
Erster offizieller Gedenktag des hl. Engelbert Kolland
Die katholische Kirche in Österreich begeht am 10. Juli erstmals den offiziellen Gedenktag des heiligen Engelbert Kolland (1827-1860). Der Tiroler Franziskanermissionar war im Oktober 2024 - als erster Österreicher seit mehr als 100 Jahren - von Papst Franziskus heiliggesprochen worden. Die Erinnerung an den in Damaskus ermordeten Märtyrer sei nicht nur ein historisches Gedenken, sondern zugleich ein Auftrag, "die Botschaft der verzeihenden Liebe Gottes neu zu verkünden", betonte Johannes Laichner, Missionsdirektor der Diözese Innsbruck, gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress.
Kollands Grab befindet sich in der Pauluskirche von Damaskus, nahe der Mar-Elias-Kirche, in der im Juni 2025 erneut Christen bei einem Anschlag ums Leben kamen. Für Laichner ein Mahnzeichen: "Die blutige Verfolgung der Christen ist bis heute traurige Realität. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen." Der Gedenktag sei daher auch ein Aufruf zum friedlichen Zeugnis: "Wir Christen antworten Hass und Terror mit Frieden und entwaffnender Liebe."
Sohn aus protestantischer Familie
Engelbert Kolland, geboren als Michael, stammte aus Ramsau im Zillertal. Sein Geburtshaus, das "Lochhäusl", steht noch heute, seine Taufkirche ist jene von Zell am Ziller. Seine Familie war jedoch ursprünglich protestantisch. Sein Vater Kajetan, ein Holzknecht, war Sprecher der im Untergrund lebenden Lutheraner und wurde Opfer der Vertreibungen im Zillertal im Jahr 1837, woraufhin die Familie in die "Toleranzgemeinde" Rachau in der Steiermark übersiedelte. Kolland ging in Salzburg zur Schule, trat dort den Franziskanern bei und erhielt die Ordensausbildung, lernte Fremdsprachen in Hall und wurde in Trient zum Priester geweiht.
Nach seiner Priesterweihe studierte Kolland mehrere Jahre in Bozen, bevor er 1855 als Missionar ins Heilige Land entsandt wurde. Nach einer kurzen Tätigkeit in der Jerusalemer Grabeskirche kam er an seine letzte Wirkstätte, zum Paulus-Kloster in Damaskus. Während der Drusenaufstände 1860 kam es dort 1860 zu Ausschreitungen, bei denen etwa 8.000 Christen im Viertel ermordet wurden. Als in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli das Kloster angegriffen wurde, gelang es Kolland zunächst, über das Dach zu fliehen, doch am Morgen wurde er gestellt. Dreimal wurde er gefragt, ob er bereit sei, Christus abzuschwören. Für jede Absage erhielt er einen Axthieb, bis er tot zusammenbrach. Der Angreifer soll Engelbert bereits gekannt haben.
Die Verehrung des 1926 seliggesprochenen Missionars hat in Österreich lange Tradition. 2010 wurde die "Engelbert-Kolland-Gemeinschaft" gegründet, auf 2.087 Metern Höhe entstand im Zillertal die "Granatkapelle zum seligen Engelbert". Der neue Heilige gilt als Fürsprecher bei Leiden im HNO-Bereich, bei Prüfungen und Gerichtsverhandlungen. In Zell am Ziller werden Reliquien verehrt, auch in Kirchen in Wien, Salzburg und der Steiermark finden sich Darstellungen des Märtyrers.
Mit Kolland wurden im Oktober 2024 elf weitere Märtyrer von Damaskus heiliggesprochen, darunter acht spanische Franziskaner sowie drei maronitisch-katholische Laien. Auch drei Ordensgründerinnen und -gründer wurden neu in den Heiligenkalender aufgenommen.
100 Heilige und Selige mit Österreich-Bezug
Die Zahl der Heiligen und Seligen mit Österreich-Bezug liegt bei knapp 100. In den vergangenen Jahrzehnten erfolgten jedoch fast ausschließlich Seligsprechungen, etwa von Franz Jägerstätter, Hildegard Burjan oder Kaiser Karl I.
Die jüngsten Heiligsprechungen mit Österreich-Bezug gab es zuvor 2003, als die 1939 verstorbene Maria Ursula Ledochowska - eine in Loosdorf geborene österreich-polnische Nonne und Ordensgründerin - zur "Ehre der Altäre" erhoben wurde, sowie im selben Jahr auch der in Südtirol geborene Steylerpater und China-Missionar Josef Freinademetz und sein in Deutschland geborener Ordensgründer Arnold Janssen, der aus politischen Gründen die österreichische Staatsbürgerschaft annahm. 1991 wurde der aus Polen stammende Karmelit und Russland-Missionar Raphael Kalinowski heiliggesprochen, der in Graz seine Priesterausbildung durchlief. Davor war die letzte "österreichische" Heiligsprechung die des im südmährischen Tasovice (Taßwitz) geborenen Redemptoristen und Wiener Stadtpatrons Clemens Maria Hofbauer, die bereits 1909 stattfand.
Quelle: kathpress