
Sonntagsallianz und Kirche gegen Sonntagsarbeit bei der Post
Die Allianz für den freien Sonntag und die Katholische Kirche haben vor einer Ausweitung der Sonntagsarbeit bei der Österreichischen Post gewarnt. Diese stellt seit Ende 2024 auch sonntags Pakete zu - nach Wien seit Ende Juni auch in Linz und bald in Graz. Die Sonntagsallianz warnte am Mittwoch vor den gesellschaftlichen Folgen und einer Beeinträchtigung des Wohls der Angestellten durch diese neue Entwicklung. "Die Ausweitung der Sonntagsarbeit gefährdet nicht nur die Gesundheit und das soziale Leben der Beschäftigten, sondern untergräbt auch den gesellschaftlichen Konsens über den Sonntag als gemeinsamen Ruhetag", hieß es in einer Aussendung.
"Die schnellste Befriedigung des Konsums" sei nicht das Wichtigste im Leben, erklärte Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl in einer Stellungnahme der Katholischen Kirche Steiermark bereits im Mai. "Bei systemrelevanten Berufen kommen wir nicht drumherum und all diesen Beschäftigten muss man dankbar sein, aber ob die Post am Sonntag zustellen muss, wie das in mehreren Landeshauptstädten angedacht ist, das kann man bezweifeln", so der kirchliche Sprecher der österreichweiten "Allianz für den freien Sonntag". Die katholische Kirche sieht im Ausbau der Sonntagszustellung "einen weiteren Schritt zur Aufweichung der Sonntagsruhe".
Allianz fordert Bekenntnis zum Sonntagsschutz
"Diese Entwicklung stellt einen klaren Dammbruch dar", zeigte sich auch die Sonntagsallianz alarmiert. Philipp Kuhlmann, gewerkschaftlicher Sprecher der Allianz, appelliert an die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, die langfristigen Folgen dieser Entscheidung zu bedenken und sich für den Schutz des arbeitsfreien Sonntags einzusetzen. "Was heute als Ausnahme beginnt, kann morgen zur Regel werden. Wir fordern ein klares Bekenntnis zum Sonntagsschutz - auch im digitalen Zeitalter."
Rund 444.000 Menschen in Österreich arbeiteten bereits regelmäßig sonntags, etwa im Bereich der öffentlichen Sicherheit, im Tourismus, im öffentlichen Verkehr, in der Pflege oder in Krankenhäusern, wie die Sonntagsallianz informierte. Diese leisteten mit ihrem "unermüdlichen Einsatz" einen "unverzichtbaren Beitrag für das Funktionieren unserer Gesellschaft". Der Sonntag dürfe aber nicht auch für alle anderen zum "ganz normalen Werktag" werden. "Der arbeitsfreie Sonntag ist ein hohes gesellschaftliches Gut, das nicht leichtfertig für wirtschaftliche Interessen geopfert werden darf", so die Forderung.
In Österreich gibt es kein generelles gesetzliches Arbeitsverbot am Sonntag. Das Konkordat zwischen der katholischen Kirche und dem Staat legt jedoch den Sonntag als Feiertag für die Menschen in Österreich fest, wie die Katholische Kirche Steiermark auf ihrer Webseite informiert. Für unselbstständig Beschäftigte sieht das Arbeitsruhegesetz eine Wochenendruhe von ununterbrochen 36 Stunden vor, in die der Sonntag fallen muss. "Hier gibt es aber zahlreiche Ausnahmen, die nun auch für die Zustellung von Paketen am Sonntag genutzt werden sollen", kritisierte die Kirche. Die katholische Arbeitnehmer:innenbewegung sprach von "einer unnötigen Aushöhlung des arbeitsfreien Tages". (Info: https://www.katholische-kirche-steiermark.at/aktuelles/60362/keine-pakete-am-sonntag und https://www.freiersonntag.at/)
Quelle: kathpress