
Bischof Glettler: Schluss mit Vernichten und Zerstören!
Eindringlicher Friedensappell des Innsbrucker Bischofs Hermann Glettler: "Wann endlich ist Schluss mit dem unsinnigen Vernichten und Zerstören?", sagte er am Samstag bei einer Friedenswallfahrt zum Kloster St. Georgenberg in Tirol. "Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden", zitierte der Bischof die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1843-1914).
"Ohnmächtig" verfolge man derzeit, wie mit nuklearen Waffen gedroht werde und Kriegsherde eskalierten, so Glettler. Die Menschen in der Ukraine erlebten die schwersten Angriffswellen seit Beginn des Krieges. Christen aber dürften trotz der Überschwemmung mit Kriegs- und Krisenbotschaften nicht resignieren oder in "idyllische Blasen der Weltvergessenheit" flüchten, rief der Bischof auf. Vielmehr sollten sie weiterhin versuchen, aus ihrem Glauben heraus zu mehr Friede und Gerechtigkeit in der Welt beizutragen.
Als Vorbild nannte Glettler die Gottesmutter Maria als "stärkste Anwältin der Hoffnung". "Gehen wir in ihre Schule (...). Lernen wir von Maria eine empathische und heilsame Friedenstüchtigkeit", forderte Bischof laut Predigtmanuskript beim Gottesdienst zu der Friedenswallfahrt auf.
Gedenken an Friedenswallfahrt vor 80 Jahren
Zu dem Friedensweg von Stans auf den Georgenberg hatten die Benediktiner des Klosters eingeladen. Vor genau 80 Jahren - am 1. Juli 1945 - waren etwa 10.000 Menschen nach Ende des Zweiten Weltkriegs durch das Stanser Tal gezogen. Sie brachten damals das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter und die Heiligblutreliquie zurück auf den Georgenberg - als "Zeichen des Dankes, des Neuanfangs - und des Glaubens an den Frieden".
Bischof Glettler erinnerte am Samstag an die Dramatik jener Jahre, als sich nach Kriegsende zusätzlich zur einheimischen Bevölkerung rund 100.000 Menschen als sogenannte "Displaced Persons" in Tirol aufhielten. Das Leben habe besonders im städtischen Bereich einem "Dahinsiechen" in Trümmern geglichen, so Glettler. "Es galt jedoch nicht nur physischen Hunger zu stillen, sondern auch den seelischen. Kirche wurde zum Hoffnungsträger - nicht nur durch die Caritas und unmittelbare Nothilfe, sondern vor allem auch durch die Seelsorge und die erstarkenden Wallfahrten", sagte der Innsbrucker Bischof. Glettler erinnerte auch an die Kapellenwagen, die herumfuhren: "Sie machten Halt, wo Kirchen zerstört worden waren, boten die Möglichkeit zum gemeinsamen Gottesdienst und zur Beichte. Auch Hilfsgüter wurden von den mobilen Kapellen aus verteilt."
St. Georgenberg zählt mit einer bis ins 10. Jahrhundert zurückreichenden, wechselhaften Geschichte zu den ältesten Klöstern Tirols und ist bis heute ein beliebtes Pilgerziel. 2019 zogen die Benediktiner nach einer umfassenden Sanierung wieder von Fiecht auf den Georgenberg.
Quelle: kathpress