
Chalupka: Hoffnung auf ökumenische Fortschritte unter Papst Leo XIV.
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka erhofft sich von Papst Leo XIV. neuen Schwung für die Ökumene. Im Rahmen eines Pressegesprächs am Wochenende im Evangelischen Museum in Rutzenmoos in Oberösterreich wies der Bischof zum einen auf das sehr gute Verhältnis zwischen Evangelischer und Katholischer Kirche in Österreich hin. Hinsichtlich Fragen der Eucharistie und des Amtsverständnisses sei freilich im ökumenischen Dialog nichts weitergegangen, bilanzierte der Bischof die jüngere Vergangenheit. Ziel der Ökumene ist laut Chalupka die "Einheit in versöhnter Vielfalt". Es gehe um das gemeinsame Christuszeugnis, auch in unterschiedlichen Traditionen. Diese müssten als Ergänzungen gesehen werden.
Chalupka äußerte sich im Rahmen einer Pressereise auf den Spuren des oberösterreichischen Bauernkriegs. Dieser jährt sich im kommenden Jahr zum 400. Mal. Oberösterreich war noch in den ersten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts weitgehend evangelisch. In der Grafschaft Frankenburg war es 1625 wegen des zunehmenden Zwangs zur Konversation zur katholischen Kirche und der Einsetzung eines katholischen Pfarrers zum Aufstand der Bauern gekommen. Der (bayrische) Statthalter Adam von Herberstorff ließ daraufhin für den 15. Mai 1625 unter Androhung von Gewaltmaßnahmen rund 5.000 Bauern aus der Umgebung auf das Haushamerfeld beordern. Statt der vermuteten Gnade für die Aufständischen wurden 36 führende Vertreter des Bauernstandes festgenommen. Der Statthalter ließ sie paarweise um ihr Leben würfeln. 16 der "Verlierer" und eine weitere Person wurden anschließend gehängt. Ein Jahr später erhoben sich tausende Bauern gegen die Fremdherrschaft. Der Aufstand wurde nach anfänglichen Erfolgen blutig niedergeschlagen. Zwischen 12.000 und 15.000 Bauern fanden den Tod. Damit setzte auch die Gegenreformation mit aller Gewalt ein. Wer protestantisch bleiben wollte, musste entweder auswandern oder seinen Glauben künftig im Geheimen leben. Erst mit dem Toleranzpatent von Kaiser Joseph II. im Jahr 1781 war evangelisches Leben in Österreich wieder - unter Auflagen - öffentlich möglich.
"Es geht hier nicht um eine Art evangelische Vereinsgeschichte. Die Geschichte des Bauernaufstands ist vielmehr ein wichtiger Bestandteil der Geschichte dieses Landes und der gesamten Republik", zeigte sich Bischof Chalupka im Pressegespräch überzeugt. Österreich wäre nicht, was es ist, wenn es diese Geschichte und wenn es nicht die evangelischen Christen gegeben hätte, die heute eben aus bestimmten Gründen nur eine kleine Minderheit im Land darstellen. Österreich habe das immer noch nicht verstanden, so der Bischof. Er plädierte eindringlich für eine gemeinsame Erinnerungskultur.
Einmal mehr brachte Chalupka in diesem Zusammenhang auch den Karfreitag ins Spiel. Er bekräftigte die Forderung nach der Wiedereinführung des Karfreitags als Feiertag und unterstrich dessen Bedeutung in einer demokratischen Gesellschaft. - 2019 wurde der Karfreitag als Feiertag abgeschafft. Im Regierungsprogramm ist von einer Wiedereinführung keine Rede. - Der Tag sei eine "Schule des Mitgefühls", so Chalupka bzw. ein "lebendiges Denkmal".
Die Republik Österreich habe sich mit der Abschaffung des Feiertags um die Erinnerung an die Verfolgung der Evangelischen gebracht, die die Gegenreformation in eine Minderheitenposition brachte. "Die Demokratie lebt davon, dass Minderheiten geschützt werden und ein Bewusstsein dafür da ist, wie die eigene Geschichte entstanden ist", verwies Chalupka auch auf den aktuellen Umgang mit Minderheiten. Er betonte zugleich, dass sich auch seine Nachfolgerin im Bischofsamt, Cornelia Richter, bereits ausdrücklich dazu bekannte, für den Karfreitag zu kämpfen.
Das Pressegespräch fand im Rahmen einer Pressereise statt, zu der die Kathpress und der Evangelische Pressedienst geladen hatten.
Quelle: kathpress