Wenn sich Eltern dazu entscheiden, länger beim Kind zu bleiben, ist das genauso in Ordnung wie die Entscheidung, wieder rasch ins Berufsleben einzusteigen."
Familie sei für sie dort, "wo Generationen füreinander sorgen". Politisch sei ihr Leitbild "die Familie mit Vater, Mutter und Kindern. Weil wir als Politik ein Interesse daran haben, dass es nachkommende Generationen gibt". Familie könne aber in unterschiedlichsten Konstellationen stattfinden, so Plakolm. "Wo Menschen füreinander sorgen, müssen wir sie unterstützen, so gut es geht."
Österreich "Europameister bei Familienleistungen"
"Zur Unterstützung der Familien bekennen wir uns nicht nur im Regierungsprogramm, sondern auch mit unseren Maßnahmen", so die Ministerin. Die Regierung müsse in den nächsten zwei Jahren in allen Bereichen einsparen. Sie sei aber froh, "dass wir trotz des großen Spardrucks alle Familienleistungen beibehalten können". Familien bekommen ab 1. Jänner 2026 genau die gleichen Leistungen ausbezahlt wie am 1. Jänner 2025. Das sei ihr in den Verhandlungen wichtig gewesen.
Die Kritik, dass die Familienleistungen dadurch aber nicht an die Inflation angepasst werden und die Familien real an Kaufkraft verlieren, konnte Plakolm aber zumindest nachvollziehen. Freilich mit dem Nachsatz: "Österreich ist ein Land, in dem Familien bisher und auch in Zukunft ordentlich unterstützt werden. Wir sind Europameister bei den Familienleistungen."
Darauf angesprochen, dass zwar die Mehrwertsteuer auf Damenhygieneartikel und Verhütungsmittel abgeschafft wird, aber etwa nicht auch auf Babywindeln, sagte Plakolm: "Ich kenne diese Forderung des Familienverbands, sie ist im Gegensatz zu den anderen beiden nicht Teil des Regierungsprogramms." Österreich unterstütze Familien mit vielen anderen Leistungen.
Bei der Debatte rund um alle Sozialleistungen sei es ihr wichtig, "dass es wieder einen spürbaren Unterschied geben muss, ob eine Familie ihr Einkommen aus einer Erwerbstätigkeit oder aus einer Sozialleistung bezieht. Arbeiten muss sich auszahlen, alles andere kann niemand nachvollziehen."
Quelle: kathpress